zwischen himmel und hölle

[Perry]

heute macht der wind mal wieder von sich reden
wolken rasen über mich hinweg als hätten
sie angst den anschluss an ihr tief zu verlieren

geschützt auf der verglasten veranda spüre ich
wie sich das holz unter dem sturmdruck biegt
hoffe dass meine dichterseele nicht davon fliegt

lasse mich von lockenden träumen umgarnen
die rundgeschliffen von sand und meereswellen
schmeichelnd in meiner handmuschel liegen

[Ilka-Maria]

Zitat von Perry

heute macht der wind mal wieder von sich reden

Lieber Perry,

ich komme mit kurzer Reaktionszeit, weil ich mich gerade mit dem Thema Film hier abgearbeitet habe. Prompt auf dein neues Gedicht gestoßen.

Der erste Vers ist bereits superb. Der Wind wurde schon in zahlreichen Songs als der Transporteur von Nachrichten besungen ("Der Wind hat mir ein Lied erzählt", "Blowing in the Wind"), aber du setzt ihn auf das Niveau eines Populisten zurück (wobei man darüber streiten kann, ob dieser Begriff nur negativ zu besetzen ist): Er will von sich reden machen.

Dann etwas Allegorisches, schön ausgedrückt:

wolken rasen über mich hinweg als hätten
sie angst den anschluss an ihr tief zu verlieren

Damit habe ich ein Problem:

geschützt auf der verglasten veranda spüre ich
wie sich das holz unter dem sturmdruck biegt

Die "verglaste Veranda" sieht für mich wie ein Wintergarten aus. Er ist geschlossen. Wie kommt der Sturmdruck dort hinein, wie kann er das Holz biegen? Dieses Bild ist für mich nicht rund.

Die letzte Strophe passt für mich wieder, denn sie schildert eine Träumerei. Und im Traum ist alles erlaubt.

Wieder schön geschrieben, Perry. Aber eine Frage bleibt: Wieso "Zwischen Himmel und Hölle?"

Lieben Gruß
Ilka

[Perry]

ja bei Wortbildern bleibt immer das Problem, dass Autor und Leser unterschiedliche Vorlagen im Kopf haben können.
Was die "verglaste Veranda" anbelangt, ist es hier eher ein teilverglaster Freisitz (mit Windschutz) an den der Sturm drückt.
Der Titel spannt den Bogen vom Handschmeichler zum Himmelssturm zwischen denen die Dichterseele hin und her gerissen ist
Danke fürs konstruktive Feedback und LG
Perry

[ftatateeta]

Wolken, die ihrem Tief hinterher rasen, Träume als Handschmeichler - die Alchemie der Wortkunst.
Wieder mal verbeuge ich mich vor deiner Dichterseele, Perry.

Mit Dank und Gruß

ftatateeta

[Perry]

Lyrik als "Wortalchemie" gefällt mir gut!
Danke fürs anspornende Feedback, dann rühre ich mal weiter im Kessel der Metaphern.
LG
Perry

[ftatateeta]

Möge er dir mit Zaubertrank wohlgefüllt bleiben.

lgf