verlorener glaube bei Poetry.de

Peter von Glatz · 07.12.2016, 17:46

verlorener glaube

hörst du nicht sonntags die glocken erklingen
ich höre sie nimmer vorbei
metallenes rasseln von sklavenketten

siehst du nicht fromme zur kirche hin wallen
ich sehe sie nimmer vorbei
sammlung fanatisch sich drängender massen

riechst du nicht duftenden weihrauch aufsteigen
ich rieche ihn nimmer vorbei
brennenden stoffes ekliges stinken

schmeckst du die hostie nicht lieblich dich laben
ich schmecke sie nimmer vorbei
fader geschmack gewöhnlichen brotes

fühlst du nicht heiliges wasser dich netzen
ich fühle es nimmer vorbei
pantschen in salziger wasserpfütze

ahnst du nicht gott durch die kirche dich lehren
ich ahne es nimmer vorbei
nacht verzweiflung

Unar die Weise · 07.12.2016, 22:18

Großartig geschrieben!
Die sich wiederholende Zeile "ich ... sie nimmer vorbei", ist faszinierend.
Ich habe dies bisher so nie im Sprachgebrauch gehört, deshalb ist es so schön für mich.

Herzliche Grüße , Unar.

fennigpfux · 09.12.2016, 00:57

solange aber noch verzweiflung ist,
gilt der glaube nicht verloren.

ich bin der einzige,
der mich umgebenden weihnachtschristen,
der sonntags in die kirche hört,
10 uhr, d-radio.
und habe stets gespannte freude daran,
auf welchem wege die vorsänger vom profanen zu ihrem einzigen kommen.

die protestanten fühlen sich stets gestört - leiser!
ich kippe ihnen heimlich glaubersalz auf's frühstücksei.

fx

07.12.2016, 17:46	#1
Peter von Glatz Dabei seit: 03/2016 Beiträge: 122 Meine Gedichte	verlorener glaube verlorener glaube hörst du nicht sonntags die glocken erklingen ich höre sie nimmer vorbei metallenes rasseln von sklavenketten siehst du nicht fromme zur kirche hin wallen ich sehe sie nimmer vorbei sammlung fanatisch sich drängender massen riechst du nicht duftenden weihrauch aufsteigen ich rieche ihn nimmer vorbei brennenden stoffes ekliges stinken schmeckst du die hostie nicht lieblich dich laben ich schmecke sie nimmer vorbei fader geschmack gewöhnlichen brotes fühlst du nicht heiliges wasser dich netzen ich fühle es nimmer vorbei pantschen in salziger wasserpfütze ahnst du nicht gott durch die kirche dich lehren ich ahne es nimmer vorbei nacht verzweiflung

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07.12.2016, 22:18	#2
Unar die Weise Dabei seit: 10/2016 Ort: in einem sagenhaften Haus Alter: 42 Beiträge: 5.271 Meine Gedichte Meine Favoriten	Großartig geschrieben! Die sich wiederholende Zeile "ich ... sie nimmer vorbei", ist faszinierend. Ich habe dies bisher so nie im Sprachgebrauch gehört, deshalb ist es so schön für mich. Herzliche Grüße , Unar.

09.12.2016, 00:57	#3
fennigpfux Dabei seit: 10/2016 Ort: auf Reisen Alter: 46 Beiträge: 304 Meine Gedichte Meine Favoriten	solange aber noch verzweiflung ist, gilt der glaube nicht verloren. ich bin der einzige, der mich umgebenden weihnachtschristen, der sonntags in die kirche hört, 10 uhr, d-radio. und habe stets gespannte freude daran, auf welchem wege die vorsänger vom profanen zu ihrem einzigen kommen. die protestanten fühlen sich stets gestört - leiser! ich kippe ihnen heimlich glaubersalz auf's frühstücksei. fx