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Alt 20.05.2010, 23:10   #1
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Standard Wie der Riese aus dem See das Ende der Welt erreichte...

Wie der Riese aus dem See das Ende der Welt erreichte nur um enttäuscht zu werden




Der Regen legte sich und die Wolken brachen um die Schönheit zu enthüllen, die diese Welt zu bieten hatte. Er sah sich um und empfand keine Angst mehr. Er fühlte sich wohl obwohl sein Körper ihm schmerzte und er nichts mehr bei sich trug außer den Kleidern am Leib. Und als er so an sich herunter sah entdeckte er ein Maßliebchen. Er nahm es auf und roch daran. Nie waren ihm Die Einzelheiten eines Duftes so bewusst und nie empfand er sie schöner. An diesem magischen Ort, der wir ein Rausch auf ihn wirkte, schien alles nach Abschied zu duften. Als ob er einem noch etwas mitgeben wollte.
Auch wenn es ihm nicht ganz klar erschien was das sein sollte, nahm er es gerne an. Er hatte es geradezu verdient bei all den Bemühungen und all dem Leid. Als er der Meinung war seinen Frieden gemacht zu haben beschloss er, dass es Zeit war den Weg zu Ende zu gehen, den er sich ausgesucht hatte. Er nahm einen letzten Atemzug und war bereit diese ihm bekannte Welt zu verlassen. Er drehte sich um und schweifte einen Moment. Dann geschah es.
Vor ihm tat sich eine Wand aus Licht auf die mit Sternen verziert an ihm vorbeiglitt. Etwas schöneres hatte er noch nicht gesehen und er war sich sicher, dass dies das Portal war nach dem er gesucht hatte. Er stellte sich vor wie er einfach hindurch schritt und das Glück finden würde. Doch er zögerte.
Nun war er am Ende seiner Reise angekommen und nur noch einen Schritt davon entfernt die Antworten auf seine Fragen zu finden. In diesem Moment kamen zweifel in ihm auf. War er sich eben noch sicher musste er sich jetzt Fragen ob er überhaupt im Stande sei diesen Schritt zu unternehmen, diese Bürde zu tragen und die Welt zu retten, denn das war wohl sein innigster Wunsch.
Er begann zu rekapitulieren...



GENOM


"Ich bin geboren worden um den Frieden zu bringen!" sagte er ohne zu wissen was dies bedeutete und sah sich in der kleinen Menge um. Die Menschen blickten zu ihm auf und waren starr. Niemals hatten sie Jemanden wie ihn gesehen. Selbst der größte Sohn ihrer Gemeinde reichte ihm nur bis zum Knie. Er wiederholte "Ich bin geboren worden um den Frieden zu bringen". Seine stimmte versetzte die kleinen Körper in Vibration und es brach eine allgemeine Übelkeit aus die den ein oder anderen Dorfbewohner dazu brachte das früh Gegessene wieder aus dem Körper zu befördern.
Er hatte sich diesen Moment anders vorgestellt. Statt einer herzlichen Begrüßung und unendlichem Dank standen sie nun da in ihrem Erbrochenem und stanken.
Diese erste Begegnung sollte stellvertretend sein für alles kommende. Selbst nach den ersten Wochen des gemeinsamen Lebens taten die Menschen sich schwer daran den Riesen aus dem See als ein von ihnen zu betrachten. Vielmehr duldeten sie ihn aufgrund seiner Mächtigkeit.

CAMPUS


Eines Tages dann, und es war eigentlich ein schöner Tag von herumfliegenden Blüten geprägt, Donnerte es am Horizont. Die junge Zivilisation, der dieses Schauspiel neu war wandte sich in ihrer Angst an den Riesen. Sie flehten ihn an sie zu beschützen vor was auch immer es sein mochte.
Der Riese dem bewusst war das es sich nur um ein Gewitter handelte überlegte. Er erkannte, dass sich nun die Möglichkeit bot sich Respekt und Anerkennung zu verschaffen. Also erhob er sich Wortlos aus dem See in dem er saß und stellte sich auf. Das Gewitter kam näher und die Dorfbewohner flüchteten sich in ihre Hütten und beobachteten. "Zieh an uns vorüber! Oder ich werde dich bekämpfen rief der Riese begeistert und zürnte gen Himmel.
Nicht lange dauerte es bis die Wolken sich verzogen und wieder Sonnenschein den Boden berührte.
In Ehrfurcht kamen sie herausgekrochen und waren glücklich überlebt zu haben. An diesem Abend wurde ihm ein Fest veranstaltet und die Menschen waren sich einig die Bestimmung des Riesen verstanden zu haben. Er war ein Gott hier sie zu schützen.
In den darauffolgenden Wochen und mit der Gewissheit einen übermenschlichen Beschützer hinter sich zu haben ließen sich die Menschen nicht mehr bremsen. Als sie dann auf ein anderes kleines Völkchen trafen gaben sie sich mächtig. Sie erkannten, dass mehr Land mehr gut war und das sie die gefundenen Artgenossen doch eingliedern könnten. So könnte man gut zusammenleben. Man würde sie speisen und sie würden einem Dienste anbieten.
Jedoch sahen die Fremden das anders und begannen zu Kämpfen. In ihrer Unsicherheit wanden die Dorfbewohner sich an den Riesen, der auf Anerkennung hoffend ihrem Ruf nachkam und den ein oder anderen Fremden mit seinem Fuß in den Boden presste, sodass dann außer einem Knochen- Fleisch Gemisch nichts übrigblieb. So unterwarfen die Dorfbewohner die fremden Dorfbewohner.

NGC 409


Nach einigen Jahren hatte sie alles überstanden was es zu überstehen gab und die Gesellschaft näherte sich ihrem Höhepunkt. Die Straßen der kleinen Stadt stanken nach verdorbenem Fleisch und Arroganz. Er erinnerte sich, dass er geboren war um den Frieden zu bringen. Und wenn das auch die einzigen Worte waren, die ihm mitgegeben wurden so war er sich nicht sicher, ob er wirklich verstand was das hieß. Er konnte gleichwohl nicht feststellen, dass dies erreicht war. Er begann sich zu fragen, ob der Frieden, den es zu bringen galt, hier überhaupt möglich wäre mit diesen kleinen betenden Kreaturen. Seine Gedanken schweiften ab in unbekannte Länder und bis hinter den Horizont. Dort angekommen machten sie eine Kehrtwende und fuhren aufgeregt zurück in des Riesen Kopf. Unbekannte Dimensionen hatten ihren Reiz und stellten vor eine Entscheidung.
Es konnte nicht das Ende der Welt bedeuten, wenn er sich für einige Zeit davon machte. Die Welt hatte auch schon ohne ihn Existiert und würde es nach ihm sicherlich auch. Also gab es kein halten mehr.

GESCHWIND ZU PFERDE!


Nachdem der Riese seine Habseligkeiten zusammen packte trat er in die Stadt und sprach vom Abschied. Der Älteste der Menschen ergriff das Wort. „Wir gaben dir Sinn und wir gaben dir Aufmerksamkeit und dein Dank ist die Ablehnung!“ Unbeeindruckt hob der Riese seinen Fuß und ließ ihn tänzelnd auf den Kopf des Menschen fallen. Es brach Unruhe aus und die ersten begannen zu schreien. „Er hat sich gegen uns gewendet!“ „Er ist der Teufel!“ Und schließlich anmaßend „Zu den Waffen!“
Den Rufen wurde folge geleistet, was sich als Fehler herausstellen sollte. Einer nach dem anderen griff nach Lanze und Speer. Einer nach dem anderen wurde zerdrückt, zerkaut und ausgespuckt. Als die Sonne dann am Abend unterzugehen schien und ein neuer See aus rotem Saft entstanden war, herrschte Ruhe. In diesem Moment kam ein neuer Gedanke im Riesen auf und er sprach. „Es herrscht nun Frieden.“ Der Hunger war gestillt der Durst gelöscht und so machte der Riese sich auf.


FRUSTRAN


Einige Tage dachte der Riese über das Vergangene nach und fragte sich warum er solange gebraucht hatte zu verstehen was Frieden ihm bedeutete. Hatte er doch viele Generationen von vier Zivilisationen beschützt und fallen sehen.Der Gedanke er sei abhängig von niederen Kreaturen gewesen machte den Riesen unruhig und zornig. Nie wieder wollte er sich in Kontakt zu solchen begeben. Nun war es schöner, friedlicher und besser. Die nächste Aufgabe, die er sich dieses mal selbst stellte würde heißen sich zu lösen vom Wunsch nach Anerkennung, Lob und Nähe. Konnte ihn jetzt keiner nachvollziehen, konnte es auch damals Niemand.
Doch je mehr er versuchte, all das zu hassen in das er hinein geboren wurde, desto mehr ließ ihn das Gefühl nicht los das etwas im hier und jetzt nicht stimmte. Es musste eine Antwort geben auf dieses Geheimnis, dass sich so dreist in seinem Magen versteckte und ihn dazu zwang verzweifelt in sich hinein zu greifen und es heraus zu reißen.
Doch nachdem alle Wunden verheilten waren, war keine Änderung in Sicht. Das Einzige, dass den Riesen erhellte, war ein Gefühl der Lebendigkeit, dass sich in ihm breit machte und von einer Vorfreude zeugte, die ihm nicht bewusst sein sollte.
An Tälern und Bergen vorbei, durch Eis und Feuer gegangen, hatte der Riese alles gesehen und doch nichts gelernt.


KLAMMERORGANE


Eines Tages war der Riese gerade aus einem friedlichen Schlaf erwacht, da stellte er fest, dass sich auf seiner Haut etwas bewegte. Es mussten kleine Tiere gewesen sein. Als er versuchte sie abzustreifen stellte er fest, dass sie sich in seinen Körper gebohrt hatten und von ihm lebten. Es erschien ihm dreist und so zog er ein Tierchen nach dem, anderen aus seiner Haut bis sie riss und Blut floss. Keine Wunden von beachtenswerten Ausmaßen waren zu sehen. Nur sollte er nicht ahnen, dass sich daraus Narben entwickelten, die von Zeit zu Zeit eine Blut ähnliche Substanz absonderten die nur als faul bezeichnet werden könnte. Aber das schlimmste war, dass die Narben sich ausbreiteten und bald seinen ganzen Körper gefangen hielten. Es schmerzte, stank und verjagte jede andere Form von leben.
Am schlimmsten Tag war es dem Riesen kaum möglich sich zu bewegen ohne dabei zu denken, dass er sterben müsse. Aber auch das ging vorbei. Nach wenigen Tagen war er genesen und erholte sich am Wasser eines Flusses der seinen Weg kreuzte. In seiner Spiegelung kehrte wieder Leben ein und die Zeit schien still zu stehen. Er war verkommen und dürstete nach Kraft. Und dann geschah es, dass er sich auf den Boden kniete und die Pflanzen aus der Erde riss und sie verschlang. Eine nach der anderen bis er nur noch Erde in seinen riesigen Mund schaufelte. In diesem Moment beschloss er die gesamte Welt in sich auf zu nehmen, und so trank er von Fluss und Erde, bis der Tag vorüber war und er vor Erschöpfung zusammen brach.
Am nächsten Morgen schien die Welt trostlos und ohne Leben. Es hatte den Anschein als hätte der Riese die Welt ausgesaugt und sie schwach gemacht. Er hatte gezerrt an Ganzen und Vollem. Dies war für ihn nun ein erschreckender Moment, musste er doch feststellen zerstört zu haben. Keine Balance keine Sonne.



FORUM


In den letzten Wochen die ihm in Erinnerung blieben musste der Riese einsehen, dass er einen ruhelosen Geist hatte, und dass er mehr Unruhe gestiftet hatte als Frieden. So wie an jenem Tag, als er sich auf einer Lichtung wiederfand, in der der Mond zu wohnen schien. Als er einen Schritt gen Mitte machte wurde seine Ruhe unterbrochen. „Du bist ein Riese nicht wahr?“ Jahre lang hatte er keine Stimme mehr vernommen, die im Stande wahr Worte zu bilden, die er verstand. Er drehte sich um und entdeckte hinter sich einen alten Mann. „Ja du bist einer!“ sagte der Mann. Der Riese war verwirrt und nicht im Stande seine Zunge und Lippen Worte formen zu lassen. „Ich bin nicht groß wie du siehst, aber ich bin König!“ sprach der König und schlenderte um den Riesen herum. „Wo kommst du her? Wo willst du hin?“ fragte der König und erhielt keine Antwort. „Ich kenne dich und deines Gleichen. Ihr bringt den Tod und den zerfall!“ Der Riese war überwältigt und handelte. Der abgetrennte Königskopf rollte die Böschung herunter während der Rest seines Körpers in sich zusammen fiel um am Boden angekommen vor sich hin zu zittern. Der Riese betrachtete den tanzenden Körper und war schockiert über die Wahrheiten die er gehört hatte. Hatte er soeben seinen einzigen Vater in das Nichts befördert wollte er im nächsten Moment alles ungeschehen machen.
Als er den leblosen Körper näher betrachtete sah er, dass der zuckende König eine Schrift bei sich trug. Es war zu lesen: „Am ende der Welt liegen die Antworten und der Frieden.“



BITTER


Rastlos trug sich der Riese durch Wüsten und Ödland, die er selbst erschaffen hatte. Er war auf der Suche nach dem Ende der Welt und würde nicht aufgeben ehe er dort angelangt wäre. In seinen Gedanken musste dort der Frieden wohnen und wenn nicht der Frieden was sonst wäre die Reise wert? Langsam zog ein Gewitter auf und der Riese erinnerte sich an seine ersten Begegnungen mit Leben auf dieser Welt. Er selbst hatte den Menschen durch seine Zustimmung das Vorbild gegeben. Er selbst vernichtete Leben und zerbrach Kinderknochen.
Die Sicht wurde immer schlechter und die Erde schien sich zu erholen. Es gab an diesem Punkt kein zurück und so kämpfte sich der Riese durch.




SCHWARZ


Der Regen legte sich und die Wolken brachen um die Schönheit zu enthüllen, die diese Welt zu bieten hatte. Er sah sich um und empfand keinen Zorn mehr. Er fühlte sich wohl obwohl sein Körper ihm schmerzte und er nichts mehr bei sich trug außer den Kleidern am Leib. Und als er so an sich herunter sah entdeckte er ein Maßliebchen. Er nahm es auf und roch daran. Nie waren ihm Die Einzelheiten eines Duftes so bewusst und nie empfand er sie schöner. An diesem magischen Ort, der wir ein Rausch auf ihn wirkte, schien alles nach Abschied zu duften. Als ob er einem noch etwas mitgeben wollte.
Auch wenn es ihm nicht ganz klar erschien was das sein sollte, nahm er es gerne an. Er hatte es geradezu verdient bei all den Bemühungen und all dem Leid. Als er der Meinung war seinen Frieden gemacht zu haben beschloss er, dass es Zeit war den Weg zu Ende zu gehen, den er sich ausgesucht hatte. Er nahm einen letzten Atemzug und war bereit diese ihm bekannte Welt zu verlassen. Er drehte sich um und schweifte einen Moment. Dann geschah es.
Vor ihm tat sich eine Wand aus Licht auf die mit Sternen verziert an ihm vorbeiglitt. Etwas schöneres hatte er noch nicht gesehen und er war sich sicher, dass dies das Portal war nach dem er gesucht hatte. Er stellte sich vor wie er einfach hindurch schritt und das Glück finden würde. Doch er zögerte.
Nun war er am Ende seiner Reise angekommen und nur noch einen Schritt davon entfernt die Antworten auf seine Fragen zu finden. In diesem Moment kamen zweifel in ihm auf. War er sich eben noch sicher musste er sich jetzt Fragen ob er überhaupt im Stande sei diesen Schritt zu unternehmen, diese Bürde zu tragen und die Welt zu retten, obwohl das sein innigster Wunsch war.
Doch erkannte er die wahre Bedeutung des Friedens erst in diesem Moment.
Der Tod führt wieder zusammen was zusammen gehört und erschafft den Frieden nach dem man sich sehnt. Es bleiben keine Spuren, Blut oder Trauer. Es bleibt nur ein stiller Ort ohne Worte. Ein Traum von einem Ort ohne Worte. Ein Gedanke der sich verliert wie ein Staubkorn im Sand.
Der Riese stand nun vor der schwersten Entscheidung seines Daseins.
Er schloss die Augen und alles wurde Schwarz.
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