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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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02.12.2016, 10:06 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Die große Mutter
Blut aus meinem Leib und Lehm vermischte ich,
gab Gestalt dem feuchten Klumpen, formte einen Menschen, blies ihm Luft in seine Lungen, schuf aus roter Rosen Blütendüften seine Seele. Sieben Sinne und der Feuerfunken waren mütterliche Morgengabe; Göttern glich er, nur die Flügel fehlten, sonst wär er ein Engel. Augen gab ich , dass er sehe alle Schönheit meiner Schöpfung, unterscheiden könne Licht und Schatten, an den Farbenspielen sich ergötze. Wie sollt er die Sphärenklänge der Planeten hören? Also schenkte ich dem Mensch zwei Ohren, dass er sich erfreuen möge an des Himmels Melodien und Engelschören lauschen könne. Nardenduft und Blütendämpfe, tausend andre Wohlgerüche hab in Schöpferinnenlaune ich erfunden, deshalb pflanzt ich eine Nase mitten ins Gesicht des Menschen; wenig Mühe war vonnöten und sie wurde ihm zu Zierde. Ziemlich schwierig war die Zunge, sollte sie doch züngeln, schlecken, des Geschmackes Basis werden. Geb ich ihm jetzt noch Gefühle wird er beinah‘ Göttern ähnlich, fühlt wie wir die größten Wonnen, Wärme, Kälte, Streichelhände, aber auch die größten Schmerzen, fühlt auch Freude oder Trauer. Auf den ganzen Leib verteil ich die Gefühle, auch Gedärme,Magen, Herz und Lunge werden Sitz des Fühlens - lenken alle seine Schritte. Fast vollbracht hat nun die Göttin ihre Werke, taumelnd steht der Mensch vor ihr, versucht zu gehen, hält sich mühsam auf den Füßen, stolpert und die Göttin spürt erschrocken, dass Balance dem Menschen fehlt. Geschwind beseitigt ist der Mangel; zwischen beiden Ohren ist noch Platz für zwei Organe, die das Gleichgewicht besorgen und erhalten. „Alles was ich kann“, so sprach der Mensch in Demut, „können Tiere auch, sie können sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, Gleichgewicht ist ihnen nimmer fremd und vieles können sie gar besser.“ „Eine Seele gab ich dir und zwar die schönste!“ „Schau doch, Göttin, in die Augen eines Hundes, hat er keine, eine kleine aber treue?" Blut aus meinem Leib und Lehm vermischte ich, gab Gestalt dem feuchten Klumpen, formte kunstvoll dich und blies dir Luft in deine Lungen, schuf aus roter Rosen Blütendüften deine Seele. Willst du dich von wilden Tieren unterscheiden, gut, so höre auf die Worte meines Mundes: Intuition sei dir mein göttliches Geschenk. |
02.12.2016, 15:27 | #2 |
hallo Heinz,
bin im Pensionistenabschiedsreigen; deswegen statt des üblichen gereimten Kommis ein schneller Willkommensgruß; freu mich, dass Du wieder da bist! Vielleicht nach des müden Dichterschafs Mittagsschlaf mehr als ich hierhin schnell warf. Liebe Grüße talking head |
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02.12.2016, 16:05 | #3 |
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endlich wieder da
Und dann gleich noch mit einem solch wertvollem Gedicht.
Wirklich gut beschrieben, deine Schöpfungsgeschichte. Aber eine Frage sei erlaubt: Was ist Nardenduft ? Mit guten Wünschen für Dich, Unar. |
02.12.2016, 17:49 | #4 |
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Liebe Unar,
" Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, eine verschlossene Quelle, eine versiegelte Quelle. Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granaten samt edlen Früchten, Zyperblumen samt Narden; Narde und Safran, Würzrohr und Zimt, samt allerlei Weihrauchgehölz, Myrrhe und Aloe samt allen vortrefflichsten Gewürzen; eine Gartenquelle, ein Brunnen lebendigen Wassers, und Bäche, die vom Libanon fließen." Im Hohelied Salomos ist mir zum ersten Mal die "Narde" aufgefallen - dieses Gewächs (eigentlich in Indien beheimatet) liefert ein sehr teures Öl, aus dem auch duftende (erdig-süßer Geruch) Salben hergestellt werden. Mit Nardenöl bzw. -salbe hat Maria Magdalena, nachdem sie Jesus die Füße gewaschen und mit ihren Haaren abgetrocknet hat, die Füße gesalbt. Für das "wertvolle" Gedicht, in dem ich versuchte habe, die sieben Sinne - ich weiß, meistens spricht man von fünf, manchmal sogar von zehn - unter zu bringen, sage ich Dir meinen herzlichsten Dank! Ich hoffe, meine Auskunft über den Nardenduft war erschöpfend. Ganz besonders herzliche Grüße, Heinz Lieber talking head, was bedeutet denn "Pensionistenabschiedsreigen"? Kann man zu alt fürs Gedichteschreiben und -lesen werden? Nee - das meinst Du doch nicht im Ernst! Danke für den Willkommensgruß! Meine erzwungene Abwesenheit habe ich mit Beiträgen in anderen Foren überbrückt. Also - geschlafen habe ich in der Zeit nicht, eher noch mehr gearbeitet und manchmal einen amüsierten Blick ins Poetry-Forum getan. Dir einen schönen Abend! Gruß, Heinz Geändert von Heinz (02.12.2016 um 21:55 Uhr) |
03.12.2016, 01:10 | #5 |
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Danke, für das Füllen einer Bildungslücke. Unar
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03.12.2016, 01:26 | #6 |
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Liebe unar,
manchmal zahlt es sich auch für Ungläubige aus, einen Blick in die Bibel zu tun. Da schlummert noch eine Unmenge von Themen und Motiven. Liebe Grüße, Heinz |
03.12.2016, 01:37 | #7 |
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Für "Nichtchristen", da gebe ich dir Recht. Dies tue ich zuweilen auch.
Weil mir das sicherlich nicht schadet. Aber, ich bin nicht ungläubig. Ich habe mir nur erlaubt, einen anderen Glauben zu haben. Auch für Christen lohnt sich ein Blick in die "Edda". Da schlummern noch etliche Erkenntnisse. Alles gut, passt schon. heidnische Grüße, ich |
03.12.2016, 01:54 | #8 |
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Liebe unar,
woher weißt Du, dass ich gerade in der Edda (und in der Kalevala) lese? Allerdings steckt sowohl bei Bibel,Koran, Edda,Kalevala und Gilgamesch bei mir ein literarisches Interesse dahinter (und ich bedauere, dass es für den Kopran keines poetisch-adäquate Übersetzung gibt). Liebe grüße,. Heinz |
03.12.2016, 02:05 | #9 |
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Du bist mutig genug, Gott als weiblich darzustellen.
Diese Auffassung haben doch nicht viele Christen, oder? Auch, soll sich der Christ kein Bild von Gott machen, oder? In deinem Werk, und somit auch in deinen Gedanken, haben sich mehrere Lehren über Gott/Göttinnen freigemacht. Hier zeigt sich Toleranz und dein Interesse. Hier darf auch ich, als Andersgläubige, Formulierungen herauslesen, die in meine Glaubensrichtung passen. Das finde ich großartig. Danke dafür. |
03.12.2016, 21:47 | #10 |
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Liebe unar,
ich bin aus pragmatischen Gründen (man musste, um die kath. Knabenschule in Geldern/Niederrein besuchen zu können, kath. getauft sein; für die Nicht-katholiken gab es keine eigene Schule, sie mussten sich mit drei Klassenräumen für Jungen und Mädchen und alle Jahrgänge begnügen) mit acht Jahren getauft worden, vom achten bis zum zwanzigsten Lebensjahr war ich also Katholik mit allen Begleiterscheinungen (Firmung, Beichte, Exerzitien und kirchlicher Eheschließung). Das katholische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, das Avemaria und das Lied "Fest soll mein Taufbund immer stehen/ich will die Kirche hören/sie soll mich allzeit gläubig sehen/gehorsam ihren Lehren..." kann ich heute noch auswendig aufsagen. Das Glaubensbekenntnis in verkürzter Form -aber unverfälscht- lautet auch heute noch: Verkürzt, aber nicht verfälscht - das Glaubensbekenntnis der kath. Kirche: Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat und an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. / Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. / Er wurde gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, / ist am dritten Tage auferstanden und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters / und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. / Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Das alles hat mich nie überzeugen können, genau so wenig wie die (von Männern aufgeschriebenen) Schöpfungsmythen und am allerwenigsten die Verdammnis zu ewigen Höllenqualen, die ein Sünder zu erleiden hat für "Sünden", die er begangen hat. Ich habe, wenn es hoch kommt, ein Leben, das in seiner Länge noch nicht mal einen Wimpernschlag dauert und soll - ohne jede Chance auf Beendigung der Höllenqualen genau so behandelt werden wie Massenmörder wie Hitler, Stalin u.v.a.m. ? Wenn einer dieser Massenmörder noch kurz vor seinem Tod "bereut" und gebeichtet, Absolution erlangt hat, bliebe ihm das alles erspart. Alles - auch die unsäglichen Verbrechen z.B. der Inquisition - kann verziehen werden, nur ich und unzählige andere "sündige" Menschen werden beim Jüngsten Gericht aussortiert und - ab in die Hölle. "Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde" - das erschien mir immer unglaubhaft und ich denke, umgekehrt würde ein Schuh daraus: Die Menschen unterschiedlichster Kulturen "bastelten" sich aus unterschied-lichsten Gründen ihre Götter. Wenn schon, dann ist mir die Vorstellung einer Muttergöttin wesentlich sympathischer. Alles, was auf den beherrschenden Glauben an eine Göttin zurück geht, wurde von den männlichen Verfassern aus der Bibel und anderen Glaubensbüchern getilgt (und nur manchmal haben sie was übersehen). Der Mensch inkl. seiner Erklärungs- und Sinnsuche ist - gemessen an dem bisherigen Zeitraum seit dem Urknall von ca.13 Milliarden Jahren und vielleicht noch ein paar Millionen Jahren auf der "Zeituhr" noch weniger als der o.g. Wimpernschlag. Der Christ, so schreibst Du, soll sich kein Bild machen von Gott. Wie könnte er das auch? Dass ich mir eine "Große Mutter" vorstelle, ist doch auch nur ein hilfloser Versuch zu verstehen, was wir nicht verstehen können. So, das ist nicht umfassend, aber ich denke, Du wirst mich ein bisschen besser verstehen können. Liebe Grüße und einen schönen Sonntag! Heinz |
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