Hühnerleiterprozesse

[Ex-Ralfchen]

Hühnerleiterprozesse

Zwei Hennen sitzen eng gedrückt
die Sprosse voll mit Schiß und Dellen.
Man gackert eher nicht entzückt,
vom Nahtod in den Massen-Ställen.

Sie nörgeln über Hierarchie,
und schwärmen von der Zeit im Ei.
Es trieft die Hühnerphantasie
vom Hahn, der Schlachtung – allerlei.

So manche Freundin – wenn zu dick,
fand sich am Hackstock wieder.
Die mag‘ren Hennen haben Glück
der Suppentod drückt Launen nieder.

„So was,“ gackert die Henne Quarg,
„Planst du an schönen Dingen?“
„Ich übe Fliegen, flügelstark,
um mich hier weg zu schwingen!“

„Denkst du denn nie an Nächstenliebe,
gar an des Schöpfers großen Plan?
An Hühnerwürde, Paarungstriebe,
an einen eleganten Hahn?“

„Was nützen Hühnertraditionen
das Lobbild von dem Gockelhahn?
So lang wir in dem Scheißstall wohnen
mit Schweinen auch gleich nebenan?

Man kann tagtäglich uns erschlagen
ich prangere nur Menschen an.
Darf man nach Obersprossen fragen
als Nahrungsmittel dann und wann?“

Statistisch in den Nahrungsketten
sind wir – mag sein - auf Sprosse Drei.
Mein Urteil schwärmt vom HÜHNER-RETTEN,
doch dazu setzt man mich nicht frei.“

Doch eine karge Stimme bricht
den Denkstrohm dieser beiden Hühner.
Im Stall strahlt plötzlich grelles Licht:
Der Tierarzt Doktor Schubladühner.

„Ihr guten Hennen kommt herunter,
auf einen Schnabel karges Korn,
mein Ery Throcin macht euch munter
und lindert jeden Hühner-Zorn.

(Und die Moral von der Geschicht
das kluge Huhn denkt besser nicht.
Denn Hühnerleitern für den Fall
sind besser als ein Massen-Stall.)