Lord Jon

[Desperado]

Lord Jon

Nun denn, der schwarze Magier zaubert meisterhaft,
die breiten Rockerrücken stehen stramm gestreckt wie Zinnsoldaten,
da messerscharfe Saitenklänge schneiden tief durch ihren Hinterkopf-
die Hammondorgel aber jammert kläglich ohne Saft
und auch das Spiel will nicht so recht geraten,
bald glühen zornesrot die Schläfen über grauem Schopf.

Und da- mit einem Male bricht der Tastenkünstler ab
den holprig zähen Fingerspurt, der Lauf verstummt wie weggerissen,
kurz steht er funkelnd, lauernd wie ein wildes Tier,
schiebt beide Arme stemmend unter seine Tastatur hinab
und wuchtet hoch den schweren Kasten federleicht wie hingeschmissen,
das mächtig Instrument stöhnt infernal und schwankt wie ein Klavier.

Er reißt die Hände hoch wie ausgestreckte Adlerklauen
und hämmert rasend in die Tasten einem Derwisch gleich,
da brüllt und faucht und heult das alte Ungeheuer auf-
du widerspenstig Kiste wirst mir diesen Abend nicht versauen,
stell störrisch quer dich meinetwegen was du willst, ich krieg dich weich,
ich zwinge dich zum Singen und zum Klingen, du, verlass dich drauf!

So war’s denn auch, versumpften auch die Hochfrequenzen
im drückend niedrig Eisenstrebendach der prallgefüllten Halle,
erklangen schräg verzerrt und einen halben Ton daneben-
was scheren einen Meister derlei unvermeidlich Ingredienzen,
so ist es nunmal hier und jetzt speziell in diesem Falle,
ich lass die alte Schwester donnern bis sie birst, so ist das eben.


10.10.12
so bestaunt 1989