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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 28.12.2005, 15:00   #1
Ra-Jah
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Beiträge: 481

Standard Tagtraum

Schön bist du, meine Taube.
Und lieblich ist dein Federkleid;

Glänzend-bunte


Wie ein junges Reh sinnst du
in des Waldes grüner Mitte;

Sonnen-fleckige


Schlängelnd wiegst du deine Hüften.
Feurig deine Haare wehen;

Funken-trunk'ne





Liebeslust.





Es mag an Davids Hohelieder erinnern, die ich mal wieder lesen muss - laut lesen. Hab mich von den Fragmenten die ich aus ihnen noch im Sinn hatte zwar ein wenig inspirieren lassen, aber nicht mehr.
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2005, 12:59   #2
sternenregen
 
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Beiträge: 111

Muss sagen, dass ich als Erstes sehr verwirrt war, da die einzelnen Sätze zwischen durch so in den Raum geworfen waren.
Nach ein paar Mal lesen hatte ich dann den Rhythmus oder das richtige Gefühl für das Gedicht.

Es sind schöne Bilder und Stimmungen drin, aber, mir fiel es einfach schwer an die "Liebeslust" zu knüpfen. Die Form erinnert mich eher an Reiner Kunze. Trotzdem, hier sind für mich zu starke Brüche zwischen den Zeilen und es wirkt zu gesprungen, dass es sich nicht ganz so lesen lässt, wie beabsichtigt. Deswegen hat es mich auch nicht so richtig mitgerissen.

Auch frage ich mich, wieso der Titel "Tagtraum" heisst. Hatte mir etwas ganz Anderes vorgestellt. Das liegt bestimmt aber auch an meiner Assoziation mit diesem Wort. Ich finde, dass da noch irgendwas in dem Geicht fehlt. Dieses gewisse Etwas, dass uns unterschwellig sagt, dass diese Bilder, die man sieht, verschwinden oder Ähnlich, damit es ein "Tagtraum" ist.

Nur meine persönliche Meinung, nicht böse gemeint
sternenregen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2005, 13:14   #3
Ra-Jah
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Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 481

Nee, schon klar. Konnte ja leider nicht, wie vorgesehen, die Harfe, den Gesang und den Blick in die blühende Landschaft/das kuschelige Nachtlager mit integrieren...

Stell dir vor, es ist das Jahr 1000 v.Chr. und die schönste Frau deines Harems verbringt einen ganzen Tag mit dir

Zuerst der "Flug" am Morgen, in die Natur, das Rasten am Mittag, im Wald,
dann das nächtliche Zusammenkommen.

Das habe ich unter Liebeslust zusammengefasst, weil es die Lust das Leben zu lieben impliziert. Eben die ungetrübte paradiesische Stimmung.
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2005, 13:23   #4
sternenregen
 
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Beiträge: 111

Wow...diese Worte müssen ins Gedicht! Oder schreib daraus eine Geschichte! *begeistert
Jetzt sieht man alles erst richtig. Das fehlt einfach, wie ich finde. Es ist viel zu schade, es so zu belassen. Schreib das Gedicht doch ein wenig länger, damit deine Worte richtig malen können...weil du kannst es ja.

Bin auf weitere Werke gespannt!
sternenregen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2005, 13:41   #5
Ra-Jah
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Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 481

Ja... ich habe leider zum Teil die Angewohnheit zu versuchen Gedankenbilder so weit wie möglich auf ihren Kern zu Reduzieren, und kappe dabei zuviele ihrer Glieder. Wie ein Baum, den man beschneidet, auf dass er wohlgeraten wachse, oder entfesselt wie eine Laubenranke umhülle (siehe Dionysos),

so ist es immer ein Tanz auf dem Drahtseil.

Ich stelle allerdings auch oft zu hohe Ansprüche an mich; wirke wohl auf jene, die nicht den selben Ideenhorizont nachvollziehen können vergilbt und antiquiert. Wie dem auch sei. Ich liebe die Sprache von früher und finde es sehr schade, dass die Vitalität der Ausdrucksweise heutiger Generationenin etwa so rapide vertrocknet wie der Aralsee.
Gräten wehen _ über starrem Schlamm.
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2005, 13:56   #6
sternenregen
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 111

Aber diese Angewohnheit ist nicht schlecht. So lässt du sehr viel Raum für die eigenen Phantasie der Leser. Aber zu viel Raum ist auch zu schade, weil es dann deine Eindrücke nicht mehr vermittelt.

Da alles liegt aber auch nicht nur an dir, sondern auch an mir, weil ich nicht sehr viel Erfahrung habe, dass ich solche Gedichte, mit sehr viel Gedanken und hohen Niveau, richtig handhabe.
Hohe Ansprüche sind gut, aber zu sich zu streng zu sein, nicht immer das Beste. Tja, eine Quelle für den Aralsee bist dann ja bestimmt du. Viel von der alten Sprache habe ich noch nicht erfahren, aber es scheint ja, dass du das ändern könntest.
sternenregen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2005, 14:30   #7
Ra-Jah
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Beiträge: 481

Nun, es ist ja nicht so, dass es dem Aralsee an Quellen mangelt.
Es wurden (von den sowjetischen Behörden verordnet) einfach riesige Mengen des Wassers seiner Zuflüsse in die Wüste geleitet, um dort Baumwollplantagen zu bewässern.

Ein Großeil des Wassers verdunstete oder versickerte allerdings auf dem Weg dahin, das restliche Wasser war viel zu salzig und verdarb den Boden, die Plantagen waren nach einigen Jahren zerstört.

Auch der See starb, die Menschen fischten die verbliebenen Fische so schnell, dass sie sich nicht mehr erholen konnten. Dann gingen auch die Menschen weg. Verlassene Boote in der neuen Wüste künden von Tragik.
Die feuchte Träne in der sandverwehten Öde, salzig, alles sagt.



Metaphorisch, -auf das Beispiel der verkümmernden Sprache angewandt-
hieße es also, dass unserer Jugend nicht die (alten) Quellen fehlten, sondern der bewußte Umgang mit ihnen. Medienkompetenz genannt.
Statt sie zu suchen, wiederzuentdecken, zu verwenden, zu lehren; stattdessen werden ihre Ressourcen von staatskapitalistisch untermauerten Kommerzkartellen auf Klingeltöne, SMS-Trivialität, Promihype, etc. geleitet.

Ein Dasein als willfähriges Konsumrädchen im Getriebe seelenloser monitärer Ströme (Der Film The Cube spielt übrigens auch mit dieser Allegorie).

Und verrosten die Rädchen alsbald, hinab stürzt die riesige Maschine...

So sprießen kann aus Trümmerhaufen

Lebendiges.


Der chin. Philosoph Dschuang Dsi schrieb einst:

"Ich mache mich auf den Weg in das südliche Blütenland und bin schon lange dort."

...und griff der Philosophie Humes zweitausend Jahre vorraus...
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2005, 12:06   #8
sternenregen
 
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Eine...traurige Geschichte.
Aber die Quelle solltest du nicht wörtlich nehmen in meinem Beitrag

Meinst du mit dem Zitat wie Dalai Lama sagt:
"Du findest niemals dem Weg zum Glück. Denn der Weg ist Glück?" (oder so ähnlich?)

Es ist morgens, deine Worte sind harte Kost. Ich meld mich, wenn ich dikussionsfähig bin.
sternenregen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2005, 12:43   #9
Ra-Jah
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Bez. Quelle: Hab ich auch nicht

Was ich mit dem Zitat ausdrücken wollte, war:
In dem Moment, in dem eine Ursache ein späteres Ereignis bedingt ist dieses Ereignis implizit geschehen, bevor es eintritt; was z.T. extrem paradox erscheinen kann.


Moderne Ansätze zur Definition von Kausalität sind z.B.

[...]John Leslie Mackie führte die INUS-Bedingung ein, um Ursachen identifizieren zu können: Ein Ereignis wird als Ursache eines Ergebnisses wahrgenommen, wenn es ein unzureichender (Insufficient) aber notwendiger (Necessary) Teil einer Bedingung ist, die selbst nicht notwendig (Unnecessary) aber hinreichend (Sufficient) für das Ergebnis ist.

Das Closest-World-Konzept von David Lewis ist heute weithin akzeptierte Grundlage einer allgemeinen Definition der Kausalität. David Lewis stellt die kontrafaktische Implikation (Counterfactual Conditional Operator) in das Zentrum der Überlegungen und er führt als Beispiel an: „Hätten Kängurus keine Schwänze, würden sie umfallen“.

Eine Welt mit schwanzlosen Kängurus verstößt offensichtlich gegen die Fakten. Wir müssen uns also eine Welt vorstellen, die zumindest in diesem einen Punkt von der Realität abweicht. Diese „Parallelwelt“ muss ansonsten in sich weitgehend stimmig sein und unserer Welt weitestgehend ähneln. Ansonsten könnten in dieser Welt ja auch Kängurus leben, die an Krücken gehen und deshalb nicht umfallen.

In „Causality“ zeigt Judea Pearl, wie das Closest-World-Konzept konkretisiert werden kann.

Wie nun hängen kontrafaktische Implikation und Kausalität zusammen? Dass der Steinwurf als Ursache der zerbrochenen Scheibe anzusehen ist, lässt sich so ausdrücken: Hätte ich den Stein nicht geworfen, wäre die Scheibe nicht zersprungen. Wir müssen also auf die kontrafaktische Implikation der Negationen übergehen: „Stein nicht werfen“ impliziert kontrafaktisch „Scheibe zerspringt nicht“.

aus
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