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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 17.07.2019, 17:32   #1
männlich Gylon
 
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Beiträge: 4.269

Standard Schöne Bewerbung

Heute kommen viele Bewerber
mit geschöntem Zeugnis daher
da fällt dem Unternehmer
die Auswahl doch sehr schwer

Er muss selbst überprüfen
ist das der richtige Kandidat
nach dem Kaffee schlürfen
bittet er zum Diktat

Wer war wohl Bundeskanzler
der Scheel oder der Kohl
als Antwort kommt Frau Holle
da scheint das Wissen hohl

Was macht denn eins und eins
eher zwei oder doch sieben
sein Ergebnis ist die drei
wär wohl besser zu Haus geblieben

Wie schreibt man nur bekloppt
mit einem oder zwei p
er meint dazu ganz trocken
doch lieber nur mit b

So bleibt dem Unternehmer
heut wirklich nichts erspart
er zahlt nicht nur Gehälter
auch woran der Staat
am liebsten spart
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Alt 18.07.2019, 07:50   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.687



Lieber Gylon,

gut gereimt, ein nettes Spaßgedicht. Tja, manche Bewerber glauben wirklich, nichts mitbringen zu müssen (an Fähigkeiten und Können).

Auch rhythmisch ist dir das Gedicht sehr gut gelungen.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2019, 16:35   #3
weiblich AlteLyrikerin
 
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Alter: 73
Beiträge: 1.706

Lieber Gylon,

ja, Reime gut, Metrik gut, aber doch sehr einseitig und polemisch.

Ausgerechnet die Unternehmensperspektive einzunehmen scheint mir auch etwas fragwürdig. Selbst gut ausgebildete Menschen erhalten in einem Vollzeitjob oft nicht, was sie zum Leben brauchen, weil Unternehmen ihre Marktmacht ausnutzen und prekär bezahlte Arbeit anbieten.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2019, 17:41   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.687

Zitat:
.
Ausgerechnet die Unternehmensperspektive einzunehmen scheint mir auch etwas fragwürdig
Es muss Unternehmer geben, damit die Wirtschaft floriert und die Leute Arbeit bekommen. Und dass Unternehmer sich nicht damit zufrieden geben müssen, Bewerber mit null Fähigkeiten für die ausgeschriebene Stelle einzustellen und Leute fürs Nichtskönnen zu bezahlen, sollte sich von selbst verstehen.
Man darf durchaus ein Gedicht aus der Unternehmerperspektive schreiben.

Sorry, AlteLyrikerin, aber einseitig und polemisch ist dein Kommentar.

Das hier

Zitat:
.Selbst gut ausgebildete Menschen erhalten in einem Vollzeitjob oft nicht, was sie zum Leben brauchen, weil Unternehmen ihre Marktmacht ausnutzen und prekär bezahlte Arbeit anbieten.
hat mit Gylons Gedicht überhaupt nichts zu tun.

LG DieSilbermöwe
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Alt 18.07.2019, 20:10   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
hat mit Gylons Gedicht überhaupt nichts zu tun.
Womit hat das Gedicht dann eigentlich zu tun?

Richtig: Mit den Schulabgängern und dem niedrigen Anforderungsniveau, sprich, den fast geschenkten Abschlusszeugnissen. Und da liegt Gylon nicht falsch mit seiner Kritik. Unternehmer, vor allem aber Handwerker, haben seit vielen Jahren die größte Not, Lehrlinge und Mitarbeiter zu finden, die den Anforderungen der Stelle genügen. Es stimmt auch, dass die ersten und auffälligsten Merkmale für eine mangelhafte Bildung am Gebrauch der Rechtschreibung, im sprachlichen Ausdruck und in den einfachsten Rechenarten festzumachen sind, auch wenn Gylon die Allgemeinbildung mit aufgreift.

Dem stehen diametral die Klagen von Schülern und Eltern entgegen, die Anforderungen an den Schulen seien zu hoch, der Stress zu stark und die Zeitpläne zu eng.

Man sieht: Eine einfache Analyse des Problems gibt es nicht, da muss man schon differenzierter herangehen.

Was die "prekären" Arbeitsverhältnisse angeht, kann man nicht alle Fälle in einen Topf werfen. Es sind individuelle Lebensläufe, die manchen Arbeitnehmer auf der Strecke bleiben lassen, sowohl gut wie weniger gut ausgebildete. Die Gründe, warum es nicht klappen kann, sind oft tiefschichtig: die Stellenbeschreibung passt nicht ganz, das Arbeitsumfeld lässt dem Arbeitnehmer zu wenig individuellen Raum (z.B. Großraumbüro), mangelnde Rücksichtnahme auf teamgeist-orientierte Arbeitnehmer und Einzelkämpfer, unstimmige Chemie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder unter Kollegen, leistungsbezogene Bezahlung und unter Umständen nach dem jährlichen Bewertungsgespräch keine Gehaltserhöhung, kein Bonus oder sogar ein Rückstufung. Das sind nur ein paar Beispiele. Letzes Beipiel führt natürlich immer zur Diskussion "Gerechtigkeit durch leistungsbezogene Bezahlung" oder "Gerechtigkeit durch sozialen Ausgleich" (= die Starken sollen für die Schwachen mitarbeiten).

Tatsache ist jedoch: Die besten Chancen hat immer noch derjenige Schulabgänger, der eine gute Ausbildung gehabt hat und die Rechtmäßigkeit eines guten Zeugnisses in der Praxis bestätigen kann. Das ist jedoch inzwischen für die Unternehmer ein Glücksspiel geworden.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2019, 07:59   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.687

Hallo Ilka,

mir war schon klar, wovon das Gedicht handelt. Was mir fast die Sprache verschlagen hat, war die Bemerkung von AlteLyrikerin, es sei "fragwürdig", die Unternehmerperspektive einzunehmen. Meine Begründung dafür steht schon in meinem ersten Beitrag.

Auch unter poetry-Usern gibt es vermutlich Unternehmer/Arbeitgeber. Wer weiß, vielleicht ist Gylon sogar einer?

Ich finde es auch nicht besonders gut durchdacht, fast schon arrogant, jemanden dafür zu kritisieren, aus welcher Perspektive er schreibt.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2019, 08:13   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Was mir fast die Sprache verschlagen hat, war die Bemerkung von AlteLyrikerin, es sei "fragwürdig", die Unternehmerperspektive einzunehmen. Meine Begründung dafür steht schon in meinem ersten Beitrag.
Auf deinen Kommenar beziehen sich meine Ausführungen auch gar nicht. Ich wollte einfach etwas weiter ausholen, weil ich einseitige Perspektiven ebenfalls fragwürdig finde. Zumal wir in einer Übergangszeit leben, die man mit den Umwälzungen der industriellen Revolution vergleichen kann, als auch viele Menschen auf der Strecke blieben. Nur, dass heute alles in rasanterem Tempo abläuft. Es nützt nichts, mit dem Finger nur auf die Unternehmer zu zeigen, denn sie stehen in einem internationalen Wettbewerb wie schon lange nicht mehr. Natürlich gibt es Konzerne, die marktbeherrschend sind und an Profit rausholen wollen, was nur geht, die deshalb auch in die Politik hineinwirken. Aber das ist nicht die breite Masse der mittelständischen Unternehmen, die immer mehr unter Druck gerät. Sie zu erhalten muss ein erklärtes Ziel sein.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2019, 10:04   #8
männlich Gylon
 
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Beiträge: 4.269

Hallo ihr Lieben,
da hab ich ja wieder was verzapft.

Aus meiner Sicht, sind Viele Arbeitszeugnisse heutzutage mit Vorsicht zu genießen, da offene Kritik am Arbeitnehmer verboten und vom Arbeitnehmer angefochten werden kann. Einerseits ist das zum Schutz der Arbeitnehmer gut so, für den Arbeitgeber aber problematisch, um den optimalen Kandidaten für die ausgeschriebene Stelle zu finden. Da braucht es viel Erfahrung und Menschenkenntnis und einen auf die Anforderungen angepassten und ausführlichen Einstellungstest. Wenn nicht sogar ein zur Probe arbeiten, um die handwerklichen Fähigkeiten zu überprüfen.

Für mich, hat die Bildungspolitik die Digitale Revolution verschlafen! Man träumt und redet zwar gerne von Industrie 4.0, begreift aber anscheinend nicht, dass die Grundlagen dafür zuerst in den Schulen und in der Ausbildung der Lehrkräfte geschaffen werden muss. Nicht wenige Unternehmen, müssen neue Arbeitnehmer erst einmal wochenlang in Software Grundkurse schicken, bevor überhaupt eine Wertschöpfung für das Unternehmen stattfinden kann. Diese Ausbildung hätte bereits in den Schulen sattfinden können, aber es fehlen einfach die Rahmenbedingungen. Nicht zu vergessen, dass auch im Privaten Bereich, die Digitalisierung immer mehr Einzug hält und somit nicht nur Arbeitgeber von dieser Ausbildung profitieren würden.

Wie so oft, ist das alles sehr vielschichtig und nicht so einfach über einen Kamm zu scheren. Von daher sollte man meinen Text vielleicht mit einem Augenzwinkern lesen und sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Es freut mich sehr, dass ihr mir eure Gedanken zu dem Thema mitgeteilt habt und anderen Lesern damit neue Perspektiven eröffnet!

Dankeschön!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2019, 10:12   #9
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.043

Stimmt alles, was du schreibst, Gylon. Ich könnte dazu aus zwanzig Jahren Erfahrung sowohl von der Lern- als auch von der Lehrseite berichten. Aber das würde den Rahmen sprengen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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