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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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14.03.2011, 21:27 | #1 |
R.I.P.
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Erster Herbst danach
Die fast erloschne Fackel
voll von Dämmer, halbem Brand, von letztem Blut den süßen Mund so scharf umrissen; mit Kohlen, Dunst und Brodem - mit dieser Fackel und mit warmem Laub gefüllt die Hand, in seinen Augen alles Wissen, alles Sein des Werdens, Gehens, Scheidenmüssens zieht wieder Herbst durchs Land. In seinen braungefellten Lenden, in seinem sommervollen Bauch, an seinen weingetränkten Seiten dehnt sich das Gras, wird herb und schwer, wird Ruch und Hauch, und schüttet seine Samen hinaus in's düstre, freie Feucht, in all die offnen Landesbreiten. Sie sind bereit, draus die Welt zu spreiten. Sommer fleucht, er hat die Knospen hingereicht, willig, warm, so voller Raps und Bergzyklamen. Herbst steht bereit! Rundum das Land, Gauchheils voll, wird unbemannt, wird fremd, wird weit, bleibt unbesamt und schreit vergeblich jetzt nach Fruchtbarkeit. O Herbst! Wie willst Du walten? In Deinen prächtig vollen, alten Wäldern haust's sich schwer. Dich tragen Deine vollen Hüften nicht mehr weit, denn, was Dich mästete, Dich breit und fruchtbar machte, ist dahin, ist leer. Deines Felles, Pelzes, Haares Falten, Deines wilden Blutes Speer beugt sich Gewalten, die Dir nicht mehr Zweige, Blatt und Früchte halten, Dich daran aufzuschwingen in das Heer der Elementargestalten. Deine Klagen?: Ja, so sehr liebt ich Butten, Astern, Schlehenbeer - und kann sie nicht verwalten bei dieser bösen Gegenwehr!" D u bist dahin, mein Herbst, bist nicht mehr der von einst, bist schwach geworden, nackt ,zerfressen, kahl und bleich. D u bist jetzt der, der bang beweint die alten Zeiten. Was Du jetzt voller Tollheit färbst, was Du mit brauner Trän begreinst, sind Satans losgelassne Horden: -so sanft, so blass, so gleich, so gleich, so tastend, glänzend, silbern, weich - und Dir und mir ist's Grab gezeigt, in das wir sinnlos, leblos gleiten, weil weder Dir noch mir, noch unsrem unheilsvollen Schwangerschaftsgeschwür das Leben, das Du gabst, die Hand gereicht'. (c) 1986 Herbst nach Tchernobyl, 1986 Jetzt ists zwar Frühling - das ändert nichts an den Fakten. |
15.03.2011, 09:28 | #2 |
abgemeldet
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Daran sieht man, wie aktuell Literatur sein kann (und leider auch bleiben wird...). Danke.
P. |
16.03.2011, 09:17 | #3 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Peter B.
Danke für die Rückmeldung! Thing |
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