Tränenkapp.

[Belshiras]

2007 – 9. Oktober

Die Lehrmeister 2.
Tränenkapp

Tiefe Leere, geisterhaft
Reißt sich auf die breite Schlucht.
Suchenden Auges, fieberhaft
Den rechten Weg aus Leidenschaft.

Und ich suche, fahnde, blicke
Nach dem Weg aus dem Exil,
Nach dem Fluchtpunkt der Geschicke,
Nach des sichren Glückes Ziel.

Suchte doch nur mein Wall Hall,
Mein Nirwana, Paradies,
Elysium aus grauem Schall,
Nur den eignen Sternenfall.

„Träumen kannst zur Sternenzeit“,
Lächelst Du und trittst heran.
„Sieh über die karge Weit!
Wie grün sie ist, die Ewigkeit.

„Wo nimmst diese Weisheit her?“,
Schmunzle ich und seh hinaus.
„Grün Ewigkeit ist mir zu schwer,
Am Grunde ist es auch nur leer.“

„O, du bunter Fatalist willst fliegen.“,
Lachst Du nur und zeigst aufs Land.
„Bleibst du doch in Trauer liegen?
Nichts kann dir dein Schicksal biegen?

Nun, Fatalist, so sage mir,
Willst du fliegen oder gleiten?
Schmunzelst du dir sanft das Hier,
Weil du biegst nur Träume dir?“

Und ich bleib die Antwort schuldig,
Seh hinab aufs stille Leid.
Mir wird schwarz, mein Blick mir mulmig,
Misst so tief und reicht zu weit.

„Ich will fliegen“, murmle ich,
Unentwegt die Tiefe schauend.
„Doch wie fliegt man, löst man sich,
Wie umgeht man?“, frag ich dich.

Wieder lachst Du, schüttelst knapp
Den Kopf, legst Deine Hände auf
Den Rücken und du führst hinab
Mich zur Klippe Tränenkapps.

Doch ich sträube mich dem Griff,
Aber kanns nicht - schon zu nah!
Und so fall ich. Hin zum Riff.
Muss nun spüren, was ich sah.

Windesrauschen. Kalte Furcht.
Bebnde Wellen auf mich zu.
Keine Richtung und kein Kurs.
Keine Eile. Keine Ruh.

Durch die Not bricht Deine Stimme,
Lacht sie mir den letzten Rat:
„Spreiz die Flügel deiner Sinne,
Sei dein Himmel – deine Tat!“