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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 13.11.2006, 16:10   #1
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

Standard zu klein für einen Titel

Geboren, um nicht
zu funktionieren,
wanderte er
durch die Wüsten.
Alles kam gleich,
jede Düne,
jedes Sandkorn.
Als er Wasser fand,
ertränkte er sich.
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2006, 16:27   #2
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

Standard RE: zu klein für einen Titel

...es verzaubert mich - ich weiß nicht, warum...
lg
norbert
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Alt 13.11.2006, 16:28   #3
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

Standard RE: zu klein für einen Titel

Zitat:
Original von norbert böll
...es verzaubert mich - ich weiß nicht, warum...
lg
norbert
Danke.

Sag mir bescheid, wenn du es weißt.
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2006, 16:42   #4
männlich Al-eX
 
Benutzerbild von Al-eX
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin-Deathkölln
Beiträge: 428

Standard RE: zu klein für einen Titel

Hallo Felix!

Hier ist Dir etwas ganz Wunderbares gelungen. Allein für das "funktionieren" würde ich gern einen Austausch lesen wollen. Dieses Wort bricht irgendwie aus dem Rest des Textes heraus.


plüschigst Al-eX
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Alt 13.11.2006, 16:58   #5
yokatta
Gast
 
Beiträge: n/a

Ja,

das finde ich auch. Am allerbesten gefällt mir 'Alles kam gleich'... so einfach und doch so raffiniert.

LG, Euer Yokatta!
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Alt 13.11.2006, 17:46   #6
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

Standard RE: zu klein für einen Titel

--------------------------------------------------------------------------------
Geboren, um nicht
zu funktionieren,
wanderte er
durch die Wüsten.
Alles kam gleich,
jede Düne,
jedes Sandkorn.
Als er Wasser fand,
ertränkte er sich.
----------------------------------
...ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast, wie alt du bist, was du alltäglich zu tun hast, erleidest - kurz: ob es autobiografisch ist, vielleicht nur eine wortspielerei mit "endgag", eine spontane assoziation o.ä...
es trifft ja auf meinen seelenspiegel und somit mein verstehen...
da hat es eine sehr tiefe, philosohische dimension, erinnert mich sehr an schopenhauererkenntnisse über das "gespaltensein des lebens"...
(sch. hätte allerdings das ende abgelehnt und dazu aufgefordert, wüsten und dünen ertragen zu lernen. er hätte aber auch davor gewarnt, das wasser zu überschätzen, denn der zauber wirkt nur solange, bis der durst gestillt ist, dann sehnst du dich vielleicht wieder nach wüste, düne und sandkorn...)
liebe grüße
norbert
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Alt 13.11.2006, 18:05   #7
Princess-of-Anywhere
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 493

Hi Felix
es gefällt mir sehr gut, aber ich weiß auch nicht warum...
aber es gefällt mir

Lg
Princess
Princess-of-Anywhere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2006, 18:50   #8
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

Holla die Waldfee... Soviel Lob.. und der Schoppenhauer wird auch noch aus seiner Gruft bemüht.

Vielen, vielen Dank.

@Norbert:

es ist ein Stück weit biografisch und es ist auch Stück meines täglichen Leides mit hineingeflossen. Ich schreibe halt immer nur über Dinge die ich erlebe... Nur wer fühlt sich denn nicht manchmal so? An einem Tag etwas mehr, an einem anderen etwas weniger. Wie alt ich bin? Als ich es schrieb fühlte ich mich sehr, sehr alt und saß auf einem Kontinent fest der unglaublich schön und zugleich unglaublich grausam war.

Im Grunde genommen steht der Text vor Schoppenhauers Erkenntnis des Ertragens. Es ist der Zeitpunkt der totalen Resignation und doch findet sich im Wasser ein Ausweg, da man seinen Durst auf einmal löschen kann. Doch in der Gewissenheit, dass nachdem das Wasser Getrunken ist, wieder nur Dünen und Sandkörner folgen liegt die Entscheidung des Freitodes. In sofern hat Schoppenhauer schon recht, das Wasser ist mit Vorsicht zu genießen. Wobei ich der Meinung bin, dass man sich nicht nach Düne und Sandkorn zurücksehnt. Denn sie sind ja immer noch da... und werden auch nie verschwinden. Das ist die eigentliche Tragik. Ich glaube mann muss nicht lernen mit den Dünen und Sandkörnern zuleben, sondern mit seiner eigenen Resignation.


@Pegasus911:

Nein, nein ich bin noch nicht ertrunken, nur ziemlich überrascht. Soviel Lob bekomm ich sonst nicht. Wenn du trockenen Rotwein da hast, setz ich mich gleich ins Auto
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2006, 21:39   #9
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

...klar, zu schopenhauer kommst du nur, wenn du leidest - er bietet wenigstens erklärungen...
darüber hinaus ist natürlich auffallend, dass das von dir beschriebene leid bei vielen in deutschland auftaucht - hat´s mit dem klima zu tun, mit der nazivergangenheit o. anderem?
müsste man klären...
lg
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2006, 21:46   #10
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

Zitat:
Original von norbert böll
beschriebene leid bei vielen in deutschland auftaucht - hat´s mit dem klima zu tun, mit der nazivergangenheit o. anderem?
müsste man klären...
hehe... Das mit dem Klima ist gut, ist im moment auch echt deprimierend

Aber ich glaube so schlecht wie dem Protagonisten in meinem Text ist es um Deutschland nicht bestellt... Jedenfalls denkt nicht gleich jeder an Selbstmord, wenn er die Möglichkeit vor Augen hat. Ich glaube die Deutschen leiden im Moment an einer tiefen Depressionen, die sich immer weiter verstärkt um so mehr man darüber redet. Richtige Sorgen mach ich mir erst, wenn ich Heinrich Heine sehe, wie er vor sich hin grummelnd durch das Land zieht und "Ein Wintermärchen Teil 2" schreibt.
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2006, 22:55   #11
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

uns geht´s in deutschland absolut noch nicht schlecht - kleidung, nahrung, wohnung, alles im überfluss vorhanden...
seelisch sieht´s aber wohl anders aus, ich seh da starke zusammenhänge mit dem (vorindustriellen), seinerzeit fortschrittlich-sozialen preußischen denken, das passt überhaupt nicht mehr in eine zeit, wo traditionelle arbeit, die früher 85% der menschen beschäftigte,
wegtechnisiert/wegglobalisiert ist.
man wird immer mehr zum spielball, die kinder erben keine pfründe mehr, auf die sie eine sichere zukunft aufbauen können (hof, werkstatt etc.)...ich könnte da noch viel zu schreiben, muss aber jetzt weg...
lg
norbert
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Alt 13.11.2006, 23:03   #12
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

Zitat:
Original von norbert böll
ich seh da starke zusammenhänge mit dem (vorindustriellen), seinerzeit fortschrittlich-sozialen preußischen denken
Kannst du mir das näher erklären?
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2006, 23:38   #13
Ruth
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 201

hm , ich habe gestern ein gedicht geschrieben das das gleiche thema behandelt , ebenfalls voll wüste ist und sich am ende im fluß ertränkt. das finde ich irgendwie bedenklich. nun . würde sagen mein gedicht bleibt erstmal schön im tagebuch , aber ich bin glücklich , denn deines gefällt mir ,
Ruth ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2006, 14:15   #14
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

ich seh da starke zusammenhänge mit dem (vorindustriellen), seinerzeit fortschrittlich-sozialen preußischen denken
-------------------------------------------------------------------------------------------------
...ich meine dieses "pflicht erfüllen, pünktlich sein, sich der gesellschaft unter hintansetzung der individuellen interessen zuwenden" wie´s friedrich ii. seinerzeit - damals international hoch angesehen - gepredigt und vorgelebt(!) hat...(merkwürdigerweise - auch das vielleicht ein hinweis auf deutsches unglück - sprach man am hof französisch...)
dazu aus dem net kopiert:
Einfalt und Tiefsinn
Die Geschichte der deutschen Einfalt reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück, in dem sich germanische Heeresverbände "tiudisk" nennen im Gegensatz zu den "welschen" Heeresgruppen romanischer Provenienz. Die Bezeichnung "tiudisk" (s.u.) macht aber nur Sinn, wenn man weiss, wer nicht dazu gehört: die Welschen nämlich. Die Deutschen sind die, die keine Italiener oder Franzosen sind, sie bilden eine negative Identität aus, die ihre Gestalt in der Abgrenzung vom Anderen findet. Und wenn der andere geistreich und leichten Sinnes ist, dann charakterisiert der Deutsche sich eben durch Einfalt oder Tiefsinn.

tiudisk oder theodisce gehört zu einem alten gemeingerm. Wortstamm, Thiud, Thiod etc. "Volk". Ein gotischer thiudans ist z.B. ein "Volks-König". Da im Frankenreich die Amtssprache Latein war, wurde die Volkssprache davon geschieden. thiodisk oder tiudiskj ist also die Sprache des "ungebildeten, einfachen Volkes". - in krassem gegensatz dazu: die immensen, international betrachtet hervorragenden leistungen der deutschen in kultur und technik ab etwa dem 16. jhdt...hm, rätselhaft...
jetzt muss ich leider schon wieder weg!
zum einfluss des klimas auf gefühlslage/lebenssituation möchte ich dich auf mein gedicht "finnen" (Finnen 18.10.2006 09:28 Forum: Fein und bunt garniert) und die daran anschließende ellenlange diskussion um dieses thema verweisen...
lg
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2006, 20:53   #15
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

@All:

Da der Text auf so positive Resonanz trifft, fällt euch ja vielleicht auch ein guter Titel ein. Ich habe nämlich keine Ahnung wie ich es nennen soll


@ Norbert:

Danke für die Erläuterung. Werde mir "finnen" mal anschauen.Bin gespannt...

@ruth:

Mist, verdammt.. du hast mich erwischt. Ich beobachte dich heimlich und klaue dir deine Ideen Sorry!
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2006, 22:16   #16
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

einen anderen titel kann ich mir jetzt schon garnicht mehr vorstellen...
lg
norbert
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Alt 14.11.2006, 22:19   #17
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

Zitat:
Original von norbert böll
einen anderen titel kann ich mir jetzt schon garnicht mehr vorstellen...
lg
norbert
Aber das sollte garkein richtiger Titel sein. Das war einfach nur meine Meinug über den Text. Ein richtiger Titel fehlt also noch.
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2006, 22:34   #18
yokatta
Gast
 
Beiträge: n/a

Mein spontaner Vorschlag: Sandkern.

Liebe Grüße, Euer Yokatta!
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Alt 15.11.2006, 20:36   #19
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

hmm... "Sanddkern" klingt interessant. Aber es sollte schon etwas mit dem Thema Resignation/Verzweilung zutun haben.
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2006, 03:04   #20
U-hEXe
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 353

Zitat:
"Sanddkern" klingt interessant. Aber es sollte schon etwas mit dem Thema Resignation/Verzweilung zutun haben.
...und genau aus dem Grund würde ich den jetzigen Titel beibehalten. Wie sonst könnte Resignation treffender umschrieben werden?

Ich habe es ebenfalls sehr gerne gelesen - vor allem, weil ich beide Seiten fühlen kann: sowohl die des Protagonisten, wie diejenige des Wassers...

Liebe Grüße!
U-hEXe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2006, 16:00   #21
Felix
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 195

So hab ich das noch garnicht betrachtet. Einfach den Thread-Titel als Titel für den Text nehmen. Keine schlechte Idee...
Felix ist offline   Mit Zitat antworten
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