Verlorene Zeit

[FeelLetter]

Verlorene Zeit

Sie steht mit entgegen,
was soll ich tun?
Geht auf meinen Wegen,
nie will sie ruhn.

Reißt an meinen Armen,
zerrt mich voran,
des Kieses Erbarmen
kämpft in dem Wahn.

Wenn Kräfte entschwinden,
drückt mich auf Stein,
um Fesseln zu binden,
schreiend allein.

Durch treibende Winde
vorwärts gepresst,
dem strampelndem Kinde
Tränen entlässt.

Es hebet sich brüllend,
schleppend der Geist,
das Dunkel erfüllend,
Wasser vereist.

Zerrissne Pupille
schaut krank zurück,
verlassen der Wille,
sterbend der Blick.

Der Weg zeigt das rote
Blut, mir entlockt,
erleuchtet, was drohte,
was Leben stockt.

Zurück liegt die Schwärze,
vorne der Zwang,
am blutenden Herze
fließt sie entlang.

Die Füße gehn weiter,
sind nie befreit,
bald erster dann zweiter,
mich zwingt die Zeit.

[Perry]

liest sich sehr dramatisch deine "temps perdu", der Marcel Proust ja sein Lebenswerk gewidmet hat. Parallelen kann ich auf die schnelle keine entdecken, aber dafür spüre ich teilweise einen an frühere Dichter angelehnten Duktus (Es hebet sich brüllend).
Irgendwie frage ich mich deshalb, ist dein Werk als Hommage gedacht oder übst du dich nur gerne in dieser dramatischen Form der Lyrik, der ich als Gegenwartsschreiber leider nicht allzuviel abgewinnen kann.
Da ich nicht nur subjektiv reflektieren will, hier noch ein konstruktiver Hinweis:
An der Stelle
"Wenn Kräfte entschwinden,
drückt mich auf Stein," -> hier fehlt mir, wer drückt mich auf den Stein? Ich nehme an, du meintest die Zeit.

LG
Perry