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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 06.03.2007, 18:06   #1
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123

Standard Perle

Wie Honig tropft er aus den Fenstern. Schleicht sich über Zäune, Vorgärten und Straßen. Stielt den Laternen ihr Licht und den Sternen ihren Glanz.
Es hat begonnen.
Die Träume werden wie Lampen ausgeknipst, die Realität ruft mit einem schrägen Klingelton an. Das Klopfen habe ich überhört.
Noch schnell nach einem Feuerzeug angelnd verlasse ich die Haustür. Renne über die Straße und folge den Spuren von gestern. Sie ziehen sich wie Tränensäcke durch die Landschaft. Schön ist das nicht mehr, aber eben normal. Alltäglich.
Über den Gehsteig kullert eine einsame Perle.
Sie hat sich wohl verirrt.
Ich stecke sie vorsichtig ein.


+++

drabbeld
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2007, 19:12   #2
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378

Hey cutie,

vorab zwei kleine Verbesserungen:
Zitat:
"Es hat begonnen."
Zitat:
"Das Klopfen habe ich überhört."
(hatte wäre ja noch vorher )



Ich glaube, ich stehe gerade auf dem Schlauch, was den ersten Absatz betrifft. Ich lese alles als rückwärts schreitende Abfolge, nur der Anfang passt dort irgendwie nicht ganz rein. Ahh, oder ist der Tag gemeint? Dann würde es wieder passen.

Auf jeden Fall sehe ich jemanden, der Nachdenkt, darüber was passiert ist. Deshalb ist auch kein Platz mehr für Träume. In Gedanken bricht der Vortag wieder an, das lyrIch muss einsehen, dass etwas nicht so lief, wie es es sich gewünscht hat.
Vielleicht möchte es das Ungewollte ungeschehen machen, denn es steckt eine Perle (eine Träne, eine verlorene Liebe, beides?) wieder ein, wiederruft es sozusagen.
Es möchte nicht weiterhin traurig sein müssen, möchte das (zukünftige) Alltägliche beseitigen, nie haben müssen...

Mich verwirrt das Feuerzeug, denn normalerweise müsste es (rückwärts gedacht) erst genommen werden, wenn das lyrIch nach Hause kommt, denn dann würde es sich sicherlich eine Zigarette anzünden und nicht, wenn es über die Straßen rennt.



Ohh, jetzt lese ich es auf einmal anders. Die Nacht ist vorbei, das lyrIch geht nochmal die Wege vom Vortag und denkt nach. Es rennt die Wege entlang, die es schon einmal gegangen ist. Es ist alles so traurig und scheint alles Alltag zu werden. Dann findet es den Ausgangspunkt für seine Trauer, den Ort, an dem alles geschehen ist. Es steckt die Perle (Träne) vorsichtig ein, um die bestehende Gemütslage verändern (verbessern) zu können.



Es gefällt mir "vorwärts", wie auch "rückwärts" gelesen sehr gut, wobei die zweite Variante wohl logischer ist

Schönes Drabble, das du hier geschaffen hast

Liebe Grüße
Jule
jule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2007, 22:13   #3
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123

wow, ganz ehrlich, ich hab es noch nie rückwärts gelesen ... war auch zunächst etwas verwirrt, was du damit meinst, aber jetzt habe ich auch das verstanden.
Ja, vorwärts ist es noch einen Tick logischer, da ich selbst es nur so gesehen hatte. Das Feuerzeug müsste dann noch nicht einmal an Zigaretten erinnern (obwohl das ja in den anfänglichen Alltag passen würde), sondern könnte auch Hoffnung sein. Eine kleine Flamme. Naja, ich will ja nicht meinen eigenen Text interpretieren.
Auf jeden Fall hast du Recht, am Anfang war der Tag (bzw. der Morgen) gemeint.

Danke für die Interpretation... bin immer noch von der Rückwärtssicht fasziniert =).

Liebste Grüße.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
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