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Alt 03.12.2005, 17:44   #1
Frail
 
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 19


Standard Erinnerungen und Gedanken werden dich begleiten - überall hin und über alles hinaus

Ich schlage die Augen auf. Über mir sehe ich grau in grau, dunkle Wolken bedecken den Himmel. Vögel höre ich keine. Ich schmecke Blut auf meinen Lippen- mein Körper fühlt sich wie betäubt an. Schwach wende ich mich zur Seite- und erblicke Anna-Lenas leblosen Körper.
Ihr Gesicht ist zum Erdboden gerichtet, ihre Augen geschlossen. Ihre Beine und Arme sind verrenkt- und die paar Regentropfen, die vom Himmel fallen, vermischen sich in der Blutlache neben ihrem Kopf. Sie ist tot.
Ich habe nicht die Kraft, mich zu bewegen. Etwas zu sagen. Zu weinen. Ich kann nicht mal mein Gesicht schmerzvoll verziehen. Aber meine Gedanken- meine Gedanken sind noch da.

"Jungs sind Idioten!" Anna-Lena lacht. "Gerade denkst du, sie sind da, da sind sie auch schon wieder weg."
Ich senke den Kopf.
"Ich halte das nicht mehr aus...", murmele ich.
"Ich kann einfach nicht mehr..."
Nun blickt Anna-Lena mir ernst in die Augen: "Wenn du gehst, dann geh auch ich."


Anna-Lena war meine beste Freundin gewesen- seit Kindestagen. Wir haben alle Krisen zusammen überstanden, waren füreinander dagewesen... Wir waren nie getrennt. Nie. Sie war wie meine Schwester gewesen- oder noch näher.


"Kommst du nun?"
Anna-Lena streckt mir ihre kalte Hand entgegend, die ich zittend ergreife. Langsam trete ich neben sie.
"Ich weiß nicht...", murmele ich leise und wage es nicht, sie anzusehen.
"Du musst das nicht tun", stellt meine Freundin fest und sucht meinen Blick.
"Aber es ist so... Wenn du das wirklich willst... dann komme ich mit dir. Und ich kann dich verstehen. Also, egal, wie du dich entscheidest- ich werde bei dir sein, ja?"
Ich nicke zaghaft.
"Hast du...Angst?", fragt Anna-Lena mich vorsichtig.
"Hmm", mache ich und sehe hinab in den tiefen Abgrund. Niemals hätte ich gedacht, dass es so tief hinunter gehen würde. Und Anna-Lena steht da, als wäre das nichts.
"Ich bin bei dir", lächelt Anna-Lena aufmunternd.
"Aber...überleg es dir genau. Wir stehen alles zusammen durch, verstehst du das? Wir haben schon jede Krise überwunden!"
"Aber diese nicht...", wage ich zu sagen und wische mir ein paar Tränen aus den Augen. Schon allein, wenn ich an ihn denke, zieht sich mein Herz zusammen und die Luft zum Atmen wird mir knapp.
"Ich halte das nicht mehr aus...", bestimme ich leise.
"Ich würde... ich würde das nicht überstehen, weißt du..."
Nun schweigt auch Anna-Lena.
"Hör zu, Helen...", spricht sie zu mir mit gesenkten Stimme.
"Du würdest das verkraften... Ich würde dir dabei helfen... Aber... wenn du das wirklich tun willst, dann tu es. Ich steh hinter dir."
"Soweit?", frage ich nach und habe das Gefühl, alles verschwommen vor mir zu sehen. Der tiefe Abgrund, die dunklen Bäume, meine beste Freundin neben mir.
"Ja, Helen", nickt Anna-Lena.
"Überall."
Sie schweigt einen Moment.
"Ich würde das nicht aushalten, von dir getrennt zu sein... Was würde ich denn ohne dich tun? Das würde ich nicht aushalten..."
"Ich auch nicht...", gebe ich zu.
"Aber... ich halte es nicht mehr aus hier, hörst du? Ich kann einfach nicht mehr! Jedesmal wenn ich ihn sehe, dann...!"
"Denk nicht an ihn", unterbricht Anna-Lena mich rasch. Wieder ist sie einen Moment lang still.
"Denkst du, es ist schön dort...?"
Ich sehe nach unten, nach tief unten, erblicke nur schwarz in schwarz und kann keine wirkliche Antwort geben.
"Wenn wir gemeinsam dort sind...", sage ich schließlich. Dann blicke ich wieder zu Boden.
"Bist du dir sicher?", fragt Anna-Lena nach einer Weile.
Ich nicke zaghaft.
"Okay...", murmelt sie. Ich drücke noch einmal ihre Hand und blicke in ihre haselnussbraunen Augen, die mich traurig, aber entschlossen ansehen. Dann sehe ich unserem Ziel entgegen. Anna-Lena tritt direkt neben mich.
"Bis gleich...", murmelt sie leise.
"Wir sehen uns auf der anderen Seite."
Und wir springen.





Mein Nacken ist steif, meine Augen starr. Ich schmecke Blut. Ich kann nicht weinen, nein, ich kann nicht. Nichts an meinem Körper ist noch dazu fähig, sich zu regen. Nicht mal meine Tränen.
Doch etwas ruft sich mir ins Gedächnis, immer und immer wieder, und lässt mich nicht los.
Wir haben es getan.
Wir sind beide gesprungen- ich habe es überlebt und sie ist tot.
Frail ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.12.2005, 13:48   #2
TobiL.
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280


Hi,

ne gute Idee, die Geschichte. Nur finde ich den Dialog zu langwierig und langweilig, obwohl es der Hauptteil ist. Naja. Sonst sehr schön geschrieben.

Gruß, Tobi.
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
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