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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 11.12.2010, 11:31   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Traute Zweisamkeit

Die Augen, die einst deine reine Schönheit spähten,
müde, verweint, blutunterlaufen.
Die Lippen, die mit süßen Küssen Liebe säten,
predigen puren Hass.
Die Ohren, die für deine Worte sich verzehrten,
hören dich nicht mehr.
Die Hände, die mit sanftem Streicheln Sehnsucht nährten,
stechen nun unkontrolliert zu.
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Alt 11.12.2010, 11:49   #2
männlich Ex-Lyrik
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Hallo Schmuddelkind,

das ist ja bitterböse, eine Art Abrechnung mit zerstörter Liebe, oder?

Gruß, Lyrik
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Alt 11.12.2010, 12:24   #3
Thing
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Halli Hallo, Schmuddelkind -

interessant, daß nur über Kreuz gereimt wird.
Im Grunde ist das eine recht einfache Methode, freie Verse unterzubringen.

Hier:

"die nach Deinen Worten sich verzehrten" klänge besser.

Ich lese es als ein Gedicht auf einen Elternteil, der jetzt an Alzheimer leidet, in diesem Sinne unkontrolliert handelt.
Liege ich sehr falsch?

Thing
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Alt 11.12.2010, 12:31   #4
männlich Ex-Lyrik
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Ich mache auch gerade Erfahrungen mit Demenz / Alzheimer. Zumindest kann ich das so nicht lesen. Die Aggression, die der Text enthält, erfahre ich zum Glück so nicht.

Gruß, Lyrik
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Alt 11.12.2010, 12:44   #5
Thing
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Halli Hallo,

je nun:
Ich denke z.B. an Herbert Wehner, der seine "große Liebe" im späten Alzheimer-Stadium mit seinem Kot bewarf, ihr die Augen auskratzen wollte, sie verbal unglaublich schmähte und Haß ausstrahle.
Von daher ist die Interpretation hoffentlich nicht allzusehr daneben.

Ja, aus Liebe kann sich Haß entwickeln, hier wohl nach einer fast lebenslangen Verbundenheit.
Aber in heutiger Zeit stehen dem "Entweichen" Tür und Tor offen.
Nicht jedoch, wenn man durch Demenz an den Partner gebunden ist.


Thing
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Alt 11.12.2010, 12:50   #6
männlich Ex-Lyrik
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Ja, viele Alzheimerpatienten neigen zu dieser Gewalt, u.a. weil sie ihre Mitmenschen nicht mehr erkennen und sich gegen die so empfundene Bedrohung wehren. Das ist oft so, aber zum Glück nicht immer.

Ich denke, dass wir bald erklärt bekommen, worum es wirklich geht.

Gruß, Lyrik
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Alt 11.12.2010, 13:45   #7
männlich Schmuddelkind
 
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Hi,

zunächst mal freut es mich, dass diesem Gedicht so große Aufmerksamkeit zukommt. Hätte das eher von meinen anderen Gedichten erwartet, aber so ist das manchmal.

1. Thing hat recht mit seinem Korrekturvorschlag. Ich glaube, "sich für etwas verzehren" gibt es gar nicht. Danke dafür!

2. Das mit der Demenz ist auch eine interessante Interpretation. Da bin ich noch gar nicht darauf gekommen. @Thing: Es gibt keine falsche Interpretation. Jeder holt sich das aus der Lyrik, was für ihn eine Bedeutung hat.

3. Das Motiv für das Gedicht, wie man vielleicht auch meinen anderen Gedichten entnehmen kann, ist eine langjährige Beziehung, die vor kurzem in die Brüche gegangen ist. Allerdings hab ich keine Mordlust oder so. Es ist nur ein Versuch, die Verzweiflung und den Schmerz auszudrücken, der mit einer solchen Situation einhergeht. Das LI drückt überspitzt aus, was ich tatsächlich empfinde. In Wirklichkeit haben wir uns vernünftig und friedlich getrennt, falls das jemanden interessiert. Die entsprechende Person weiß wohl, wie es gemeint ist.

4. Ja, dass nur über Kreuz gereimt wird, ist eine sehr einfache Idee. Für mich ist es eine gute Möglichkeit, die Widersprüchlichkeit meiner Gefühle auszudrücken. Die Zeilen, die sich wehmütig an der Vergangenheit orientieren, sind gereimt und ordnen sich peinlichst einer Metrik unter und deuten damit Harmonie und Glückseligkeit an. Die Zeilen, die den momentanten Zustand des LI beschreiben, sind völlig frei und ohne jegliche Schematik. Sie drücken Gefühlschaos aus.

LG
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Alt 11.12.2010, 14:00   #8
Thing
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Halli Hallo, Schmuddelkind -

der Dichter hinter dem LI muß es sich hin und wieder gefallen lassen, daß man Rückschlüsse zieht.
Gebrochen scheint mir der Sinn des Gedichtes im Haß, wenn ich die Erläuterungen des LyrI lese.
Wird eine Beziehung friedlich beendet, scheint dennoch ein Gefühl des Rachegelüstes oder der Beinahe-Diffamierung übrig zu bleiben.

Das kennt auch der alte

Thing
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Alt 11.12.2010, 14:06   #9
männlich Schmuddelkind
 
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Halli Hallo, Schmuddelkind -

der Dichter hinter dem LI muß es sich hin und wieder gefallen lassen, daß man Rückschlüsse zieht.
Gebrochen scheint mir der Sinn des Gedichtes im Haß, wenn ich die Erläuterungen des LyrI lese.
Wird eine Beziehung friedlich beendet, scheint dennoch ein Gefühl des Rachegelüstes oder der Beinahe-Diffamierung übrig zu bleiben.

Das kennt auch der alte

Thing
Ja, aber dieses Gefühl ist nur ein Impuls, der kaum gefühlt, schon wieder verfliegt in der Vernunft, mit der ich dem Problem intellektuell gegenüber stehe. Aber ich denke, es ist wertvoll, auch diesen kleinen Impuls aufzugreifen und kreativ zu verarbeiten.
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Alt 11.12.2010, 14:10   #10
Thing
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Halli Hallo, Schmuddelkind!

Das nenne ich Impuls:
Eine kleine, gefühlte und intensv empfundene Regung in Lyrik zu übertragen!

Gut dem Dinge!


Thing
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Alt 17.07.2011, 22:11   #11
weiblich Glühwürmchen
 
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Hallo Schmuddelkind,

das ist meiner Meinung nach das gefühlvollste Stück von dir.
Es berührt mich tiiiiiiiiiiief.
Glühwürmchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2011, 07:45   #12
männlich Schmuddelkind
 
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Beiträge: 4.798

Vielen lieben Dank, Glühwürmchen!

Das ist schön, dass es dich berührt!
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Stichworte
gewalt, hass, hilflos

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