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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 07.03.2010, 12:49   #1
weiblich IsabelG
 
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Beiträge: 533

Standard ein brand aufm tisch. und sicherlich wars niemand.

diese safranfäden zusammengeknüpft würden einen schönfarbigen schal ergeben dachtest du ein wenig zu vor vorlaut und ich fragte mich ob du noch was anderes kannst ausser an zigaretten ziehen und bieretiketten von flaschenhälsen rupfen nein wir waren ja gut gelaunt denn die sonne schien gleich nachdem der schnee gestern aufgehört hatte alles zu verwischen schlafend sah dein haar noch feuchtnass von der abenddusche gestern gut aus jetzt so mit rauch verweht dachte ich das gegenteil war der fall ich und du wir können uns nicht helfen klüger zu werden auch wenn du meinst safranfäden sind strapazierbar die farbe wäre schön alles andere hässlich im vergleich nicht genauso wie damals der mühsam gestrickte schal für den ich eine ganze jahreszeit brauchte und der jetzt im schrank den motten zum opfer gefallen ist wie alles so hübsch symbolsiert ist das alles aber mehr bedeutung hat dieses gegenübersitzen und nachdenken dadurch auch nicht vielleicht sage ich nie wieder was wirklich gemeint war weil mich deine geradlinigkeit trotzig macht komm wir rätseln weiter
IsabelG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.03.2010, 20:44   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Hallo IsabelG,

erinnert mich bisschen an Finnegans Wake, dein Text. Ich mag diesen kompromisslosen Stil, Gedanken und Gedankenfetzen, Ereignisse und Gefühle in Echtzeit zu dokumentieren ohne Punkt und Komma.
Hab ich gern gelesen. Da würde ich auch gern längere Texte dieser Art lesen.

Hätte ich von dir gar nicht gedacht, dass du diesen Stil benutzt. Gefällt mir.

Liebe Grüsse

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.03.2010, 18:53   #3
weiblich IsabelG
 
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Beiträge: 533

na hallo,

sry für die verspätete meldung aber ich bin momentan im dauerstress und komm nicht allzu oft dazu hier vorbei zu schauen.
nun ja du weisst ja dass ich experimente liebe. dies hier ist wieder so ein automatisch geschriebener text von mir, dies bedeutet: geschrieben in dem moment wie gedacht und das ohne punkte und kommas weil die auch nicht gedanklich bei mir vorkamen

ich kenne den genannten autor von dir, jedoch habe ich nur auszüge aus seinen sachen bisher gelesen. gemeinsamkeiten habe ich noch nicht so viele festgestellt. danke für deinen kommentar.
man liest sich!

gruß,
isa
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Alt 26.03.2010, 01:43   #4
männlich Glasauge Bill
 
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Ich mag die trotzige Melancholie in diesem Text. Die Gedanken schwimmen ineinander und drehen sich doch nur um eines: Die Unausstehlichkeit der festgerannten Situation. Ein belangloses Gespräch, die verstimmten Gedanken dahinter. Da liebt wohl keiner(mehr). Ich las es mehrfach, danke.

Ich habe vor einiger Zeit das Buch "ein vernunftbegabtes Tier" von Robert Merle gelesen und hier wurde dieser Stil seitenlang verwendet - zum Teil mehrere Seiten ohne ein einziges Satzzeichen. Ich behaupte, dieser Stil hat - richtig angewandt- eine ungeheure Ausdrucksstärke.

Gut gemacht!

Glasauge Bill
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Alt 27.03.2010, 22:38   #5
männlich pathos79
 
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Alter: 44
Beiträge: 737

Hey Isabelg,
habe zuvor noch nie so einen Text in dieser Art gelesen.Du sagst,es sei experimentell,aber ich glaube,die Momentaufnahme liegt Dir,ehrlich!
Stimme Glausauge zu...Gut gemacht!
Diese Schreibweise ist interessant,weil die Zeit des Gedankens kürzer ist als die des Lesens.
Neue Ufer birgen neuen Blick

LG,pathos
pathos79 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2010, 21:03   #6
Aporie
 
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Beiträge: 151

Ich komme jetzt etwas spät, weil ich dachte, ich hätte eine Antwort auf diesen bemerkenswerten Beitrag schon gegeben, vielleicht hängt sie jetzt an einem falschen Strang. Wie auch immer, Finnegans Wake tauchte auch in mir auf und auch der Molly-Monolog in Ulisses. Aber automatisches Schreiben ist was ganz anderes. Diese sich zeichenlos ineinander verrauschenden Sätze sind wie bei Joyce ausgeklügelt überarbeitete Gedanken, die nur scheinbar daher kommen, als seien sie im Moment des Schreibens entstanden.

Geändert von Aporie (29.03.2010 um 01:01 Uhr)
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Alt 28.03.2010, 22:20   #7
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.043

Das beweist aber nicht, daß es bei Isabel so ist. Vielleicht sind bei ihr die Gedanken wirklich geflossen - wer weiß. Ehrlich gesagt möchte ich das auch gar nicht aufgedeckt wissen, sondern einfach nur den Text auf mich wirken lassen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2010, 23:22   #8
Aporie
 
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Beiträge: 151

Automatisches Schreiben ist eine psychologische Behandlungsmethode, innerer Monolog eine sorgfältig kalkulierte literarische Inszenierung.
Isabel gehört zwischen Buchdeckeln und nicht ins Irrenhaus.
Aporie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2010, 00:58   #9
Aporie
 
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Ort: Bülach (CH)
Beiträge: 151

Übrigens: Ich bin ziemlich rasch im Titeln und weiss daher, dass man allein für den Titel von Isabels Monolog mindestens 13 Sekunden braucht. So lange dauern nur Gedanken, die einen verfolgen und nicht solche, die einfach so aufm Tisch liegen und man braucht sie bloss aufzuspiessen, und eine Sekunde später stecken sie bereits im Mund, bereit zu Worten zermalmt zu werden.
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Alt 29.03.2010, 01:38   #10
männlich Glasauge Bill
 
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Beiträge: 494

Was wäre das Problem daran, wenn sie wirklich niederlegt, was ihr beim Schreiben in den Sinn kommt?
Glasauge Bill ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2010, 09:55   #11
Aporie
 
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Beiträge: 151

Das ist ihr wirklicher Weg und die Hauptstraße des Schreibens schlechthin, die Probleme kommen erst nachher. Sie bestehen nicht darin, wie schnell man auf ihr fährt, sondern wie gut man die Technik beherrscht, unterschiedlich trabende Pferde elegant ins Ziel zu steuern.
Aporie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2010, 11:09   #12
männlich Glasauge Bill
 
Dabei seit: 07/2007
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Beiträge: 494

Sagst du - und meinst damit...?
Glasauge Bill ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2010, 12:55   #13
Aporie
 
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Ort: Bülach (CH)
Beiträge: 151

Denken und Schreiben haben unterschiedliche Tempi. Ein Denken, zu dem auch das Formulieren gehören soll, geht etwas langsamer, deshalb muss sich das Schreiben anpassen.
Wie elegant und umfassend, Abzweigungen eingeschlossen, man am Ziel (beim kritischen Leser) ankommt, ist von den Fähigkeiten des Kutschers abhängig und nicht von der Zeit, die vergeht, bis er sein Ziel erreicht.
Aporie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.03.2010, 16:02   #14
weiblich IsabelG
 
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Ort: eschwege
Alter: 41
Beiträge: 533

ach hallo an euch

da ist man mal ne weile nicht da und schaut rein und dann gleich soviele kommentare. danke euch schonmal dafür.

@Glasauge: freut mich dass es dir gefallen hat und dich ansprechen konnte, egal wie es von mir gedacht war...die hauptsache ist dann schon das ergebnis. dass dieser sti seitenlang angewendet wird, tja dann muss es schon fesselnd sein und das ist sicher nicht leicht. doch ich bewundere autoren die es schaffen. und zu dem wie ich das wohl geschrieben habe komme ich noch

@pathos79: auch dir ein danke für den kommentar und natürlich fürs lesen. freut mich auch dass ich dir mal was neues aufzeigen konnte. es gibt heutzutage nicht allzuviel literatur die auf diese art geschrieben ist, es war eher den surrealisten des frühen 20. jahrunderts vorbehalten und wird heutzutage nur noch selten eingesetzt, und wie schon Aporie sagte, das automatische schreiben hatte seinen ursprung wohl in der psychologie. doch wortkünstler haben sich diese technik zu eigen gemacht. ob gut oder schlecht liegt im auge des betrachters.

@Ilka: danke auch fürs einbringen deiner gedanken. ich kann verstehen dass du nur ungern wissen möchtest wie genau es enstanden ist und aus welchem grund, wie ich schon oben anmerkte zählt am ende nur das ergebnis. doch ich denke auch das schreiben ist ein handwerk das gelernt sein will und so ist es nicht schlecht auch mal zu erfahren was so hinter den kulissen geschah und wie etwas entstand. zumindest interessiert es mich bei dingen die ein bisschen aus dem rahmen fallen schon. (ach ja und doch meine gedanken sind so geflossen aber das ist ja unwichtig )


@Aporie: ja wo ich nun hingehöre...das frag ich mich selbst manchmal aber ins irrenhaus dann doch nicht. auch dir ein danke fürs lesen und deine betrachtungsweise, sie gefällt.
dieser text ist sicherlich nicht total unbedacht von mir hingeklatscht auch wenn ich ihn automatisch geschrieben nenne und er wirklich inerhalb von wenigen minuten entstand, so kam mir der titel erst später (da er auch als oberbegriff jedes einzelnen wortes verstanden werden soll, oder auch nicht, wie man halt will). ich möchte aber mal unterscheiden zwischen früheren automatischen texten wie zum beispiel: jeder für sich zusammengeschnitten und dann erschieß mich doch die nicht editiert wurden sondern in der reinform verblieben sind. bei diesem text hier bin ich allerdings noch einmal drüber gegangen und habe es wirklich inszeniert und nicht zerhackt gelassen, ich wollte nämlich mal ein bisschen mehr klarheit hineinbringen.
ach wie dem ach sei, genug der erklärung.

ich danke euch.

liebe grüße,
isa
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