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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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17.03.2012, 15:19 | #1 |
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Liebesflehen
Liebesflehen (unter Verwendung „untergegangener“ Wörter)
Ich bin kein Zungenheld, mein Herz, verwerfe kühn die Heuchelung. Ich mag nur zärteln himmelwärts, trifft mich auch Wandel und die Läuterung. Nicht Trügerei ist mein Begehren, will keinen Unweg Dir mißtun. Von üblen Hausen will ich mich ableeren, vergrünen soll die Schelsucht nun. In Deine Lieb will ich entschlafen, so ohne Brast auf Morgen beiten. Und dannenhero meine Lieb entlarven, um flugs in Deine Seel zu gleiten. Wenn wir vom Schlafe auferwacht, und mit dem Glücke söhnlich sind, wird unsere Liebesloh entfacht zu Herzen, die der Himmel bindt. Erklärung Zungenheld – Maulheld Heuchelung – Heuchelei zärteln – zärtlich (sein) Wandel – Strafe, Fehler Läuterung – Wahrheit, Aufklärung Trügerei – Betrug Unweg - Irrweg mißtun – übel tun, wehtun üblen Hausen - verschwenden ableeren – abtragen vergrünen – verblühen, vergehen, verenden Schelsucht – Neid, Eifersucht entschlafen – einschlafen Brast – Gram, Sorgen beiten –warten dannenhero – daher auferwacht – aufwachen söhnlich – versöhnt Liebesloh – Liebesglut Nach Nabil Osman, Allgemeiner dt. Sprachverein, Campe, R. Paul, Adelung Jeronimo |
17.03.2012, 15:23 | #2 |
R.I.P.
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Ist das köstlich!
Kommt in meine Sammlung. Aber ich kenne den Neid als "Scheelsucht", von scheel=schief. Noch heute schaun die geschälten Neider schiefscheel! Da hast Du ein Kunststückchen eingestellt.... doll! LG Thing |
17.03.2012, 15:33 | #3 |
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Hallo Thing,
ganz herzlichen Dank! Ehrlich gesagt, ging mir das gar nicht leicht von der Hand, und ich habe lange dran gesessen, zumal mir manche Bedeutung auch total fremd war (wie "beiten" oder "üblen Hausen"). Deshab steht es auch unter Sonstiges. "Scheelsucht" (mit 2 "e") sagen auch noch ältere Plattdeutsche. Und: "Schaue mich nicht so scheel an" im Zusammenhang mit böse. Die Quelle der Wörter findet man im "Lexikon der untergegangenen Wörter". Schnäppchen auf dem Flohmarkt. Jeronimo |
17.03.2012, 15:51 | #4 |
R.I.P.
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Ich hab den uralten Röhricht.
In den ich überhaupt nicht mehr gern schaue, seit ich die Erklärung für "prellen" las. Da steht auch "scheel = neidisch = mißgünstig von der Seite ansehen. Macht aber nix! Dein Gedicht ist für mich eine Tages-Krönung. LG Thing |
17.03.2012, 15:57 | #5 |
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Lieber Jeronimo,
mir gefällt dein Gedicht auch sehr gut. Man sieht, dass du viel Arbeit investiert hast und da richtig was hinter steckt "Brast" sagen wir im Ruhrgebiet sehr oft. Ich hab voll Brast - bedeutet bei uns, dass man so richtig wütend ist. Danke für dein schönes und lehrreiches Gedicht. Viele liebe Grüße Peace |
17.03.2012, 16:01 | #6 |
R.I.P.
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bei uns - nicht weit weg - sagt man
"Brass" (dicker Hals, Wut) |
17.03.2012, 16:04 | #7 |
abgemeldet
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Stimmt, es heißt eigentlich auch "Brass", aber in meiner Heimatstadt wird sehr viel variiert
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17.03.2012, 16:08 | #8 |
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Hallo Peace,
Dein Kommentar erfreut mich wirklich! Man weiß ja nie, wie solche Experimente ausgehen. Und Brast in Deiner Definition kenne ich noch von meiner Mutter, die zu verbaler Form auflief und warnte: "Bring mich nicht in die Brast!" Dankeschön! Für meinen Freund Thing: Hier Beleg für Schelsucht mit einem "e": http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Schelsucht Jeronimo |
17.03.2012, 16:13 | #9 |
R.I.P.
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Ja.
Verdanken wir der RS-Reform. In der Hölle soll sie schmoren. Das gilt nicht Deinem Vokabular! LG Thing |