Es ändert sich nichts

[Merith]

Ich sitze im Schatten, ein Buch im Schoß, die Wiese schweigt am frühen Nachmittag, erst am Abend , wenn sich der Tag ausgelebt hat, kommen die Geräusche des Lebens, des Alltags zurück.
Die Nachbarin hängt Wäsche auf, das Kind spielt zu ihren Füßen mit den Klammern. Ich werde nie erfahren, warum die Frau weint, bim zu träge, sie zu fragen , schäme mich zugleich meiner kultivierten Feigheit.
Freunde kommen, reißen mir das Buch aus der Hand, zwingen mich, die Augen zu öffnen. O, dieser unselige Starrsinn in mir, der mich Überraschungen
hassen lässt ! Dieses Frauentum, das mich zur Geschäftigkeit antreibt !
Die Runde ist froh gestimmt, sie zwingt mich Bänder und Papier von Geschenken zu lösen, das kleine nachsichtige Lächeln in ihren Gesichtern , das über Spott und Duldung schwebt, als ich diese Dinge sorgsam beiseite lege, verletzt mich.
Doch ich bin unzerstörbar, die Ohnmacht ist gebrochen, ich entschließe mich zur Geselligkeit. Doch belächelte Krankheiten, verpasste Eisprünge, gnadenlose Profilierung und vorgetäuschter Optimismus lassen mich schließlich verstummen. Es fällt nicht weiter auf, der Anspruch an meinen Humor und mein Verständnis ist heue gering.
Als ich zum Abschied mit dieser routinierten Leichtigkeit umarmt werde, klingt mir das "bei dir war es wieder mal schön und lustig" beruhigend in den Ohren.
Während ich den Tisch abräume, wünsche ich mir, ohne Menschen leben zu können.
Aber ich weiß, dass es unmöglich ist.

[gummibaum]

Hallo Merith,

da sind zwei Welten nur sehr äußerlich in Kontakt. Für den Erzähler, der um sein verschachteltes Inneres weiß, ist das Öffnen ihm überreichter Schachteln und das Gespräch seiner eher oberflächlichen Gäste verständlicherweise Nebensache...

Gern gelesen

LG g

[simbaladung]

Liebe Merith,

dein Text (der eigentlich in eine andere Rubrik gehört ) beschreibt sehr eindringlich und exakt die besondere Situation des LIs, das sich aus einer Depression? o.ä. Krise langsam wieder den anderen öffnet. Es funktioniert äußerlich wieder; die wohlmeinenden Freunde versuchen mit ihm "Normalität"
zu leben, aber es ist noch lange nicht gesund. Die besondere Sensibilität
für andere hast du am Anfang mit dem Beispiel der Nachbarin toll einfließen lassen wie auch die genaue Analyse der eigenen Gefühlslage.

Hut ab,
simba

[Merith]

Lieber Gummibaum,

Deine Antwort - buchstäblich eine gute Tat, eine Wohltat also - du verstehst alles.

Danke dir !

Merith

[Merith]

Liebe Simba,

Du kannst dir kaum vorstellen, welche Freude du mir mit deinen anerkennenden Worten gemacht hast; du weißt ja zur Genüge, wie ich deine Dichtkunst schätze und so ist dieses fundierte Lob von Dir für mich wirklich etwas Besonderes.
Diese Geschichte stammt aus meinem Fundus, vor ca. einem Jahr aufgeschrieben, nahezu identisch mit meiner damaligen Stimmungslage und ich sehe meine persönliche Überzeugung bestätigt, dass Gedichte und Prosa
aus den unmittelbaren Lebenssituationen heraus geschrieben, am besten gelingen. Die Gedanken "fließen aus der Feder" wie man so richtig sagt und bedürfen keinen großen Formulierungsüberlegungen.
Wenn ich mich dagegen mit Papier und Bleistift an den Schreibtisch setze mit dem Vorsatz zu reimen, kann es zur Schwerstarbeit ausarten und bringt mir oft keine wirkliche Zufriedenheit.
Simba, mein Dank kommt von ganzem Herzen.
Merith

In welcher Rubrik wäre meine Geschichte am richtigen Ort gewesen ?

[simbaladung]

Freut mich sehr, dass du mein Urtel so schätzt, Merith.

Zitat;
In welcher Rubrik wäre meine Geschichte am richtigen Ort gewesen ?

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lg, simba