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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 11.02.2023, 00:12   #1
weiblich Silberreiher
 
Dabei seit: 02/2023
Alter: 41
Beiträge: 13

Standard Die Schleiereule

Nebelfinger kriechen umher,
umschmeicheln den hohlen Baume.
Die Abendvögel singen nicht mehr,
versunken in nächtlichem Traume.

In dieser Stille erwachet bald
Jägerin im seidenem Kleide.
Die schwarzen Augen blicken alt.
Es raschelt unter der Weide.

Das Mäuschen ahnt vom Ende nichts,
denn lautlos sind die Schwingen.
Dann spüret sie der Eule Gewicht
und Krallen scharf wie Klingen.
Silberreiher ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 01:36   #2
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Hey Silbermöwe,

das Gedicht ist cool das hat was, och hab mal ein bisschen versucht den Text zu glätten, vielleicht gefällt dir das so ja.
Ich schreib gleich noch bisschen, aber das glätten hat etwas länger als gedacht gedauert, ich hätte es einfach schonmal gerne stehen



Es kriechen Nebelfinger rum,
umschmeicheln so die hohlen Bäume.
Der Abendvögel Sänge stumm,
versunken in die nächtlich Träume.
(versinkt bei Nacht in tiefe Träume)

Erwacht in dieser Stille bald
die Jägerin im seid'nen Kleide.
Die schwarzen Augen blicken alt.
Es raschelt unter einer Weide.

Das Mäuschen nichts vom Ende weiß,
erst von der Eule stillen Schwingen
im Sturz durchbohrt, zum Himmel reißt
da spürt sie Krallen, scharf wie Klingen.



Unter dem Aspekt des Metrum ist das Gedicht so auf jeden Fall etwas glatter - aber dafür habe ich viele Kleinigkeiten verschoben, mehr als ich dachte ich müsste.

Wenn dir das einfach zu viel ist, dann verwirf den Vorschlag gerne, es ist wiegesagt nur ein Vorschlag.
Du kannst es so verwenden, wenn du möchtest, oder du übernimmst das, was dir gefällt und baust es nach persönlichem Empfinden in deine Originalfassung ein.
Was immer du willst

Liebe Grüße
Delf

Geändert von Anaximandala (11.02.2023 um 04:43 Uhr)
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 11:34   #3
weiblich Silberreiher
 
Dabei seit: 02/2023
Alter: 41
Beiträge: 13

Hallo Delf,

vielen Dank fürs kommentieren und glätten! Allerdings nenne ich mich Silberreiher und nicht Silbermöwe! (Sorry an Silbermöwe, dass ich mir so einen ähnlichen Nick ausgesucht habe! ).

Jetzt zum Text:

In der ersten Strophe gefällt mir meine Version besser. Es geht ja um einen bestimmten hohlen Baum (Versteck der Schleiereule). Das "so" und das "die", welche du eingefügt hast, empfinde ich als unnötige Füllwörter. Ich kenne mich mit Versmaßen nicht gut aus, aber für mich hört es sich dadurch nicht runder an.

In der zweiten Strophe hast du nicht viel geändert. Aber was du geändert hast, gefällt mir gut! Das übernehme ich (fast) so.

In meiner 3. Strophe sind "nichts" und "Gewicht" kein guter Reim. Insofern besteht da auf jeden Fall Handlungsbedarf. Aber irgendwie werde ich auch mit deiner Version nicht richtig warm, zumal "weiß" und reißt" ebenfalls unreine Reime sind. Deshalb habe ich noch eine 3 Version geschrieben. Ich bin gespannt, wie sie dir gefällt!


Nebelfinger kriechen umher,
umschmeicheln den hohlen Baume.
Die Abendvögel singen nicht mehr,
versunken in nächtlichem Traume.

Erwacht in dieser Stille bald
die Jägerin im seid'nen Kleide.
Die schwarzen Augen blicken alt.
Es raschelt unter der Weide.

Das Mäuschen nichts vom Ende ahnt,
denn lautlos sind die Schwingen
des Todes,
durch Nebel und Stille getarnt,
mit Krallen so scharf wie Klingen.
Silberreiher ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 11:58   #4
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.112

Guten Morgen,

na ja, besser ist das Gedicht durch die Vorschläge nicht geworden, Silberreihers Urfassung ist weitaus gelungener. Einen Vers mit "Es" zu beginnen sollte man, wann immer möglich, eher vermeiden. Es gäbe für ein paar Stellen andere Glättungsmöglichkeiten, z.B. könnte man hier eine Silbe einsparen und dafür den fehlenden Artikel einfügen: "die Jägerin im Seidenkleide ...".

Die letzte Strophe lässt sich mit wenigen Kniffen glätten:

Das Mäuschen ahnt vom Ende nichts, [das Mäuschen ahnt sein Ende nicht]
denn lautlos sind die Schwingen.
Dann spüret sie der Eule Gewicht ["es" anstatt "sie", nämlich das Mäuschen; und statt "der Eule" könnte man "der Eul' Gewicht" oder "des Uhl Gewicht" schreiben. Letzteres klingt vielleicht ein wenig altmodisch, ist aber die poetischere Variante.]

LG
Ilka
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Alt 11.02.2023, 13:06   #5
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Moin zusammen,

wenn man Silberreihers zweite Fassung mit Ilkas dritter Strophe kombiniert, dann ist es sehr gut.
So würde ich es dann lassen.
Ilka, warum sollte man keine Zeile mit "es" anfangen?
Ich glaub, da hab ich noch nie drauf geachtet.


Gruß

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 13:29   #6
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.112

Zitat:
Zitat von Pennywise Beitrag anzeigen
Ilka, warum sollte man keine Zeile mit "es" anfangen?
Ich glaub, da hab ich noch nie drauf geachtet.
Hallo, Pennywise,

weil dieses Wörtchen in den meisten Fällen überflüssig ist und den Satzbau umständlich macht. Und einen Satz, der mit "Es ..." beginnt, existiert bereits in der zweiten Strophe. Notfalls kann man mit einem Füllwort wie "es" arbeiten, aber das sollte nicht zu oft vorkommen.

Was Anaximandala zu recht gestört hat an den ersten beiden Versen, ist wohl der Wechsel vom Trochäus in den Daktylus. Der Metrenwechsel kommt noch an anderen Stellen vor, und deshalb hat Anaximandala zu glätten versucht. Das ist allerdings auf Kosten des Ausdrucks geschehen. Es klingt halt nicht sonderlich schön, wenn aus einem "herum" ein "rum" geworden ist, und Verlegenheitswörtchen wie "es" und "so" sind auch nicht gerade der Brüller.

Möglichkeiten, um das Gedicht "glatt" zu bekommen, gibt es viele, aber ich wollte nicht zu sehr daran herumfummeln, sonst hätte ich auch etwas gegen die "Nebelfinger kriechen" einwenden müssen, denn das wirkt unfreiwillig komisch. Wer kriecht, umschmeichelt nichts, dafür wäre eher ein Schleier zuständig. Meine Vorschläge sollten nur zwei Beispiele sein. Erst einmal muss Silberreiher wissen, ob sie das Gedicht im Trochäus, im Daktylus oder im Jambus schreiben will. Vielleicht ist ihr das Metrum ja auch nicht wichtig.

LG
Ilka
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Alt 11.02.2023, 20:43   #7
weiblich Silberreiher
 
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Alter: 41
Beiträge: 13

@Ilka-Maria:
Vielen Dank für deine Anregungen! Da habe ich wohl mal wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. So gefällt es mir richtig gut:

Nebelfinger kriechen umher,
umschmeicheln den hohlen Baume.
Die Abendvögel singen nicht mehr,
versunken in nächtlichem Traume.

Erwacht in dieser Stille bald
die Jägerin im seid'nen Kleide.
Die schwarzen Augen blicken alt.
Es raschelt unter der Weide.

das Mäuschen ahnt sein Ende nicht,
denn lautlos sind die Schwingen.
Dann spüret es des Uhl Gewicht
und Krallen scharf wie Klingen.

Wegen dem Metrenwechsel: Ich habe mich damit ehrlich gesagt noch nicht befasst. Vielleicht sollte ich das mal tun, damit ich weiß, wovon ihr sprecht.

@Pennywise: Vielen Dank auch dir! Freut mich, dass dir das Gedicht (nach etwas Glättung) gefällt.
Silberreiher ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 21:44   #8
männlich MonoTon
 
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Beiträge: 1.108

Hallo

Vielleicht hilft ein kleiner Crashkurs?
Niemand muss das sofort können, aber es schadet auch nicht wenn man es zumindest schon mal gelesen hat.
Ich zeige dir dein Metrum anhand deines Textes auf und gebe darunter eine Erklärung, so einfach es mir möglich ist.
Vielleicht fällt dir auf, wo es stockt in deinem Text.

Zitat:
Nebelfinger kriechen umher,
umschmeicheln den hohlen Baume.
Die Abendvögel singen nicht mehr,
versunken in nächtlichem Traume.
XxXxXxxX
xXxxXxXx
xXxXxXxXx
xXxxXxxXx

Zitat:
Erwacht in dieser Stille bald
die Jägerin im seid'nen Kleide.
Die schwarzen Augen blicken alt.
Es raschelt unter der Weide.
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxxXx

Zitat:
das Mäuschen ahnt sein Ende nicht,
denn lautlos sind die Schwingen.
Dann spüret es des Uhl Gewicht
und Krallen scharf wie Klingen.
xXxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx

x - unbetonte Silbe
X - Betont Silbe

2 Versfüße in Folge von unbetont/betont (xX) nennt man Jambus.
2 Versfüße in Folge von betont/unbetont (Xx) nennt man Trochäus.
Ein Versfuß besteht aus mindestens 2 Silben, aber maximal aus 3 Silben.
3 Versfüße in Folge von betont/unbetont/unbetont (Xxx) nennt man Daktylus. 3 Versfüße in Folge von unbetont/unbetont/betont (xxX) nennt man Anapäst
Es gibt sondervarianten, aber dies sind die 4 Versfüße nach denen wir im Grunde ein Metrum bestimmen.
Ein wellenartiges Metrum (alternierend xXxXxX) bestehend aus einer verkettung der genannten Versfüße, wird von den meisten als Ziel verfolgt, um Sprachrhythmik zu erzeugen.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 22:39   #9
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.112

Vielleicht kann man es für einen Anfänger noch ein bisschen einfacher erklären, ohne einen Wald an "x"-en:

Jambus - Betonung auf der zweiten Silbe. Beispiele: Musik, Verfall, Salat.

Trochäus - Betonung auf der ersten Silbe. Beispiele: Lehrbuch, Bleistift, Smartphone, Forschungsauftrag, Lieblingskuchen.

Daktylus - dreisilbig, wobei der ersten betonten Silben zwei unbetonte Silben folgen. Leicht zu merken, denn das Wort Daktylus ist selbst ein Daktylus. Oder bei Schiller: "Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande ..."

Anapäst - ebenfalls dreisilbig, aber hier folgt auf zwei unbetonte Silben eine betonte Silbe. Auch leicht zu merken, denn das Wort Anapäst ist selbst ein Anapäst. Beispiele: Element, Energie.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 23:24   #10
weiblich Silberreiher
 
Dabei seit: 02/2023
Alter: 41
Beiträge: 13

@MonoTon und @Ilka-Maria:

Danke euch beiden! Ich glaube ich habe es verstanden und versuche bei meinen nächsten Gedichten darauf zu achten.
Silberreiher ist offline   Mit Zitat antworten
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