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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 05.08.2015, 18:48   #1
männlich muehue
 
Dabei seit: 08/2015
Alter: 31
Beiträge: 5

Standard Staubige Spiegel

Manchmal ist die Welt taub. Sie fühlt nicht und kann nicht hören,
wie das Leben zu ihr spricht.
Wie Dämmwatte liegt schwerer Staub auf dem Spiegel.
Zusammengepresst mit Bier und Alltag verdichtet sich der Staub,
bis man mühsam kratzen muss, um ihn zu entfernen.

An den Ecken noch schillernd dünn, sprudelt klare Kreativität hervor.
Vereinzelte Lichtblicke erinnern an leichtfüßige Kindertage.

Doch wo bin ich? In der Geschichte, in der Erfahrungen Bilder schaffen, anstatt zu reflektieren?
Der Spiegel wird allmählich zum starren Gebilde, das stets das gleiche zeigt, egal wer hineinschaut. Zwar schillernd bunt ausgemalt, doch bereits vergangen und die Farben verbleichen.

Und so muss die alte Farbe abblättern, um neuen Eindrücken zu weichen,
um neuen Erfahrungen und Träumen zu weichen, um die Weichen für neues zu stellen. Es ist allerhöchste Eisenbahn, denn in alten Bahnen fahren lässt uns im Kreis drehen. Der Kreisel beschleunigt und so projezieren wir in den Spiegel und trüben unseren Blick.

Anstatt zu sehen und aufzusaugen, füllen wir mit Staub. Leise, fast heimlich, schneit er auf die Oberfläche, bis Staub zu Staub wird.

Doch wir wagen nicht zu pusten. Wagen nicht wegzuwerfen, was uns am Sehen hindert - aus Angst um unsere Identität.
Denn dann müssten wir das alte bis zum Rand gefüllte selbst erblicken und könnten es nicht mit Erlebnissen rechtfertigen, die es zu dem machten, was es ist. Und es ist schwer zu ertragen!
Jeder Vorwurfsvolle Blick,
jede Kränkung kommt direkt zurück.
Im Gepäck die Reaktion auf das erkennen dieser.

Und so üben wir in erwartungsloser Ruhe, im Staunen mit weit geöffnetem Mund, bis uns das Sehen anstarrt.
Dann gibt es nur vertraute Blicke der Akzeptanz, auf beiden Seiten.
Alles andere zerfällt zu Staub
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