Familie?

[Sonja]

Ein Mann und eine Frau, drei Kinder die sich wundern.
Der Mann sieht durch die Augen des Teufels,
die Frau fliegt mit den Flügeln eines Engels.
Ihr Blick sanftmütig, und ehrlich!
Kinder die an der Treppe stehen,
sehen mit angsterfüllten Augen,
wie die Frau vor Schmerzen,
und der Mann vor Triumph schreien.
Doch plötzlich folgen Blicke den Schreien,
die sagen wollen: STOP!
Und erst jetzt wird ihm bewusst,
dass er nicht nur einen,
sondern mehrere Menschen verletzt.
Und das Mädchen denkt nur noch daran,
dass es diesen Typen Jahre lang schon nicht vertraut hat.
Es ist vorbei und du hasst diesen Menschen auf ewig!
Ist das eine Familie?

©Motti´s Own World
(Dieter Carls, weil du da warst, als wir dich brauchten!)

[C.Alvarez]

Liebe Sonja,

dein Gedicht wirkte beim ersten Lesen etwas esoterisch auf mich.
Dann verstand ich die Kernaussage deines Textes:

Mann knallt Ehefrau öfter paar in die Fresse und merkt erst sehr spät, dass er damit die Kinder auch verletzt, die ihm noch nie vertraut haben.

Bei all diesen domestic violence Texten vermisse ich aber immer die Antwort auf die entscheidende Frage:

Warum lässt frau sich jahrelang prügeln, lässt sich von dem, der sie prügelt, auch noch knallen, mit dem Ergebnnis reichlichen Nachwuchses, kommt aber nie auf die Idee ihn zu verlassen?

Auch bei deinem Text vermisse ich diese Frage, oder gar die Antwort.

LG

corey

[Sonja]

Meine Mutter hat sich nicht Jahre lang versprügeln lassen! Gott sei Dankl!
Dieses Gedicht ist auf einen einzigen Tag bezogen, an dem mein Stief"vater" sie verprügelt hat, als er seine letzten Sachen holen wollte. (Er hatte eine Neue.)
Tja, warum er erst so spät bemerkt hat, dass er damit auch uns Kinder verletzt hat kann ich natürlich nicht sagen. Ich kann noch nicht einmal sagen, ob er es überhaupt begriffen hat. Was mir allerdings mittlerweile egal geworden ist.
Meine Mutter hat er zu Zeiten, als er noch bei uns wohnte nicht geschlagen, weil er da ja mich hatte, um seinen Frust abzulassen, und auch um wohl wieder nüchtern zu werden.

Ich glaube, hätte er sie öfter geschlagen, oder hätte sie mitbekommen, dass er mich schlägt usw. wäre sie ganz sicher mit uns weggezogen!
Aber meine Mutter wusste, und weis von alledem ja nichts.

Und wie gesagt, er war-ist mein Stief"vater", also nicht der Erzeuger von uns Kindern. Unser Erzeiger ist bereits 1994 bei uns ausgezogen, also als ich gerade einmal 4 Jahre alt war. Das heist ich habe nicht wirklich viel von ihm mitbekommen, ausser, dass er genauso wie mein Stief"vater" sehr starker Trinker war, und wohl auch das eine, oder andere Mal zugeschlagen hat.
Aber selbst bei ihm ist sie 9 Jahre geblieben.

Aber um nochmal auf deine Frage zurück zu kommen:
Ich denke, dass sich viele Frauen, aus unerfindlichen Gründen eines Tages selbst die Schuld daran geben, dass ihr Mann sie schlägt. Andere wollen den Kindern den Vater nicht nehmen, und wieder andere habe vielleicht Existenzangst. Es gibt Frauen die leider finanziell abhängig von ihren Männern sind, und nicht "mal eben so" sagen können: "Gut ich geh jetzt."
Noch dazu ist es auch immer eine Sache der Psyche, ob man sowas kann.
Manche glauben ihn hängen zu lassen, die anderen haben Angst verfolgt zu werden, oder ähnliches.
Es ist eben nicht so einfach, wie alle immer sagen...

Und im Übrigen hat meine Mutter sich nicht "knallen" lassen.
Aber egal, ich weis wie du es meinst...
Sie war junge 18 bei meinem 1. Bruder.

[C.Alvarez]

Liebe Sonja,

ich wusste nicht, dass dein Gedicht einen realen Hintergrund hat, der deine Familie und vor allem dich betrifft.
Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich nicht so salopp geantwortet.
Meine Formulierungen tun mir daher sehr leid, entschuldige bitte.

corey

[Sonja]

Dafür brauchst du dich nicht wirklich zu entschuldigen, Corazon.
Ich bin ja schon froh, dass überhaupt eine Antwort zu meinem Text kam,und dann auch noch so schnell.