Traumatem bei Poetry.de

Grob · 16.05.2008, 18:39

Ich wünscht’ ich wär’ der See geboren
Und könnt’ mich in die Blaunacht reih’n
Ich wär zur tiefen Ruh’ erkoren
Und fänd’ Asyl im Algenhain –
Ich wär’ des Wassers stummer Sohn
Und wählt’ die Langmut mir zum Lohn.

Ich könnte auch dem Nass entsteigen
Und schweben in den höchsten Höhn;
Ich würd’ den Wind zur Treu mir neigen
Und goldbeschwinget aufersteh’n –
Ich wär’ der Lüfte schneller Sohn
Und wählt’ die Freiheit mir zum Lohn.

Ich wär’ gern Baum im Wiesenschoße
Und Frühling brächt’ mir Kleid und Schuh,
Ich thronte hoch in Sommers Schlosse
Und Herbst verlieh den Schmuck dazu –
Ich wär’ der Erde starker Sohn
Und wählt’ den Frieden mir zum Lohn.

Doch Wirklichkeit, dies seidne Band,
Erwebt uns keine Träumerhand:
So bleib ich Mensch, bar jeder Kron
Und nirgend Kraft entfleh’ ich Lohn –
Denn Flossen, Flügel, Triebe
Schafft kein Traum – so zahlt die Liebe.

16.05.2008, 18:39	#1
Grob Dabei seit: 05/2008 Beiträge: 45 Meine Gedichte	Traumatem Ich wünscht’ ich wär’ der See geboren Und könnt’ mich in die Blaunacht reih’n Ich wär zur tiefen Ruh’ erkoren Und fänd’ Asyl im Algenhain – Ich wär’ des Wassers stummer Sohn Und wählt’ die Langmut mir zum Lohn. Ich könnte auch dem Nass entsteigen Und schweben in den höchsten Höhn; Ich würd’ den Wind zur Treu mir neigen Und goldbeschwinget aufersteh’n – Ich wär’ der Lüfte schneller Sohn Und wählt’ die Freiheit mir zum Lohn. Ich wär’ gern Baum im Wiesenschoße Und Frühling brächt’ mir Kleid und Schuh, Ich thronte hoch in Sommers Schlosse Und Herbst verlieh den Schmuck dazu – Ich wär’ der Erde starker Sohn Und wählt’ den Frieden mir zum Lohn. Doch Wirklichkeit, dies seidne Band, Erwebt uns keine Träumerhand: So bleib ich Mensch, bar jeder Kron Und nirgend Kraft entfleh’ ich Lohn – Denn Flossen, Flügel, Triebe Schafft kein Traum – so zahlt die Liebe.