Altersoffenheit bei Poetry.de

Ex-DrKarg · 28.08.2012, 07:39

Altersoffenheit

©Hans Hartmut Karg
2012

Die Milde trägt mich hin,
Wo Heimat ich vermute
Und hält den Atem offen.

Mir kommt es in den Sinn,
Dass mir ganz gut zumute:
Ich darf etwas erhoffen.

Bleibt Ordnung nur organisiert,
Wird sie als Enge heimisch sein.
Dann hat mich Perfektion verführt,
Ich bleib´ in meinem Sinn allein.

Wird Fremdheit offen und gemein,
Kann sie auf Freiheit günstig wirken.
Dann kann sie humanisierend sein,
Um Freiheit stetig zu bewirken.

Die Milde trägt mich weiter fort,
Wenn Heimat mich langsam erdrückt
Und doch die Seele dennoch offen.

Wo ist der weltoffene Ort,
Der Einsamkeit noch überbrückt
Und der im Alter mich lässt hoffen?

*

Ex-Nitribitto · 28.08.2012, 08:48

Lieber Dr. Karg,

ein reifer Mensch blickt auf sich und das, was noch kommen könnte.
Er hat die Schärfe der Jugend abgelegt, er ist milder geworden. Noch erhofft er für sich ein Stückchen Leben. Mit kleiner Ironie betrachtet er seine ihm anerzogene Ordnungsliebe, er liebt die Weite, will vielleicht noch reisen. Und doch, er fühlt sich einsam an seinem angestammten Platz, er weiß, vielleicht gibt es nirgends einen Ort für ihn. Ein schöner Altersblick.

Technisch fällt mir das geordnete Reimschema auf: zweimal abcabc. Danach folgen zwei Strophen Kreuzreim, dann zweimal defdef. Die ersten zwei Strophen haben drei Hebungen, die folgenden aber vier. Da brichst du vielleicht aus der Ordnung heraus, vielleicht ein Anfang. (lächel) Gestutzt habe ich bei "gemein", du gebrauchst es im Sinne von "allgemein", aber vielleicht wäre ein anderes Wort nicht so irritierend?

Mit liebem Gruß
Nitribitto

Ex-DrKarg · 29.08.2012, 08:08

Liebe Nitribitto,
vielen Dank für Deine Reflexionen zu meinem Gedicht!
Tatsächlich ist das "gemein" für "allgemein" gebraucht.
Übrigens: Ein wenig aus einem standardisierten Reimschema ausbrechen - das ist doch was, meinst Du nicht?
Herzliche Grüße und danke!
R. R. Karg

Thing · 29.08.2012, 08:42

Ich lese immer wieder, ohne es zu wollen, "Arme offen" und nicht Atem offen.
Weil ich mit Heimat und nicht mit Milde assoziiere.

LG
Thing

Ex-DrKarg · 30.08.2012, 08:09

Lieber Thing,
ist schon so gedacht wie geschrieben.
Herzliche Grüße R. R. Karg

28.08.2012, 07:39	#1
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Altersoffenheit Altersoffenheit ©Hans Hartmut Karg 2012 Die Milde trägt mich hin, Wo Heimat ich vermute Und hält den Atem offen. Mir kommt es in den Sinn, Dass mir ganz gut zumute: Ich darf etwas erhoffen. Bleibt Ordnung nur organisiert, Wird sie als Enge heimisch sein. Dann hat mich Perfektion verführt, Ich bleib´ in meinem Sinn allein. Wird Fremdheit offen und gemein, Kann sie auf Freiheit günstig wirken. Dann kann sie humanisierend sein, Um Freiheit stetig zu bewirken. Die Milde trägt mich weiter fort, Wenn Heimat mich langsam erdrückt Und doch die Seele dennoch offen. Wo ist der weltoffene Ort, Der Einsamkeit noch überbrückt Und der im Alter mich lässt hoffen? *

28.08.2012, 08:48	#2
Ex-Nitribitto abgemeldet Dabei seit: 08/2011 Ort: Berlin Beiträge: 407 Meine Gedichte Meine Favoriten	Altersoffenheit Lieber Dr. Karg, ein reifer Mensch blickt auf sich und das, was noch kommen könnte. Er hat die Schärfe der Jugend abgelegt, er ist milder geworden. Noch erhofft er für sich ein Stückchen Leben. Mit kleiner Ironie betrachtet er seine ihm anerzogene Ordnungsliebe, er liebt die Weite, will vielleicht noch reisen. Und doch, er fühlt sich einsam an seinem angestammten Platz, er weiß, vielleicht gibt es nirgends einen Ort für ihn. Ein schöner Altersblick. Technisch fällt mir das geordnete Reimschema auf: zweimal abcabc. Danach folgen zwei Strophen Kreuzreim, dann zweimal defdef. Die ersten zwei Strophen haben drei Hebungen, die folgenden aber vier. Da brichst du vielleicht aus der Ordnung heraus, vielleicht ein Anfang. (lächel) Gestutzt habe ich bei "gemein", du gebrauchst es im Sinne von "allgemein", aber vielleicht wäre ein anderes Wort nicht so irritierend? Mit liebem Gruß Nitribitto

29.08.2012, 08:08	#3
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Altersoffenheit Liebe Nitribitto, vielen Dank für Deine Reflexionen zu meinem Gedicht! Tatsächlich ist das "gemein" für "allgemein" gebraucht. Übrigens: Ein wenig aus einem standardisierten Reimschema ausbrechen - das ist doch was, meinst Du nicht? Herzliche Grüße und danke! R. R. Karg

30.08.2012, 08:09	#5
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Altersoffenheit Lieber Thing, ist schon so gedacht wie geschrieben. Herzliche Grüße R. R. Karg

29.08.2012, 08:42	#4
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich lese immer wieder, ohne es zu wollen, "Arme offen" und nicht Atem offen. Weil ich mit Heimat und nicht mit Milde assoziiere. LG Thing