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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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06.03.2015, 10:25 | #1 |
Im Herzen unseres Großstadtlebens
Versuche bitte so leise wie nur möglich mit gekreuzten Beinen neben mir zu sitzen,
dann schließe deine Augen, atme tief ein, und erzähle was du riechen kannst. Ich möchte wissen, wie für dich der Wind klingt, der über dir durch die Laubkronen weht. Mich kitzelt eine Ameise, um ein Augenzwinkern verlängert meine Hand wohl ihren Weg. Geschmacklich ist der Stillstand süß und lieblich, wohl bekömmlich, einfach appetitlich. Und jetzt stell dir vor, keiner spricht mehr ein trübes Wort und niemand nimmt dir Hoffnung fort. Es ist verboten nicht zu träumen und erwünscht einfach zu singen. Selbstzweifel, Enttäuschung und Verletzung werden keiner Träne mehr entrinnen. Stell dir vor, alle deine Sehnsüchte können wahr werden, aus deinen Gedanken werden Taten und aus diesen dein Gelingen. Hinter den schützenden Barrieren werden Türen zu Kammern geöffnet, und du trägst deine schönste Festtagskleidung, dann nimm sie an diese Einladung. Dann setze dich neben die fremde Frau und sage dem unbekannten Herren, dass du bereit bist dich zu trauen und lächle ihnen herzlich zurück, serviert werden Kuchen und Kaffee, für dich gibt es auch ein Stück. Das alles kann passieren, wenn wir hier auf unserer Insel liegen, 20m² Wiese im Herzen unseres Großstadtlebens. Das alles wird passieren, wenn wir unsere Augen geschlossen halten und uns wagen hier zu fantasieren. Einfach mutig Ruhe bewahren und einmal zuhören, statt reden, und einmal sein, statt immer nur zu leben. Nun lehne dich ein bisschen nach hinten und lausche dem See gegenüber. Scheinbar lautlos, aber nicht stumm: ein Erpel, der mit Brot liebäugelt, ein Stein, der dreimal über diese Fläche springt, einige Wellen und eine Mandarinente, die nach oben schwimmt. Kannst du den Weidenast dort erkennen ohne auch nur hinzusehen? Nicht gerade, aber auch nicht krumm, nicht schräg und nicht verbogen. Es gibt zu wenig Worte für alles was uns umgibt. Wie gerne würde ich schildern wie die Liebe aussieht und das möglichst präzise. Und ich möchte beschreiben wie bunt Farben doch sind, hören wie ganz leise einer dieser wunderbaren Tage beginnt, denn ich bin noch lange nicht satt von dieser aufregenden Welt. Und bitte stell dir noch einmal vor, dass für jetzt alles was wichtig war schweigt, keiner etwas an Zuversicht verneint, daran was deinen Blutkreislauf aus dem Rhythmus bringt und was dir für schöne Momente geschenkt wurden. Lass es zu, dass dir dein Leben lachend und freudig zuwinkt. Nimm es bei der Hand, lass Argwohn und Frust nicht endlos passieren. Genieße dein Schmecken ohne Köstlichkeit in deinen Mund, höre das Wetter und die Ereignisse um dich herum, erkenne tausend Formen und drehe dich dabei nicht einmal um. Fühle die Sonne, die Luft und dich irgendwo dazwischen, ohne zu wissen was deine Koordinaten sind, sei dir sicher du sitzt noch mit mir auf dieser kleinen Insel im Herzen unseres Alltagsgeschehen. Manchmal glaube ich dabei den Augenblick zu durchschauen und möchte nicht aus diesem Frieden zurück in den Trubel gehen. Mir ist schon so einiges auf diesen 20m² meiner Insel widerfahren, ich habe neue Lieder und Bilder bestaunt, habe mein Herz vielen verschiedenen Menschen öffnen dürfen. Habe nie bereut zu träumen- denn die Farben der Gedanken sind zu schön um sie einzuzäunen. Ich habe einfach dem zugehört was mich umgibt und wie das Leben außerhalb meines Lebens aussieht. Und jetzt darfst du deine Augen wieder öffnen und dabei blinzelst du so zart, Du solltest nicht prüfen, was in der Wirklichkeit nicht geht. Denn nun ist der Rasen wieder grün und der Alltag akkurat, vielleicht ist für dich schon in einer Stunde alles was passiert ist längst passé oder du vermisst meine Welt, nur ab und an. Möglicherweise in einer Zeit der Hektik auf einem Beschleunigungsstreifen deiner Wahl. Du bist gern willkommen und dann inszenieren wir unsere Gedankenwelt noch einmal. Dann bereite ich uns ein paar Pralinen vor und die isst du ohne kauen und wir trinken etwas mit Holunder und setzten daran fort unsere Träume auszubauen. |
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06.03.2015, 14:49 | #2 |
abgemeldet
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stell das unter kurzgeschichten ein. kein uninteressanter text.
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06.03.2015, 17:03 | #3 |
Dachte der Tag kommt nie, aber Ralf hat Recht. Das ist gut.
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06.03.2015, 19:02 | #4 |
gesperrt
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Mir ist das einfach zu therapeutisch und zu esoterisch. Als wenn meine Therapeutin mit mir auf einer Wiese sitzt und sagt: Jeronimo, du genervter Zyniker, schau nur den Erpel da drüben, wie geschickt er sich an den Schwan vergehen will, und ist es nicht süß, wie dir die Ameisen auf die Beine pieseln, während du meinem Gesülze zuhören musst, und du mich doch lieber erwürgen möchtest? Die Welt ist schön und heil und bunt und dein Hosenstall steht offen, aber das kennt man ja von dir. Lasse uns einen Holunder trinken und ein wenig beten, damit du zu dir findest, bevor du dich nachher vom Balkon stürzt.
Jeronimo |
06.03.2015, 19:17 | #5 |
abgemeldet
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kritisch betrachtet richtig Jeronimo. mir ging es eher um die wortwahl und ich lese meist nur den ersten absatz und wenn ich ein wenig zeit habe lese das ganze. ich bin mit dem stilistischen einverstanden. Versard scheint auf grund seines berufes ja auch ein wenig zu esoterieren, daher sein komm. ich wurde mal von einem esels-terischem seminar gefeuert in das mich einer meiner langjährigsten freunde gelockt hatte. leider hatte ich die gruppe von schafen sehr schnell aus den angeln gehoben und wurde entsorgt. ich finde, dass das esoterische und übersinnlich durchaus seinen platz hat. auch wenn ich daran null-komm-null finde. dazu ein sehr interessanter artikel aus der gestrigen NYT - wenn einer von euch beiden interesse hat:
http://www.nytimes.com/2015/03/05/op...t&emc=rss&_r=0 |
06.03.2015, 19:30 | #6 | |
R.I.P.
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Zitat:
Auf 20 Quadratmetern kann man unmöglich Autolärm, das Kreischen der Kinder, den Geruch des Dönerstandes nebenan, den Fluglärm etc. ausblenden. Das gelingt ja schon beinahe nicht in geschlossenen Räumen. Die gekreuzten Beine erinnern mich an den Lotussitz und damit kann ich persönlich gar nichts anfangen. Hallo, welldien - es gab eine Zeit, da waren die CD mit so halbhypnotisierend sollenden Texten sehr im Schwange. Ich bekam auch eine geschenkt, aber ich konnte nur darüber spötteln. Das war mir alles zu "heil" und "gut-gut" - nichts für ein realistisches Menschenwesen wie mich. Aber geschrieben ist Dein Text einwandfrei, da gibt es nichts zu mäkeln. LG Th. |
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06.03.2015, 20:23 | #7 |
Hallo, danke für das Feedback.
Ja, der Text hatte in meinem Kopf die Motivation einen anderen Menschen in eine Gedankenwelt einzuladen, in der es mal Pause von alltäglichen Themen gibt, die wir in den Medien hören und von den Dingen, an denen man zu knabbern hat, die einen täglich ärgern. Mir ist klar, dass die Welt nicht so ist. Und mit Esoterik habe ich nichts am Hut. Wenn man es so interpretieren möchte ist das vollkommen ok. Für mich sind gekreuzte Beine zb ein Schneidersitz. Aber ja, ein sehr versöhnlicher Text, der in knallharter Realität keinen Bestand hat. Kam mir trotzdem auf den Versuch an ;-) lg |
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