Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 23.01.2006, 16:37   #1
Webi
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 2


Standard Chip und Chap : Von Mäusen und Schmerzen - Part 1 (lang)

Anmerkung: OK, da ich ein Fan der "Retter des Rechts" bin, schreibe ich gerade an einer Geschichte mit etwas ernsteren Inhalten. Kenntnisse von den Figuren der Serie sind hilfreich, aber meiner Meinung nach nicht unbedingt erforderlich. Mal schauen

-------------------------------------------------------------

Kapitel 1 : Dinge verändern sich

Die Zeit schreitet voran … immer Richtung Zukunft.

Aber für die müden Wanderer ist die Vergangenheit verschwommen ... und die Zukunft ist nicht gewiss.

Und der tapfere Anführer der selbsternannten „Rettungstruppe“ denkt an die Vergangenheit ... in Verzweifelung.

Noch sehr verschlafen öffnete ich, Chip, in dieser Nacht meine Augen. Als ich mich umblickte, merkte ich, dass die Anderen schliefen, oder es zumindest versuchten: Chap saß auf dem Beifahrersitz, stützte den Kopf gelangweilt auf die Hände und sah trotz hängender Augenlider in die ruhige Dunkelheit hinaus. Samson, der musste wach bleiben. Er steuerte immerhin unser Fluggerät der Rettungstruppe: Eine ausgehöhlte Spülmittelflasche, die mittels eines Ballons flog und mit den Flügeln eines Spielzeug-Flugzeugs vorangetrieben wurde.

Zwischen den Beiden kauerte Summi, dessen kleine Fliegenaugen bald zufielen. Auf der Rückband lag Foxglove, welche tief und fest schlief. Eigentlich ungewöhnlich für eine Fledermaus, nachts zu schlafen. Und dann war da wie gesagt noch meine Wenigkeit. Die Tatsache, dass wir immer noch auf diesem ereignislosen Patrouillen-Flug waren, machte mich nur noch müder. Ich musste mich ausstrecken und dachte im Halbschlaf über die verschiedensten Dinge nach. Dinge die waren und die noch seien mögen.

„Alles hat doch so prima geklappt ...“

Und da musste ich eine Träne vergießen.

„Wie konnte das passieren ?“

Die ersten Gedanken verlor ich an das Hauptquartier der Rettungstruppe. Es wurde gerade erst neu renoviert und besitzt jetzt zum Beispiel 2 Hangars, eine Satellitenschüssel und einen Ausguck.
Und dann fiel mir ein, was ich und meine Truppe bisher geleistet hatten. Wir haben dem Großteil der tierischen Kriminalität in dieser Stadt einen Riegel vorgeschoben und nun genossen wir den wohlverdienten Frieden.
Und nicht nur das, unsere berühmte und edle Arbeit hatte auch andere tierische Organisationen und Bewegungen dazu inspiriert, sich ebenfalls um das Recht und Wohlergehen der animalischen Gesellschaft zu kümmern. Wir wurden deshalb sehr entlastet und hatten mehr Zeit für Private Dinge.

Samson – er und ein Partner haben den alten Ahorn-Club übernommen, nachdem unsere Rettungstruppe den üblen Rat Capone daraus vertrieben hatte. Ab jetzt wurde der Laden sauber weitergeführt. Das kam auch mir und Chap zu Gute: Wir formierten unsere alte Trio-Band, noch aus den Tagen vor den Rettern des Rechts, neu und spielten öfters mal im Club. Natürlich nur, wenn es unser zeitaufwendiger Beruf zuließ.

Foxglove – Die Fledermaus wurde offizielles Mitglied der Rettungstruppe. Sie perfektionierte die Anwendung von Hexerei für einem guten Zweck und unterstützte das Team zum Beispiel auch durch ihre hellseherischen Fähigkeiten ... wenn sie nicht gerade mit Chap flirtete.

Tammy – Ihres Zeichens Eichhörnchen und kein naiver Teenager mehr. Jetzt wohnte sie auch im Hauptquartier, war ein „Retter in der Ausbildung“ und spezialisierte sich auf die Medizin.

Trixi – Natürlich war diese Maus am eifrigsten. Ihre letzte Errungenschaft war das Diplom in Ingenieurs- und Flugwissenschaften. Die Universität vergab sogar einen Doktortitel an sie, ohne zu wissen, dass ihr Star-Schüler nur wenige Zentimeter groß ist, einen Schweif hat und auf einem Baum lebt.
Aber egal ob Doktor oder nicht, Manches hat sich nie verändert ... und darüber war auch jeder froh.
Ha, da fällt mir diese Episode, als Trixis neue Pümpel-Kanone nach hinten los ging und Samson einen Sauger auf den Kopf geschossen bekam. Es waren diese einfachen, aber doch sehr schönen Momente.
Und wo wir gerade bei Trixi sind: Mit der Zeit konnte ich sogar durch ihre verwirrende, gerade zu abschreckende Blaupausen hindurchblicken und somit auch selber Hand anlegen ... also, an die Maschinen und Geräte, versteht sich. Denn man weiß ja schließlich nie, wann man mal eine helfende Hand braucht.
Es gab schon die ein oder andere Situation, wo ich sie auffangen musste, weil sie einer ihre gewagten Konstruktionen heruntergestürzt war.

Und auch wenn ich und Chap die Rettungstruppe quasi gegründet hatten, so fühlte ich mich in Trixis Gegenwart doch immer am wohlsten. Sowohl bei unseren gefährlichen Abenteuern, als auch im sicheren zu Hause.
Trixi als guten Freund zu haben füllte mein Leben mit Aufregung und Freude. Aber dennoch hatte ich das Schicksal nie zu meinem Vorteil überreden wollen, denn ich respektierte die unüberwindbare Differenz zwischen unseren beiden unterschiedlichen Rassen. Eine Feldmaus und ein Erdhörnchen, das passt einfach nicht zusammen. Und ich war mir sicher, dass Trixi eines Tages gerne Kinder haben würde. Mit einer anderen Maus. Und so genoss ich zumindest jeden freundschaftlichen Moment, den wir miteinander teilten.

Und da war da dieser Herbstabend, an dem wir Retter einen weiteren Fall lösen wollten, welcher eigentlich wie reine Routine klang. Ein paar Versuchstiere mussten aus dem Labor des verrückten Professors Dr. Norton Nimnull gerettet werden. Alles lief wie geplant und so konnten die verängstigten Laborratten und Versuchskaninchen schnell befreit werden. Doch dann passierte etwas unvorhergesehenes: Als Trixi den letzten Mümmelmann aus seinem Käfig lotste, schlug dieser wild mit den Hinterläufen aus, trat vor die Käfigtür und diese schnappte zu. Trixi war gefangen. Nun, theoretisch war diese Tür kein Hindernis für ihre geschickten Hände oder für Samsons Bärenkräfte, allerdings sollte die Rettungstruppe nun die Bedeutung der Floskel „schlechtem Timing“ am eigenen Leib erfahren.

Als hätte Nimnull, der in diesem Moment wütend das Zimmer betrat, nicht schon genug Probleme verursacht. Nein, in dem Moment ließ ein heftiges Maschinengewehrfeuer die Fensterscheiben sich in splitterartiges Wohlgefallen auflösen. Ich und Chap duckten uns angesichts der herabfallenden Scherben und kamen noch mit dem Schrecken davon. Und dann ging alles ganz schnell: Durch die zerschossenen Fenster zischten einige längliche Gasgranaten, von denen eine Nimnull direkt am Schädel traf und ihn ausknockte. Während dessen versuchte Samson verzweifelt Trixis Käfig zu öffnen, aber der dafür zu ziehende Hebel bewegte sich keinen Millimeter. Nun zeigte das Gas seine Wirkung und versetzte sowohl Samson als auf Trixi in einen tiefen Schlummer. Dann betrat das FBI den Raum durch das Fenster, ausgestattet mit Gasmasken. Sie stellten nicht nur den betäubten Nimnull sicher, sondern auch alle Käfige seines Labors. Inklusive Trixis Gefängnis.

Gott sei Dank konnten ich und Chap entkommen. Während er und der Rest der Truppe sich um die tierischen Flüchtlinge kümmerten und sie in Sicherheit brachten, nahm ich mit dem Retterflugzeug sofort die Verfolgung des FBI-Autos auf. Und dann passierte, was nicht hätte passieren dürfen: In meiner Aufregung lenkte ich das Fluggerät zu nah an einen Baum und es blieb im Geäst stecken. Ich sah nur noch, wie der schwarze Van in die noch schwärzere Nacht verschwand, zu seinem unbekannten Ziel. Jetzt versuchte ich mich selber zu beruhigen und sagte mir immer wieder, dass ein Genie wie Trixi schon auf sich selber aufpassen könnte.

Zurück im Hauptquartier. Samson brauchte geschlagene zwölf Stunden um wieder zu sich zu kommen. Ein Glück, dass Tammy ihn so gut pflegte. Die Sorge um Trixi war verhältnismäßig gering, fast schon geringer als um Samson. Denn wir alle kannten sie. Die Zeit hat uns gelehrt, dass die clevere Erfinderin es schon mehrmals geschafft hatte, innerhalb weniger Tage aus ihrer Gefangenschaft zu entkommen. Wir konnten uns also auf die methodische und durchdachte Suche nach ihr konzentrieren, wenn es doch anders kommen sollte. Für Panik war keine Zeit und momentan auch kein Grund.
Zu dieser Zeit bemerkte ich in mir einen kleinen Wandel. Denn gerade weil es um ein Teammitglied und einen Freund wie Trixi ging, wurde aus mir ein stärkerer und ernsterer Anführer als jemals zuvor. Ich weiß nicht genau warum, aber ich denke der Grund war einfach die Angst um sie. Jedoch muss ich sagen, selbst bei einem Tier mit so großem Hang zum Abenteuer wie ich es bin, war mir eine unversehrte, wiedergekehrte Trixi tausendmal lieber gewesen. Eine Trixi, die mich endlich wieder in die Realität zurück geholt hätte, mit all ihren Eigenartigkeiten.

Schon komisch. Obwohl wir soviel Hoffnung hatten, hatte es doch keinen gewundert, das Trixi nicht von selbst zurück kam. Nun mussten wir sie einfach suchen. Um einen Anhaltspunkt zu bekommen, klapperten wir alle FBI-Büros und Überführungs-Stationen in der Umgebung ab. In der ganzen Stadt war unter den Tier-Organisationen eine Art „Alarmstufe Rot“ ausgebrochen und die Suche hatte ab jetzt offiziell oberste Priorität. Acht Tage waren seit ihrem Verschwinden vergangen und noch kein einziger Hinweis. Und da kam mir ein Idee: Der Hauptsitz des FBI in Washington D.C.! Auch wenn der Flug lange dauerte, wir mussten dort hin. Ich wünschte nur, ich hätte diesen Einfall früher gehabt. Sofort flogen wir los.

Während des Fluges sagte Chap zu mir: „Sie wird doch in Ordnung sein, oder Chip?“. Bevor ich etwas sagen konnte, kam Samson mir mit einem „Das sollte sie verdammt noch mal besser sein!“, zuvor. Ja, das war halt seine raue Art. Nun wollte ich die Situation etwas auflockern und sagte scherzhaft: „Vielleicht wurde sie als Systemanalytiker bei der NASA eingestellt und hat nur vergessen es uns zu sagen“.
Der Witz kam nur mäßig an. Muss wohl an dem Zittern in meiner Stimme gelegen haben.

Schließlich erreichten wir unser Ziel und landeten sanft auf dem Dach des FBI-Gebäudes. Der Luftschacht gewährte uns Einlass und rasch durchforsteten wir die „Akte Nimnull“, sowie den FBI-Rechner nach Informationen. Nur, das mit den Akten war alles andere als einfach. Nimnull hatte so viele Verbrechen begangen, dass ein ganzer Raum voller gefüllter Aktenschränke allein ihm galt. Harte Arbeit für ein paar Nager. Aber wie es der glückliche Zufall so wollte, fand ich recht schnell ein interessantes Schriftstück. Es trug das Datum des unheilvollen Rettungseinsatzes.
„Bingo, das muss es sein!“, sagte ich und weckte die Aufmerksamkeit der restlichen Truppe. Und ich verlas die offizielle Mitteilung: „Mal sehen ... Nimnull verhaftet ... Alle Beweise sichergestellt ... Ja, Bla,Bla,Bla,Bla ... da, alle konfiszierten Tiere sind sofort zu …“, ich stockte kurz und las weiter, „... Oh mein Gott ... zu töten!“
Es war unfassbar. Alles fiel uns aus dem Gesicht. „Grundgütiger ...“, war das einzige, was Samson hervorbrachte.

Foxglove: „Wann, Chip?“

Ich: “Vor zwei Tagen …”

Samson: „Unmöglich, Trixie ist viel zu schlau, um das passieren zu lassen!“

Chap: „Aber sie war doch auch betäubt, wahrscheinlich doppelt so lang wie du!“

Samson: „Ja ... du hast recht, Chap.“

Summie überflog die Akten, im wahrsten Sinne des Wortes.

Summie: „Seht mal, Leute: Eine Beweismappe!“

Chap zog aus der Mappe einen Zettel.

Chap: „Und das muss das ganze Dokumentationszeug sein ...“

Da schnappte sich Samson den Zettel und las ihn vor.

Samson: „Hier steht, dass Nimnull eine „Neigung zum Anziehen seiner Laborratten hat“. Damit ist wohl unsere Trixi gemeint.“

Foxglove: „Oh Gott, seht mal ..sie haben sie!.“

Plötzlich zog Foxglove ein Plastiktütchen aus der Mappe heraus. Der Inhalt war ein Schock ohne Gleichen: Trixis lila Overall! Das konnte einfach nicht wahr sein. Alle standen wir um dieses Kleidungsstück herum und waren fassungslos. Einen deutlicheren Beweis hab es nicht. Trixi war nicht mehr unter uns. Sofort stiegen mir die Tränen in die Augen.

Und dann saß ich nun im besagten Flugzeug und war schlagartig wieder in der Gegenwart. Mit einem Gefühl, einer Mischung aus Schock, Zweifel und unvorstellbaren, emotionalen Schmerzen. Schließlich erreichten wir das Hauptquartier, wo uns Tammy bereits hoffnungsvoll erwartete. Da nahm Samson voller Demut seine Fliegermütze ab, legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte leise: „So leid es mir tut, Tammy, aber ...“. Das waren genug Worte, um das Eichhörnchen zum weinen zu bringen. „Nein, das kann nicht wahr sein.“, schrie sie unter Tränen. Foxglove eilte sofort in ihr Zimmer.

Foxglove: „Ich muss sofort in meine Kristallkugel sehen.“

Chap: „Vielleicht kann Foxy ihre Präsenz aufspüren, Chip.“

Doch daran glaubte ich bereits nicht mehr. Wut stieg in mir auf.

Ich: „Verdammt, ich hätte das hier niemals ins Leben rufen dürfen. Dann hätte ich Trixi nie getroffen und sie wäre noch am Leben!“

Samson: „Ach komm, Chip. Du weißt, dass das nicht stimmt. Es gab nichts schöneres für Trixi als ein Mitglied der Rettungstruppe zu sein.“

Ich: „Ich weiß, ich weiß ...“

Da kam Foxglove wieder zu uns gestürmt und sagte das, was keiner hören wollte, aber jeder schon ahnte: „Ich kann ihren Geist nicht finden. Ihre Seele ist nicht mehr da ... oh mein Gott ... Trixi ist wirklich ... weg!“
Webi ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Chip und Chap : Von Mäusen und Schmerzen - Part 1 (lang)

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.