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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 11.12.2017, 19:12   #1
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.878

Standard Verzweiflung

Zerstört ist mein Leben, verflucht sei mein Schicksal,
ich stöhne betrogen, ertrage nur mühsam die Qual.
Wie sollte ich ahnen, dass Gott so viel Schreckliches gibt:
Mein Weib hat sich gestern tatsächlich in Egon verliebt.

Du Weib, du wagtest Hörner an die Stirn zu nageln,
an meine, wohlgemerkt, und spürtest nicht die Schmerzen,
vernahmst die Schreie nicht aus dem verletzten Herzen,
du willst, ich merk es, mir das Weihnachtsfest verhageln.

Seine Stimme, seine Verse strömten lavagleich in meine Ohren,
voller Sanftmut, nimmer zürnend tönt gar lieblich seine Hirtenflöte,
seine Reimkunst überflügelt Heine, Schiller, Rilke, auch den Goethe.
Sieh mirs nach, verzeih mir armen, schwachen Weib: Ich hab mein Herz verloren.


Ich knirschte zerknirscht mit den Zähnen,
verbarg ihr geschickt meine Tränen,
entfloh in derselbigen Nacht zu Sybille
und betete still: Es geschehe dein Wille!
Jehova, du Schlitzohr mit himmlisch-gewaltiger Macht,
hast du sie zu Egon, Sybille zu mir nun gebracht.
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2017, 19:18   #2
weiblich Unar die Weise
 
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Beiträge: 5.271

Standard Lieber Heinz,

das nenn ich mal eine Win-Win-Situation.
Wenns so läuft, ist doch alles schick.
Vielleicht wird eines Tages wieder zurückgetauscht.
Alles möglich!

Deine Zeilen haben mich sehr unterhalten.
Zur Metrik brauch ich nichts zu sagen, wie immer beispielhaft.
Ein großes Lob,
von der kleinen Unar.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2017, 19:32   #3
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.878

Liebe Unar,
nee, nee - geschenkt ist geschenkt!
Metrik - eine kleine Spielerei mit Amphybrachien, Jamben, Trochäen und Daktylen. Ob beispielhaft, müssen andere beurteilen.
Für Dein großes Lob - großen Dank.
Für die "kleine" Unar - ich schick Dir nen Sack Dünger.

Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 11.12.2017, 19:36   #4
weiblich Unar die Weise
 
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Beiträge: 5.271

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Liebe Unar,
nee, nee - geschenkt ist geschenkt!
Metrik - eine kleine Spielerei mit Amphybrachien, Jamben, Trochäen und Daktylen. Ob beispielhaft, müssen andere beurteilen.
Für Dein großes Lob - großen Dank.
Für die "kleine" Unar - ich schick Dir nen Sack Dünger.

Liebe Grüße,
Heinz
Dünger? Ja.
Regen hab ich schon.
Da dank ich herzlichst.
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Alt 11.12.2017, 21:52   #5
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.878

mein Düngerangebot ziehe ich zurück, weil Du keine "kleine" Unar bist.
Wieso regnet es bei Dir, wenn es im Rheinland schneit?
Gruß,
Heinz
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2017, 22:04   #6
weiblich Unar die Weise
 
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Beiträge: 5.271

Okay.
Hast recht, bleib lieber so.

Tja, weiß nicht warums regnet.
Ich mag den Schnee nicht, vielleicht hat er das gehört.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2017, 07:59   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.687

Lieber Heinz,

Zitat:
eine kleine Spielerei mit Amphybrachien, Jamben, Trochäen und Daktylen. Ob beispielhaft, müssen andere beurteilen.
eine "kleine Spielerei" ist die Untertreibung des Tages (Jahres). Perfekt ist es und gefällt mir sehr. Wie Unar schon schrieb: Sehr unterhaltsam. Solche Gedichte zu lesen, macht Spaß.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2017, 10:40   #8
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Ach Heinz,

*jam jam jam*, schmeckt gut, wie du schreibst.

Ein paar Gegensätze mache ich dennoch aus und wollte dich darauf hinweisen: ich probiere mal kurz darzustellen, womit ich nicht zurecht komme.

1. Strophe: Das lyrische Ich stellt fest: die Frau hat sich gestern in Egon verliebt.
2. Strophe: Das lyrische Ich wird wütend.
3. Strophe: Die Frau erklärt warum sie sich verliebt hat
4. Strophe: (derselbigen Nacht, gestern? zu Sybille?), also ist das lyrische ich auch Fremd gegangen mit Sybille, in der selben Nacht wie die Frau sich in Egon verliebt hat?

Warum fühlt dann das lyrische Ich in Strophe 1 "betrogen" und erträgt nur mühsam die Qual? Er war doch selber nicht besser??

Ich ahne ich verstehe hier vielleicht etwas gänzlich falsch. Nur bin mir unsicher, weil ein Zeitformenwechsel drin ist und ich damit die Handlung nicht ganz zweifelsfrei verfolgen kann.

Und ansonsten: das wo ich kurz die Stirn runzelte:

"Sieh mirs nach" -> sieh mir es nach? "Sieh es mir nach" -> "Siehs mir nach"
"nun" in der letzten Zeile.

Das mit dem nun ist meine persönliche Antihaltung zu diesem Wort, seit einigen Wochen. Die verschwindet wieder. Ich halte aber meinen Kampf gegen das Wort aufrecht :P

Liebe Grüße,
MiauKuh
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2017, 10:51   #9
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Zerstört ist mein Leben, verflucht sei mein Schicksal,
ich stöhne betrogen, ertrage nur mühsam die Qual.
Wie sollte ich ahnen, dass Gott so viel Schreckliches gibt:
Mein Weib hat sich gestern tatsächlich in Egon verliebt.

Du Weib, du wagtest Hörner an die Stirn zu nageln,
an meine, wohlgemerkt, und spürtest nicht die Schmerzen,
vernahmst die Schreie nicht aus dem verletzten Herzen,
du willst, ich merk es, mir das Weihnachtsfest verhageln.

Seine Stimme, seine Verse strömten lavagleich in meine Ohren,
voller Sanftmut, nimmer zürnend tönt gar lieblich seine Hirtenflöte,
seine Reimkunst überflügelt Heine, Schiller, Rilke, auch den Goethe.
Sieh mirs nach, verzeih mir armem, schwachen Weib: Ich hab mein Herz verloren.


Ich knirschte zerknirscht mit den Zähnen,
verbarg ihr geschickt meine Tränen,
entfloh in derselbigen Nacht zu Sybille
und betete still: Es geschehe dein Wille!
Jehova, du Schlitzohr mit himmlisch-gewaltiger Macht,
hast du sie zu Egon, Sybille zu mir nun gebracht.

BG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2017, 13:35   #10
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 833

Großes Drama!

Gänzlich verschwurbelte Sprache sich windender Wehen,
wütende, wabernde wäscheverzehrende Wollust!
Wunderbar!

Dickes Lob an Shakespeare- Heinz!
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2017, 16:19   #11
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.878

Lieber Georg C. Peter,
Shakespeare? Ich hab doch niemanden umgebracht! (Habe mir gerade den William (Othello, Romeo und Julia und Hamlet) rein gezogen. Jetzt zähle ich die Leichen.
Die gänzlich verschwurbelte Sprache - da fragt man sich: Wieso schreibt der Autor solche Töne?
Für Dein Lob danke ich Dir sehr!

Hallo Thing,
Du hast mein ganzes Ding zitiert und mit scharfem Auge den Fehler bei dem armen Weib entdeckt. Ich versuch mal, das noch auszumerzen

Lieber MiauKuh,
Du hast vordergründig alles richtig interpretiert. Die "Wut" des Gehörnten ist reine Fassade, denn Sybille (warum ausgerechnet "Sybille" - um einen Reim zu finden, müsste ich nicht lange suchen) hatte das LI schon lange in der Hinterhand.
Du Moralist! Stellst das fremdgehende Weib auf die gleiche Stufe wie den Gehörnten? Ich sag mal so: Es ist des Mannes Natur, dass er seine Gene so weit wie möglich verteilt - ein Naturrecht sozusagen! (DAS WAR EIN SCHERZ!).
"...Sieh mirs nach..." heißt genau genommen "sieh mir es nach", da hast Du Recht und korrekt wäre Deine Fassung. Die hört sich aber in meinen Ohren
"siehs mir nach" zu "zischelnd" an.
Fürs "jam-jam" herzlichen Dank!

Liebe Silbermöwe,
vielen Dank für Deine Zweifel an der "Spielerei" mit den Versfüßen. Das war kein fishing for compliments - mir macht es einfach Spaß, mich an unterschiedlichen Versfüßen zu delektieren.

Liebe Grüße Euch allen!

Heinz
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