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Alt 03.01.2019, 10:20   #1
männlich Oggy
 
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Beiträge: 23

Standard Die historische Begegnung von Wehner und Lueg

- Kurzer Beitrag über zwei extreme Gegenpole im Dienste der ewigen Wahrheitsfindung -

Der nahezu in Vergessenheit geratene deutsche Philosoph Herbert Wehner wird in seiner Bedeutung bis zum heutigen Tage maßlos unterschätzt, findet sicher nicht nur der Autor dieser bescheidenen Zeilen. Diese zugegebenermaßen gewagte These muss freilich erst vor dem Hintergrund steigender Politikerbeliebtheit und galoppierender Philosophieverdrossenheit hinterfragt werden.
Wehners oft völlig spontan, geradezu eruptiv artikulierte, fundamentale Kernsätze über die materielle Manifestierung des Nichts im dinglichen Kontinuum rheinisch-bundesrepublikanischer Seinsfindungsprozesse sind bis heute von erschütternder, unerreichter Bedeutungsschwere, die selbst dunkelste Vorsokratiker in die abgrundtiefen Schluchten ehrfurchtsvollen Staunens hinabschleudern würde. Wehners zentrale Botschaft an seine Jünger lautet:

"Ich weiß nichts. Und Sie wissen nichts. Wir beide kennen nichts...!"

Diese so kristallklar geäußerte, dem trostlosen Lebensumfeld der Sozialdemokratischen Partei unzweifelhaft geschuldete, nichts-existenzielle Schlußfolgerung entzieht bereits der noch gar nicht mal im Ansatz in die Welt getretenen, ohnehin vom ersten bis zum letzten Grabesschritt auf tönernen Füßen (vgl. Altes Testament, Daniel 2, 31 f., bes. 34-35) dahinstolpernden "Wissens"gesellschaft der viel späteren Nuller (ein Omen!) Jahre in desillusionierender, geradezu schockartiger Weise den imaginären Boden unter den beidseitig linken Füßen. Im Klartext:

"Und dennoch reden wir, ... als ob wir schon alles wüssten!"

Allen z. T. sogar sexistischen ("Hat der Partnertausch innerhalb des sozialliberalen Lagers nicht stattgefunden?") Unkenrufen der larmoyanten Aufklärung zum Trotz, die in Gestalt des geschwätzigen, notorisch gutgläubigen ("Ich höre das hier über den Ohrwurm!") und doch schmerzhaft hartnäckigen Gegenspielers mit dem ironischerweise entlarvenden Namen Ernst Dieter Lueg daherkam, wich der gelassene Denker nie auch nur einen Hauch von seinem allumspannenden Nichts-Bild ab, und es zeigt sich einmal mehr, dass nur das wirkliche Genie es versteht, aus dem (oben bereits plastisch skizzierten) absoluten Nichts-Wissen so etwas Grandioses wie ein konstruktives Haben zu gebären:

"Alle ... Wenn-sich, Wenn-sich, Wenn-sich einberechnet, ... wir haben unsere Stellung behauptet!"

Nicht gewöhnt an dieses trutzige Maß eloquentester philosophischer Offenheit, trollte der sichtlich von abrupter Erkenntnis geradezu erschlagene Vertreter einer längst nicht mehr der uneingeschränkten und unreflektierten Beweihräucherung geweihten Zunft (vgl. schon Otto von Bismarck, Reichstag 1888, "Die Presse ist für mich Druckerschwärze auf Papier") sich verschämt mit einem bedauerlicherweise äußerst kleinmütigen Abschiedsgruß an "unseren" Großen - den großen Nichts-Erwähner.


__________
Dialog:
https://www.youtube.com/watch?v=DwH1inbYWJI
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