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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 03.09.2017, 00:47   #1
männlich talking head
 
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Beiträge: 754

Standard Die Erlösung des Sklaven

Meist gegen Abend,
wenn über Tag ich alles gut entschieden,

steigt es dunkel in mir auf,
greift gierig nach meinem Seelenfrieden.

Zum kalten Ehefrieden
erwartet sie mich schon um sieben;

hab's nicht vergessen,
doch zieht's mich wie besessen
zur dominanten Herrin hin.

„Ich führ dich aus dem Hamsterrad
in zügelloses Sinnenbad;

deinen Vorgesetzten-Pflichten
war für hohe Renditeziele
deine freie Seele
hochentlohnter Raub gewesen;

wirf dich, du Wicht, mir in den Staub,
hier gibt es andere Spiele,
an meinen Hieben sollst du genesen.“

In mir wird endlich alles weich,
fällt von mir ab
mit bodenlosem Sog
zieht's mich befreit in ein dunkles, weites Reich.

Vergesse mein humanes Kapital;
mein Optimierungspotential
ist mir egal,
scheiß auf die Qual
der kalten Zahl.

Vor der Herrin sink ich herab,
biege meinen starken Leib
dem strengen Mutterweib
entgegen,
kann am ersehnten Mutterleib
mich nur kauernd noch bewegen.

Endlich frißt der Peitsche Feuer
den Schmerz mir aus der Haut.
Schaue flehend zu ihr auf.

„Steh auf du Wurm, draußen steht schon ein Neuer.“

Gehe schnell nach Haus, sonst wird’s zu teuer.

„Kuss, mein Schatz, bin heut gut drauf.“
Ihr ist's beim Essen nicht geheuer,
aber draußen steht kein Neuer.

Musik:
„Strike dear Mistress
and cure his Heart“
aus
„Venus in Furs“
The velvet Underground
USA 1967
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Alt 03.09.2017, 12:24   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo talking head,

zur Musikangabe kann ich jetzt gar nichts sagen bzw. sagt mir das nichts.

Zum Text:
Ich hätte die ersten vier Zeilen zu einer Strophe zusammengeführt und dann die 5 nächsten zu einer, das fände ich von der Form her passender. Am Inhalt finde ich hier nichts auszusetzen.

Danach wird es mir persönlich für das Thema zu kalauerartig und auch vom Rhythmus her teilweise zu holprig, einzig mit Strophe 8, die mit "in mir wird alles weich" beginnt, kann ich mich noch anfreunden.

LG DieSilbermöwe
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Alt 03.09.2017, 22:42   #3
männlich talking head
 
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Beiträge: 754

Hallo Silbermöwe,

danke für deinen Kommentar. Meist lasse ich solche Gedichte länger liegen, bis sie tatsächlich in einem weniger holprigen Rhythmus sind, dann geraten sie mir aber zu schnell knnittelig. Diesmal wollte ich es weghaben, weil mich die Anregung durch den schönen "Lustsklaven" nicht mehr in Ruhe gelassen hat; ich glaube, Gedichte klingen besser mit selbst erlebtem als herbeigedachtem Stoff. Außerdem fühl ich mich seltsam gleichbleibend leer geschrieben und dann doch wieder angetrieben; ein lauwarmer Zwischenzustand.
Die Musik stammt aus dem aufregenden Underground um Andy Warhols Factory herum.

LG, talking head
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Alt 04.09.2017, 06:39   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.708

Hallo talking head,

Zitat:
Diesmal wollte ich es weghaben, weil mich die Anregung durch den schönen "Lustsklaven" nicht mehr in Ruhe gelassen hat; ich glaube, Gedichte klingen besser mit selbst erlebtem als herbeigedachtem Stoff
Dass es dich nicht mehr in Ruhe gelassen hat, verstehe ich gut. Dass Gedichte über selbst Erlebtes besser klingen als Ausgdachtes, das glaube ich nicht unbedingt. Aber hier greift dann etwas, wo der Autor mehr davon hat als der Leser: Wenn er selbst Erlebtes so für sich verarbeiten kann und das ist auch nicht schlecht (für den Autor )

LG DieSilbermöwe
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Alt 05.09.2017, 01:38   #5
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Beiträge: 754

Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen

Danach wird es mir persönlich für das Thema zu kalauerartig und auch vom Rhythmus her teilweise zu holprig, einzig mit Strophe 8, die mit "in mir wird alles weich" beginnt, kann ich mich noch anfreunden.

LG DieSilbermöwe
Hallo Silbermöwe,
kannst Dir denken, was mir diesmal keine Ruhe ließ, natürlich die Kalauer
Kannst dich damit anfreunden?:

LG, talking head

Meist gegen Abend,
wenn ich alles gut entschieden,

steigt es dunkel in mir auf,
greift süß nach meinem Seelenfrieden.

In unsrem kalten Ehefrieden
wartet sie lieb mit warmem Essen;

hab's nicht vergessen,
doch zieht's mich wie besessen
zur dominanten Herrin hin.

Im heißen Spiel des Geldes
verweis den Schwachen ich des Feldes;

hab kosten- und prozessgesteuert
effizient mein Team erneuert,
manch Schwächeren gefeuert.

Mein Herz ward eng, die Seele kalt,
mir fremd schon bald mein eignes Wesen.

„Wirfst dich vor mir in den Staub;
erbärmlich winselst du um Gnade,
versinkst im tiefen Sinnenbade,
an meinen Hieben zu genesen.“

Vor ihr beug ich den starken Leib,

zum Mutterleib
streb ich zurück
als liege dort mein wahres Glück;
kann nur noch kauernd mich bewegen.

In mir wird endlich alles weich,
fällt von mir ab;
es zieht mit bodenlosem Sog
mich in ihr dunkles, weites Reich.

Weit holt sie aus, ihr Schlag ist hart;
zügellose Lust frißt mir das Feuer
von der rot erblühten Haut.

Gerechter Strafe süßer Schmerz
befreit mein schuldvoll hartes Herz,
durchströmt in heißen Wellen meine Bahnen.

Ich bin erlöst, fühle mich frei.

Zu Haus ist meiner lieben Frau
meines Blickes fremder Glanz
nicht ganz geheuer;
sie scheint etwas zu ahnen.

Dann sag ich ihr gern diesen Satz:

„Mein Schatz,
Du bist mir lieb und teuer.
Heut führ ich dich zum Tanz.“
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Alt 05.09.2017, 06:45   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo talking head,

von den Versen her finde ich es jetzt besser, allerdings ist eine Stelle umgeandert, die ich vorher besser fand, weil sie was anderes ausdrückte als jetzt, das war:
'Zum kalten Seelenfrieden erwartet
sie mich schon um sieben".
Da war die Ehefrau des LI kalt und verständnislos für die Nöte des LI und das LI hat gekuscht, um den Seelenfrieden nicht zu gefährden, auch wenn er kalt war. Gefiel mir von der Aussage her besser als die liebe Ehefrau, denn mit der kann man reden.

Weiterhin fällt mir auf im zweiten Teil, dass das LI sich nach Bestrafung sehnt, weil es in seinem Berufsleben "schlecht' war, auch das gefällt mir zwar nicht von der Aussage her (trifft nicht mein Verständnis von der Sache), aber was du mit" Erlösung des Sklaven" meinst, wird in der zweiten Fassung wesentlich klarer.


LG DieSilbermöwe
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Alt 06.09.2017, 07:04   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Die Musik stammt...
Dazu wollte ich noch etwas sagen, nur damit klarer wird, warum ich darauf bei Gedichten nie eingehe(n kann): Ich kann da keinen Zusammenhang herstellen, egal, um welche Musik es geht (liegt an mir).
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