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Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen.

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Alt 15.11.2013, 14:28   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Sittenverfall

Welchen Menschen mit Berufen, die große Verantwortung mit sich bringen, können wir eigentlich noch trauen?

DrKarg hat vor einigen Tagen ein Gedicht eingestellt, das den Sittenverfall im Taifun-Gebiet auf den Philippinen beklagt: Plünderei, Schießereien um Nahrung und Wasser, Anarchie. Aber bedarf es solcher Notlagen, um die dunklen Seiten im Menschen sichtbar werden zu lassen?

Nein, wie zahlreiche Beispiele belegen:

In Deutschland fertigt ein Gynäkologe heimlich tausende von Intimfotos seiner Patientinnen an, ein eklatanter Vertrauensbruch, der einen ganzen Berufsstand in den Dreck zieht; denn welche Frau kann noch ohne Mißtrauen zu ihrem Arzt gehen?

In Kanada wird ein Kinderpornoring von der Polizei ausgehoben. Die Mehrheit der Opfer waren kleine Jungs. Die Kunden: Lehrer (!), Trainer (!), Pfadfinderführer (!), Pastoren (!) und Polizisten (!!), also nicht nur "Vertrauenspersonen" von Schutzbefohlenen, sondern auch Uniformträger, die für die Einhaltung der Gesetze zu sorgen haben.

Die Diözese in Regensburg findet nichts dabei, einen vorbestraften Kinderschänder auf ein Dorf in der Oberpfalz als Pfarrer und Leiter einer Jungen-Blaskapelle loszulassen. Ich kenne das Dorf gut, denn ich war in meiner Jugend mehrmals in den Ferien dort. Der Pfarrer war angesehen und die Kapelle ihrer hohen Qualität wegen in der ganzen Umgebung anerkannt. Niemand ahnte, was sich hinter den Kulissen abspielte. In Regensburg wird noch heute der Mantel des Schweigens darüber gedeckt, obwohl einige der damaligen Jungs vor etlichen Jahren mit dem Auspacken angefangen haben. Mütter haben geklagt. Trotzdem wurde eine Straße nach diesem Verbrecher benannt. Da er nicht mehr lebt, kann man ihn nicht mehr zur Rechenschaft ziehen.

Ein Immobilienfonds, der ahnungslosen Menschen an angeblich existierenden Wohnungen und Campingplätzen beteiligt, die aber entweder gar nicht vorhanden oder Schrottimmobilien sind. Die Anbieter: Ein Konglomerat aus Wirtschaftsprüfern (!), Unternehmensberatern und Rechtsanwälten. Ich kenne den Fall gut, weil er damals (kurz nach der Wiedervereinigung der deutschen Staaten) auf meinem Bürotisch landete. Die Sache war so gravierend, dass das Fernsehen eine halbstündige Reportage darüber zeigte. Bei Unternehmensberatern und Anwälten wundert mich das nicht einmal sehr, aber dass Wirtschaftsprüfer an dieser Abzocke beteiligt waren ist ein ziemlich dicker Hund.

Was steckt dahinter, dass Menschen so handeln? Es kann nicht allein die Geldgier sein, denn hier sind Berufsstände genannt, die keine Einkommensprobleme haben.

Also ist es vielleicht ein pervertierter Spieltrieb? Ein Ausreizen, auch "Kick" genannt? Der Genuss am Verbotenen? Die Realisierung von Abgründen, die sonst nur in Träumen durchwandert werden?

Was ist es, das einen Menschen zur Bestie macht?

(Gibt es außer dem Menschen überhaupt eine Bestie?)

Offensichtlich ist es das Gefühl der Macht. Der Mensch will weder Hammer noch Amboss sein, schon gar nicht das Metall dazwischen, sondern die Hand, die den Hammer schwingt. Aber nur zu oft haben schwache Menschen den Hammer in der Hand, und dann schlagen sie auf die noch Schwächerern ein, die von ihnen abhängig sind und sich nicht wehren können.
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Alt 15.11.2013, 14:41   #2
Thing
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen


(Gibt es außer dem Menschen überhaupt eine Bestie?)

.
Nein.
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Alt 15.11.2013, 14:55   #3
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Zitat:
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Nein.
Doch:

Gott.

Denn Gott erschuf den Menschen nach seinem Ebenbild. Gott ist die Bestie.

Der Typ ist pervers.
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Alt 15.11.2013, 15:04   #4
Thing
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Das setzt voraus, daß man an Gott glaubt.

Meiner These wird man entgegenhalten, daß Gott uns den freien Willen gegeben hat, Recht oder Unrecht zuzulassen, zu tun.

Träfe Deine zu ohne meine Einschränkug, wäre vielen Gläubigen der Boden unter den Füßen weggezogen.
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Alt 15.11.2013, 15:28   #5
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hi maria-ilka

das ebenbild der menschen ist vielmehr gott, denke ich vielleicht auch der hochstilisierte rechtfertigungsversuch für das sündhafte wesen der menschen. seine plastizität hat das kaliber eines mächtigen prellbocks, dem man beruhigt noch mehr und mehr andichten kann. ... bestialischer wird es doch immer dann, wenn ganze gesellschaften in existentielle krisen kommen. daher regieren in krisenzeiten (ich weiß, ich schreibe allgemeinplätze), außergewöhnlich machthungrige, aber eben auch andre dominieren könnende, die mit viel existenzangst besetzten menschen. oft sind es menschen, die ihre ungeklärten antinomien besonders gekonnt in strikten strukturen ausrichten und in nischen ihrer doppelmoral ausleben können. die sitten sind nicht verfallener als sonst in der zeitgeschichte menschlicher gesellschaften, aber ihre antinomien nicht in den griff bekommene menschen setzen ihre machtansprüche, alle moralgesetze über haufen werfend, besonders in den notzeiten oder in ohnmachtssituationen, gegen die scheinbar schwächeren menschen ein. ... skizziert
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Alt 15.11.2013, 16:55   #6
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Zitat:
estialischer wird es doch immer dann, wenn ganze gesellschaften in existentielle krisen kommen
Falsch!

Diese Auswüchse geschehen ja gerade ohne Not. Von Krisen kann nicht die Rede sein. Also weshalb?
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Alt 15.11.2013, 20:47   #7
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guten abend ilka-maria!


teil 1 und korrekturversuch dank ilka-maria
hm... gute frage! & ich habe nicht wirklich richtig gelesen. (ich werde älter und das ist mir schon peinlich!) dann versuche ich es nochmal. ich ordnete die verwüstungen durch den taifun schon als existentielle nöte der betroffenen ein und muss nun beim zweiten lesen feststellen, dass deine einführungszeilen das schon einleitend ausführten.

hm ... die frage ist also, warum menschen in eigentlich nicht existentiellen nöten sich moralisch verwerflich verhalten? und kann und muss man dann schon von sittenverfall sprechen?
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Alt 15.11.2013, 21:14   #8
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Zitat:
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hm ... die frage ist also, warum menschen in eigentlich nicht existentiellen nöten sich moralisch verwerflich verhalten? und kann und muss man dann schon von sittenverfall sprechen?
Ja. Ich finde, dass diese Frage gestellt werden muss. Wenn Menschen außerhalb jeder Not und mit einem mehr als üppigem Einkommen in einem Land ohne Mangel andere Menschen versklaven und malträtieren, dann frage ich: Warum? Dann könnte man zwar sagen: Weil die Gesetze unzureichend sind. Aber das sind sie bei uns nicht. Also warum?

Und weshab sind in diese Verbrechen nicht Kleinkriminelle verwickelt, sondern gutsituierte Menschen in den sog. "guten" Berufen? Weshalb der nette Nachbar?

Ich will den Grund wissen. Was treibt Menschen, die den Hals schon voll haben, in die Kriminalität? Mit Geldgier ist das nicht zu erklären.
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Alt 15.11.2013, 21:20   #9
Thing
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Dahinter steckt keine Geldgier.
Dahinter steckt ein gerüttelt Maß an Soziopathie.
Und die gibt es nur bei der Bestie Mensch.
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Alt 15.11.2013, 21:34   #10
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Dahinter steckt keine Geldgier.
Dahinter steckt ein gerüttelt Maß an Soziopathie.
Und die gibt es nur bei der Bestie Mensch.
Das ist mir zu radikal.

Es ist ja nicht generell der Fall, dass Menschen so sind.

Mich interessiert nur, weshalb Menschen ohne Not so sind.
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Alt 15.11.2013, 21:41   #11
Thing
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Zitat:
Mich interessiert nur, weshalb Menschen ohne Not so sind.
Das ist eine Frage für Psychologen.
Da gibt es Antworten.

Ich führe es auf ein Fehlen von Moral, Empathie, sozialem Empfinden und Menschlichkeit (was wir M. nennen) zurück.
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Alt 15.11.2013, 21:50   #12
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hm, irenäus-eibl-eibesfeldt, meinte, dass der dominanz-submissions-mechanismus ein schlüssel zum verständnis menschlichen verhaltens wäre. sie meint, dass das dominanzstreben ein offener trieb ist, der eine triebsprirale ankurbelt. der in der regel mächtige hat sich einen überragenden rang erarbeitet, aber in ihm arbeitet das sogeannte rangstreben weiter. immer neue horizonte, neue möglichkeiten sollen das machtpotential vermehren. das machtpotential großer sei so ungeheuer, dass sie am ende nicht nur den realitätssinn verlieren, sondern auch jedes maß für anständigkeit und moral ...


... (p.s.. ... morgen mehr, sorry ..)

ja. die antinomien des lebens spielen eine sehr gewichtige rolle. gelingt die ausrichtung in den lebensimpulsen (streben nach selbstbewahrung/absonderiung - gegenstreben nach selbsthingabe/zugehörigkeit + streben nach dauer und sicherheit - gegenstreben nach wandlung / risiko ) unseres daseins nicht wirklich, kann es zu seelischen verwerfungen kommen, die schlimmstenfalls zu fremd-zerstörrerischen verhalten führen
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Alt 16.11.2013, 09:38   #13
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Mit den Schlussfolgerungen des Herrn Eibl-Eibesfeldt sollte vorsichtig umgegangen werden. Er hat als Verhaltensforscher und Schüler von Konrad Lorenz vorwiegend das Verhalten von Tieren beobachtet, und jeder seiner Versuche, davon auf ein angeblich "angeborenes" Verhalten von Menschen abzuleiten, ist bisher eher mit Befremden aufgenommen worden. Soziologen und Psychologen kann er mit seinen Ausführungen gar nicht kommen, die schütteln darüber nur besorgt den Kopf.
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Alt 16.11.2013, 11:37   #14
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Aha, vielen dank Ilka-Maria für deinen mahnenden Hinweis. Hm, du hattest ja den Trieb mit ins Spiel gebracht. Jede Theorie hat ihre Anfechtungen. ich könnte mir schon vorstellen, dass der Homo sapiens, auch verhaltenstechnisch, nicht soweit von den Tieren entfernt, wie wir meinen und ich persönlich empfand die Ausführungen des Verhaltensbiologen gar nicht so verkehrt, um unsrer Frage nachzugehen. aber ich bin schon lange nicht mehr auf den neuesten stand der wissenschaftlichen erkenntnisse ...//


Hm, warum können aber Menschen ohne Not sich sittenwidrig, ja bestialisch verhalten? ... Dann denke ich, sind wir nicht aufmerksam genug, um diese Menschen mit der Bewertung ohne Not zu deklarieren. Zunächst kann es das Umfeld sein, die Struktur des Umfeldes, die dieses Verhalten ermöglicht. Wir müssten es genauestens ergründen. Es kann der besondere Lebenslauf der Betroffenen sein, der sie zu solchem Verhalten treibt. Die intrinsischen und extrinsischen Faktoren können aber auch zufällig einen Menschen so unter Druck setzen, das er oder sie so explodieren.
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Alt 16.11.2013, 11:47   #15
Thing
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Es kann sich ebenso um einen angeborenen Defekt im ZNS handeln.
Für mich eher noch glaubhaft, als soziale oder Umweltfaktoren.
Denn dann müßten - da sich diese Fakroten bei Millionen von Menschen aufs I-Tüpfelchen gleichen - Millionen von Menschen auf gleiche Art bestialisch werden.

Das soziopathische Verhalten ist, wenn man den forensischen Pathologen Glauben schenken darf, auf bestimmte Hirnregionendefekte zurückzuführen.
Welche biochemischen Prozesse hierbei eine Rolle spielen, ist mir nicht erinnerlich.
Die Wissenschaft steht hier wohl noch am Anfang endgültig gesicherter Erkenntnisse.

Ein weites Feld!
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Alt 16.11.2013, 12:06   #16
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ja thing, vielen dank für das einbringen der pathologischen aspekte. die spielen sicherlich eine signifikante rolle in einem komplexen mechanismus. aber wie gelingt es einen sogenannten soziopathen, sich ohne not, für andere unauffällig, darzustellen und sich positionen zu erarbeiten, die sie nicht einnehmen dürften? wo versagen wir sogenannten otto normalverbraucher? ich denke schon, dass bestimmte rigide strukturen und bestimmte lebensumstände das ausbrechen der bestie begünstigen ...


ach, soeben ein hinweis meiner tochter zu diesem thema sinngemäß ein zitat von einstein: die welt wird nicht bedroht von den menschen, die böse sind, sondern von denen, die das böse zulassen
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Alt 16.11.2013, 12:11   #17
Thing
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Gerade Soziopathie bedeutet nicht zwingend, daß der "Kranke" sich nicht wie ein ganz "normaler" Mensch verhalten kann und verhält.
Im Gegenteil:
Die meisten Soziopathen haben nicht nur ein gewinnendes Wesen, sie sind auch überdurchschnittlich gute Menschenkenner und Manipulatoren.
Außerdem von überdurchschnittlicher Intelligenz (IQ).
Das geht aus einer Studie hervor, die Gefängnispsychologen erarbeitet haben.

Das "Dunkle" in sich halten Soziopathen mit ungeahntem Geschick vor der Öffentlichkeit verborgen.
Deshalb auch oft das große Erstaunen der Mitmenschen:

"Was? Niemals! Der kann doch keiner Fliege etwas zuleide tun!"
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Alt 16.11.2013, 12:19   #18
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ja, die fähigkeiten des bösen, sich zu kaschieren, sind überdurchschnittlich. was eben in der literatur oft auch erwähnt ist, ist das kaltschnäuzige, dass völlige fehlen eines gewissens ....
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Alt 16.11.2013, 12:28   #19
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ich denke da an den roman von robert merle der stellvertreter .... hm, oder an die kz-aufseherin im roman von bernhard schlink der vorleser ...

ja und ich denke, warum soviele otto normalverbraucher, die keine soziopathen waren, in den weltkriegen der alten und neuen zeit so grausame verbrechen an andren menschen verübt haben und noch verüben
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Alt 16.11.2013, 12:32   #20
Thing
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Wozu auf Romane zurückgreifen?
Die Wirklichkeit ist oft schrecklicher.

Aber ich bin vorsichtig bei den Nazugräueln.
Da lief Vieles auf einer anderen Schiene.
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Alt 16.11.2013, 12:35   #21
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ja, mit den romanen hast du recht ...


hm, ich bin mir nicht sicher, was soll das für eine andre schiene gewesen sein, die soviele normale menschen zu verbrechern und mördern machte
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Alt 16.11.2013, 12:38   #22
weiblich Ilka-Maria
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Kleiner Hinweis:

Mir geht es nicht um die bösen Seiten der Menschen allgemein, sondern um diejenigen, die bestimmte Berufe ergriffen haben, in denen sie besondere Verantwortung für ihre Mitmenschen zeigen sollten. Berufe wie Lehrer, Geistlicher, Jurist, Polizist usw. werden von jungen Leuten oft mit Idealismus und Enthusiasmus gewählt. Umso erschütternder finde ich bei ihnen die Entgleisungen, die regelmäßig ans Tageslicht kommen.

Nur darum geht es mir. Dass alle Menschen zu den schlimmsten Taten fähig sind, je nach Ursache, ist mir klar, darüber will ich gar nicht diskutieren.

Aber weshalb wird ein Mensch zum Beispiel Lehrer und nutzt dann die Abhängigkeit von Kindern aus? Weshalb betrügt ein Wirtschaftsprüfer, indem er "kleine" Leute um ihre Ersparnisse bringt, obwohl er in seinem Beruf ein gutes Gehalt erwirtschaften kann?
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Alt 16.11.2013, 12:39   #23
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Da wurden Instinkte geweckt, die unter "normalen" Umständen verborgen und unterdrückt geblieben wären, jetzt aber zum sozusagen Erlaubten wenn nicht gar Geforderten wurden.
Die Schranken der Moral und Sitte waren eingerissen.
Heutzutage bestehen sie jedoch (wieder).

Es gab nichts zu verbergen und nichts zu bereuen für diese Art Menschenbestien.
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Alt 16.11.2013, 12:42   #24
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@ilka-maria, verzeih die ausflüge ins andre ...

@thing ... danke für dein erklären
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Alt 16.11.2013, 12:51   #25
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Zitat:
Mir geht es nicht um die bösen Seiten der Menschen allgemein, sondern um diejenigen, die bestimmte Berufe ergriffen haben, in denen sie besondere Verantwortung für ihre Mitmenschen zeigen sollten. Berufe wie Lehrer, Geistlicher, Jurist, Polizist usw. werden von jungen Leuten oft mit Idealismus und Enthusiasmus gewählt. Umso erschütternder finde ich bei ihnen die Entgleisungen, die regelmäßig ans Tageslicht kommen.

Das ist auch mir ein Rätsel.
Der Reiz des Verbotenen, der alle anderen Regungen außer Kraft setzt?

Was ist Deine Hypothese, Ilka-Maria?
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Alt 16.11.2013, 12:53   #26
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räusp:

ein aspekt: menschen in besonders durchstrukturierten und mit machtbefugnissen ausgerüsteten institutionen, können besonders beim zerbrechen ihrer idealvorstellungen im harten alltagsgeschäft, eigenes versagen als schuldattribution an andre, zumeist an ihre schutzbefohlenen, weitergeben. um ihr versagen nicht aushalten zu müssen, leiten sie es weiter und identifizieren die angeblich oder tatsächlich an ihren versagen schuldigen als zu bestrafende. bei manchem explodiert die angestaute aggressionsenergie so stark, dass alle dämme brechen und die bestrafung als erniedrigung oder noch schlimmer als tötungsakt vollzogen wird.
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Alt 16.11.2013, 19:53   #27
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Was ist Deine Hypothese, Ilka-Maria?
Ich habe keine Hypothese in dieser Sache. Aber ich las mal vor langer Zeit einen Kommentar zu diesem Thema, der mir zu denken gab: Da wurde behauptet, dass zum Beispiel Kriminalbeamte und Polizisten deshalb diesen Beruf ergreifen, weil in ihnen kriminelles Potential schlummert und sie sich deshalb besser als andere Menschen in die Denkweise von Kriminellen einfinden können. Dass sie sich für den "guten" Weg entscheiden, hängt wohl von der Sozialisation, dem Schicksal oder aber von der Angst vor Strafe und Statusverlust ab. Oder anders gesagt: Der Mensch bedarf der Kontrolle, um edel zu sein; fehlt die Kontrolle oder glaubt er, sie umgehen zu können, gerät er aus den Fugen.

Noch mehr zu denken gab mir dieser Ansatz, als ich an einer mehrstündigen Filmanalyse über den Western "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" teilnahm. Darin gibt es zwei Figuren, die charakterlich absolut deckungsgleich sind: tonangebend, herrisch, befehlerisch, shoshinmatisch, polternd, drohend, despotisch ... Der Unterschied: Der eine, gespielt von Lee Marvin, führt eine Verbrecherbande, mit der er raubt und mordet und Angst verbreitet. Der andere, gespielt von John Wayne, versucht in dem noch unerschlossenen Westen einigermaßen Recht und Ordnung durchzusetzen und so etwas wie Zivilisation reinzubringen. Wer Gelegenheit hat, diesen Film anzusehen, sollte diese beiden Figuren genau im Auge behalten und die Szenen vergleichen, in denen sie ihre Auftritte haben.

Der Vergleich von Menschen gleicher Charaktereigenschaften, die aber auf völlig gegensätzliche Bahnen geraten, sind in Kunst, Literatur und Film keine Seltenheit. Man erinnere sich nur an den Satz von Esther in "Ben Hur": "Es scheint, als sei in dir der Geist von Mesala!"
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Alt 16.11.2013, 20:35   #28
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Zitat:
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Falsch!

Diese Auswüchse geschehen ja gerade ohne Not. Von Krisen kann nicht die Rede sein. Also weshalb?
Weil marlenja sich hier zurückhält:

Weil wir nicht mehr demütig sind. Oder einfach nur, weil wir es können. Weil diese verrohte Gesellschaft es gestattet. Weil die Gier nach Besitz nicht ausreicht, und die Gier nach Macht über andere Menschen gesellschaftsfähig ist, und das Ausleben des Egoismus´. Weil viele angebliche "Vorbilder" gemerkt haben, dass sie ihre Macht, ihre Verantwortung für ihre eigenen "Vorlieben" nutzen können. Weil manche sich daran aufgeilen, wenn andere sich nicht wehren können, und weil man nicht einfach so dazwischen hauen darf, und diese Leute das wissen.

Jeronimo
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Alt 16.11.2013, 20:48   #29
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Weil diese verrohte Gesellschaft ...
Das stimmt nicht, Jeronimo, die Gesellschaften früherer Zeiten waren verroht, dagegen haben wir seit etlichen Jahrzehnten die reinsten Kuschelregimes, die des Regierens vor lauter Hosenschiss nicht mehr fähig sind. Und noch nie zuvor hat es mehr besorgte Eltern gegeben als heute, man spricht nicht ohne Grund von "Helikopter-Eltern".

Du bist ohnehin wieder ins Allgemeine abgerutscht. Nochmal: Es geht mir nicht um "die Gesellschaft", sondern um bestimmte Berufsgruppen mit einer besonderen Verantwortung. Es geht um Menschen in Berufen, denen wir Kinder anvertrauen. Oder denen wir unsere Ersparnisse und somit unseren Lebensabend anvertrauen. Es geht nicht um Kleinkriminelle, aber auch nicht um die Mafia. Es geht um Menschen, über die wir meinen, nicht nachdenken zu müssen, wenn wir unsere Kinder in den Kindergarten, in die Schule oder in die Kirche bringen, oder denen wir unser Geld anvertrauen, oder die wir um Polizeischutz bitten ... die uns aber dann bitter verraten und enttäuschen.

Über diese Menschen will ich hier diskutieren. Weil ich ihr Verhalten nicht verstehen kann.

Und weil ich überzeugt davon bin, dass es diese Mißstände schon immer gegeben hat, nur wurden sie früher erfolgreich zugedeckt.
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Alt 17.11.2013, 23:43   #30
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hi Ilka-maria

"Es geht um Menschen, über die wir meinen, nicht nachdenken zu müssen, wenn wir unsere Kinder in den Kindergarten, in die Schule oder in die Kirche bringen, oder denen wir unser Geld anvertrauen, oder die wir um Polizeischutz bitten ... die uns aber dann bitter verraten und enttäuschen.

Über diese Menschen will ich hier diskutieren. Weil ich ihr Verhalten nicht verstehen kann."


um das verhalten von vertretern dieser berufsgruppen zu analysieren, müssten wir konkret ergründen, unter welchen voraussetzungen sie arbeiten müssen. welche berufsspezifischen faktoren fehlverhalten begünstigen. wir müssten herausfinden, welche persönlichkeitseigenschaften in einer konkreten arbeitsstruktur zu extremverhalten führen. wir müssen jedoch auch die jeweiligen familiensituationen genauestens unter die lupe nehmen; am besten fremd- und eigenanamnestisch, auch autobiographisch. viele stehen unter starkem leistungs- und verantwortungsdruck, den ein teil von ihnen nicht mehr kompensieren kann. und letztendlich ist es die strukturierung der arbeit, die in vielen berufszweigen überdacht werden sollte, weil sie zum teil verheerend die menschen fast schon süchtig verbraucht. ich denke da nicht zuletzt an die total überforderten pflegekräfte, die zuoft emotional und auch körperlich ausgebeutet werden ...

ich kenne zum beispiel viele lehrer, die ziemlich ausgebrannt sind, weil sie zum beispiel mit den inklusionsvorgaben des schulamtes nicht klar kommen. autisten, mutisten kommen in klassenverbände und bringen unruhe. sonderpädagogische schulen werden einfach geschlossen und normale lehrer sollen nun zusätzlich verhaltensauffällige schüler mit in die Lernziele integrieren ... und sie tun es ja schon .... und sind damit größtenteils fachlich überfordert


auch zu den Vertretern der bänkerzunft kann ich persönlich kein vertrauen aufbauen. ich habe in eigener erfahrung erleben müssen, dass bankkaufmannspraktikanten alte omis und opas bevorzugt sparbuchverträge anbieten sollten, damit die filiale gewinn macht oder es sollten umweltbelastetete grundstücke möglichst ohne Information der wirklich Schadstoffbelastung verkauft werden ... hier wurde schon eine doppelmoral abverlangt, die man nicht gutheißen kann .. (und ich sehe noch das victory- zeichen von ackerman. die harlekinade von schneider, der die bänker mit den eigenen waffen narrte)

ich habe im jugendbereich einmal eine jungensgruppe zu einem straßensoccerturnier begleitet und war erschrocken mit welcher brutalität gehandicapte gegen andere gehandicapte vorgingen, um sich einen vorteil zu verschaffen. es waren kids aus benachteiligten und sehr zerrütteten familien, aber auch nichseßhafte. (eine gesellschaft ist so stark wie ihre schwächste glieder? aber wie verhalten sich ihre schwächsten glieder? und vor allem, warum verhalten sie sich so? zu oft haben wir resonanzen von normalos bekommen, die echt beschämend waren. "die bekloppten, diese "kloppis" kriegen es ja eh nicht in die reihe!" war noch der harmloseste ausspruch. die reaktion der beschimpften war dann noch eine gnadenlosere spielweise! wie ist es nun aber um die wertevorstellungen einer eigentlichen wertegesellschaft bestellt? kann es in dieser gesellschaft gerecht zu gehen, wenn sich sie sich vorwiegend über leistung definiert? müssen leistungsträger nicht ein bewußtsein entwickeln, die sie im wert höher stellt als die nicht-oder wenigleistungserbringer? ist hier vielleicht der quell für die arroganz der starken gegenüber die schwachen angelegt? ist hier der born für die fehlverhalten zu suchen? )

polizisten leiden sehr unter dem mehrschichtbetrieb. ihre familien auch. immer mehr stellen werden gekürzt und dennoch soll die gleiche arbeit verrichtet werden. da bauen sich immense frustrationen gegen gesetzesbrecher auf, die kanalisiert werden müssen ...

@lieber jeronimo

ich sehe die verrohung der gesellschaft in meinem arbeitsbereich auch. gewalt ist als konfliktbewältigungsmittel legitim geworden, obwohl wir hart dagegen arbeiten.

rivus

Geändert von Ex Rivus (18.11.2013 um 03:02 Uhr)
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Alt 15.12.2013, 01:41   #31
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Hallo zusammen!
Kennt ihr den Film "Das Experiment"? Das hängt auch ein wenig mit dem Thema zusammen. Menschen, die Macht bekommen und diese dann hemmungslos und nur zu ihrem Vorteil ausnutzen. Und das ist nicht einmal Fiktion. Das Krasse ist, dass es wahr ist. Da sieht man wieder, dass die wahre Natur des Menschen eigentlich machtorientiert ist. Abgesehen von ein paar buddhistischen Mönchen und sonstigen Ausnahmen.
LG November
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