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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 01.06.2008, 16:49   #1
HeinrichSpatz
 
Dabei seit: 01/2008
Beiträge: 130

Standard Nordsee (Abschied)

Nordsee (Abschied)

Wie schmecken wohl die Tränen,
die ich dich weinen seh?
Deine grünen Augen,
wie Pfefferminz im Tee,

Über diese roten Lippen,
Erdbeer'n auf dem Eis,
sehe ich sie kratzend sinken,
höre ich das Schluchzen leis'.

Die Tränen frieren still,
im Wimmerlied verhallt;
Bitter schmeckt der Tee,
wässrig, salzig, kalt.


-

Mit freundlichem Gruß, Heinrich
HeinrichSpatz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2008, 17:04   #2
Grob
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 45

Hab grad wenig Zeit, deshalb kurz: Der Titel erinnert mich an einen anderen Heinrich, die zweite Strophe ist, mit Ausnahme ihres zweiten Verses, vierhebig geworden, ansonsten aber eigentlich stimmig.
Grob ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.06.2008, 16:08   #3
HeinrichSpatz
 
Dabei seit: 01/2008
Beiträge: 130

Ja, dem Heinrich hab ich den Namen auch abgenommen. :-)

Vielen dank für das Lob, den von dir angesprochenen Mangel, mit dem tue ich mich schwer, ihn beseitigen zu wollen, da muss ich mir noch ein wenig den Kopf zerbrechen.

Vielen Dank!
HeinrichSpatz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.06.2008, 22:14   #4
Schneeflocke
Gast
 
Beiträge: n/a

Hallo Heinrich,
dein Gedicht finde ich sehr Stimmig, vor allem deine Metapher sprich mich an: "Nordsee / Mädchen / Abschied".
Die ersten zwei Str. haben leider nicht nur einen metrischen Stolperer ...

Abgesehen davon gefällt mir dein Gedichtchen sehr. Gerne gelesen.

LG Schneeflocke

.
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Alt 07.06.2008, 23:58   #5
Drehrassel
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 100

@metrik: der autor wechselt zwischen jambischen und trochäischen versen (wie es scheint ohne regelmäßigkeit, nach belieben), was in solchen versen, die volkslied-strophenhaft gegliedert sind (mit dem reimschema waise/a/waise/a - sanfte neigung der waisen zur assonanz, siehe strophe2, immer jedoch mit weiblicher kadenz an dieser stelle), zwar ungewöhnlich ist, aber keinen metrischen bruch darstellen muss, wenn man die zeilen alternierend, also im steten wechsel von hebungen und senkungen, liest. -

eine verszeile stich formal heraus, nämlich die erste des zweiten text-sinnabschnitts (wie man es hier korrekt benennen sollte), nämlich darum, weil sie als einzige (auftaktlos) über vier betonungen verfügt:"über diesen roten lippen".

@metapher: heinrich hat es geschafft, ein gedicht zu schreiben, ohne dabei auch nur eine einzige metapher zu verwenden. - geschickt aber kombiniert er einige BILDFELDER und fügt sie so zusammen, dass sie im leser eine abschieds-"stimmung" provozieren (von einem geliebten menschen), die aber allenthalben mit fein nuancierten ironismen konterkariert erscheint (z.b. "sehe ich sie kratzend sinken" ... "bitter schmeckt der tee/wässrig, salzig, kalt" - zurück zur metrik an dieser stelle: dass der autor hier die ausnahme macht und doppelte senkungen, eine "freie füllung" zur anwendung bringt, anstatt elisonen zu bemühen, ist ihm nur zu danken! allerdings nimmt er dadurch wiederum zwei hiaten in kauf - wortschlussvokale, die auf wortanfangsvokale stoßen - , die gemeinhin als phonetische härten gelten. - die beiden betreffenden "e" am ende der verben "sehe" und "höre" sind aber - durch ihren alltagssprachlichen gebrauch - so schwach, dass man sie fast instinktiv verschluckt.) -

lustiges gedichtchen,

rassel

edit: das kompositum "wimmerlied" und "kratzendes sinken" (wenn man sich es als substantiv denkt) könnte man als vielleicht metaphern bezeichnen.
Drehrassel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.06.2008, 00:24   #6
Schneeflocke
Gast
 
Beiträge: n/a

Hallo Rassel,
wie gut dass man unterschiedliche Sichtweise haben DARF ...
Aber damit wir uns richtig verstehen:

1. zu der Metrik: das Gedicht hat kein regelmäßiges Muster.
Das habe ich vorher gemeint/bemängelt. Die 3.Str. kann man m.E. als Abschluss akzeptieren

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2. Während ich das Gedicht lese, habe ich vor Augen ein melancholisches Bild.
Ich übertrage das Bild, das hier gemalt wurde auf eine Beziehung, die zur Ende geht/Abschied.
Vielleicht liege hier falsch, aber so stelle ich mir einfach eine Metapher vor.

Liebe Grüße
Schneeflocke

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Alt 08.06.2008, 00:41   #7
Drehrassel
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 100

entschuldige, schneeflocke! - du hast recht: man kann diese beiden zeilen: "sehe ich sie... ", "höre ich das..." ebenso auftaktlos und vierhebig (trochäisch) lesen... ja, durch die wiederholung des grammatischen satzaufbaus an dieser stelle liegt diese (deine) lesart sogar nahe, näher als die oben beschriebene meine...

nun sollten wir zwei "korinthenkacker" aber wieder verstummen und platz lassen denjenigen, die gänzlich neue aspekte an diesem gedicht zu bemerken haben! -

drehrassel
Drehrassel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.06.2008, 07:40   #8
Schneeflocke
Gast
 
Beiträge: n/a

Einverstanden ...

das Gedicht gefällt mir trotzdem. Es muss ja nicht immer alles perfekt sein ...

Liebe Grüße
Schneeflocke

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