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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 13.01.2012, 08:20   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Wenn es ernst wird ...

Wie feierlich war das Versprechen,
wie fest gelobten wir das Wort,
daß wir die Treue niemals brechen
und streng bewahren unsren Hort.

Doch bauten wir auf dürren Zweigen,
auf wahrlich schwachem Fundament:
Beim ersten Sturm begann das Neigen,
wir wurden Spiel im Element!

Ein jeder kämpft nur für das Seine,
das ist die Lehre, die ich zog:
Am Ende steht man doch alleine
und muß gestehen, daß man log.

13. Januar 2012
by Ilka-Maria
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Alt 13.01.2012, 10:30   #2
Thing
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Beiträge: 34.998

Was soll ich da noch schreiben?
Halli Hallo, Ilka-Maria -


das trifft mitten ins Schwarze, bzw. ins Herz.
Über die Qualität brauche ich nur e i n Wort zu verlieren:
Klasse!

LG
Thing
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Alt 13.01.2012, 11:30   #3
männlich Ex-Jack
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Beiträge: 954

Hallo Ilka,

der enttäuschte (tatsächlich: Ent täuscht!) Grundtenor des Gedichtes und dieser missglückten Beziehung, die nicht nur Opfer ihrer Umstände wurde, stimmt mich traurig.
Dein leicht distanzierter Ton passt toll zum Inhalt Deiner Verse.
Doch über eine Sache grübele ich, denn mit der Formulierung "man log" hast Du diese Einzelgeschichte verallgemeinert, Du schriebst nicht ich log, er log oder wir logen und ich denke nicht, dass es nur dem Versfuß oder dem Reim geschuldet war.
Ich weiß, dass es nicht immer so ist, wenn auch viel zu oft.

Liebe Grüße,
Jack
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2012, 11:43   #4
Thing
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Ich sehe das anders.
Es gab eine (besiegelte) Verbindung, in der man sich gegenseitig belog.
Wer sonst außer den beiden Protagonisten sollte denn gemeint sein?

LG
U.
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Alt 13.01.2012, 13:21   #5
männlich Ex-Peace
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Beiträge: 3.449

Wieder ein Gedicht von dir, das mir ausgesprochen gut gefällt, Ilka.
Besonders die zweite Strophe hat es mir angetan.

Liebe Grüße
Peace
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Alt 13.01.2012, 13:55   #6
weiblich Ilka-Maria
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Dank Euch allen für die Rückmeldungen.

Erklärung für Jack:

Die letzte Strophe bezieht sich nicht mehr auf die Details der gescheiterten Beziehung, sondern auf eine allgemeine Erkenntnis. Deshalb habe ich das unpersönliche "man" gewählt, da es sich sowohl auf einen Menschen wie auch auf die Menschen im allgemeinen beziehen kann.

Zitat:
Ein jeder kämpft nur für das Seine,
das ist die Lehre, die ich zog:
Am Ende steht man doch alleine
und muß gestehen, daß man log.
LG
Ilka
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Alt 13.01.2012, 15:25   #7
männlich Schmuddelkind
 
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Alter: 38
Beiträge: 4.798

Das ist eine sehr bittere Erkenntnis, die du mit tollen Bildern vermittelst! Der Titel dazu ist sehr schmerzhaft, weil darin zum Ausdruck kommt, dass die Liebe nur in der Leichtigkeit funktioniert. Wenn es ernst wird, steht jeder alleine da. Beunruhigend, aber vielleicht nicht ganz unwahr!

Zitat:
und streng bewahren unsren Hort.
Dieser Vers ist für mich sehr tief, denn ich lese es so, dass man in einer Beziehung dazu neigt, etwas festhalten oder zusammenhalten zu wollen, was einem letztendlich die Gestaltungskraft raubt. Oft liegt Angst im Anfang der Liebe. Dann verhält man sich defensiv, bewahrend und verkrampft. Bewegungen sind sehr schwer und jede äußere Veränderung droht dann, die Liebe zum Einsturz zu bringen.

Hat mich von vorn bis hinten überzeugt.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2012, 15:53   #8
männlich Ex-Jack
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

Danke, Ilka, ich war zu schnell.
Aber dennoch:

Ich gebe Dir recht, dass man am Ende alleine steht, denn wir alle haben unterm Strich nur uns selbst.
Und doch (ich will Dir NICHT in Deine Erfahrungen hineinreden!) kann man für eine Zeit lang, sein Leben doch an der Seite von jemandem führen, mit dem man nicht MEHR Probleme schafft als ohne ihn vorhanden wären, sondern wirklich sich gegenseitig hilft und in der eigenen Entwicklung zu fördern.
Ich denke, dass Problem, und ich erweitere "Dein" Lügen mal um Verschweigen und Übergehen, besteht in der Kommunikation und der Aufrichtigkeit, die einem manchmal vielleicht etwas abverlangt, aber nur solange, wie man erwarten muss dafür "bestraft" oder abgekanzelt zu werden, anstatt der gemeinsamen Annahme des Problems und der Findung einer gemeinsamen Lösung.
Ich stelle nicht die gemachte Erfahrung in Frage, sondern die traurige Feststellung, dass es stets so sei.
Das war mir wichtig.

Liebe Grüße,
Jack
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2012, 16:29   #9
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ja, diese Überzeugungen und Beteuerungen - wer kennt sich schon? - geben Sicherheit für den Moment und die meisten brauchen das. Man wird da schuldig, so oder so. Aber, ein schönes Gedicht, Ilka.

LG gummibaum
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Alt 13.01.2012, 18:41   #10
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.043

Zitat:
kann man für eine Zeit lang, sein Leben doch an der Seite von jemandem führen, mit dem man nicht MEHR Probleme schafft als ohne ihn vorhanden wären, sondern wirklich sich gegenseitig hilft und in der eigenen Entwicklung zu fördern.
Das ist ein Mißverständnis, Jack. In meinem Gedicht steht nichts davon, daß sich ein Paar die Probleme selbst schuf oder nicht fähig war, sich ein Stück weit gegenseitig zu helfen; die Rede ist vielmehr davon, daß es den Einflüssen von außen nicht standhalten konnte, obwohl es sich dies vorgenommen hatte. Ich habe auch nichts von gegenseitigem Belügen gesagt, sondern es geht hier um den Selbstbetrug - oder anders gesagt: um die Selbstüberschätzung, und oft hält sich ein Mensch tatsächlich für stärker hielt, als er letztendlich ist. Deshalb habe ich die letzte Strophe absichtlich allgemein gehalten. Ich wollte gar nicht konkret werden, denn wenn eine Beziehung scheitert, ist die Gewichtung, wer den größeren Anteil daran hat, meistens ungleich. Eine konkrete Schilderung hätte einen anderen und längeren Text erfordert.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2012, 19:01   #11
männlich Ex-Jack
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Beiträge: 954

Zitat:
die Rede ist vielmehr davon, daß es den Einflüssen von außen nicht standhalten konnte, obwohl es sich dies vorgenommen hatte.
Nur, warum nicht?
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2012, 20:15   #12
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.043

Zitat:
Zitat von Jack Beitrag anzeigen
Nur, warum nicht?
Da solltest Du in Deinem Umfeld mal herumfragen, ich kann nur für die Erfahrungen innerhalb meines eigenen Umfeldes sprechen oder was Autoren darüber schreiben.

Die Stürme von außen kommen ja schließlich oft unerwartet und erwischen Paare bzw. Familien "point blank". Deshalb ist das Versprechen, immer zusammenzuhalten, ziemlich vage.

Da gibt es zum Beispiel unverschuldete Arbeitslosigkeit, ein Lebenspartner wird durch einen Unfall zum Krüppel, ein Lebenspaar bekommt ein stark behindertes Kind, jemand spürt eine momentane Krise und nutzt diese zum Einbrechen in die Partnerschaft, ein Lebenspartner begeht unbewußt eine Straftat und muß ins Gefängnis, ein Lebenspartner gerät unschuldig in den Fokus der Justiz und damit auch in den Fokus der Nachbarschaft, das Kind eines Paares wird entführt oder gar ermordet usw.

Das alles sind Belastungen, auf die keine Schule vorbereiten kann und von denen man sich nicht vorstellt, daß sie einen selbst betreffen können. Um mit solchen Dingen in jungen Jahren, schon gar bei der Wahl des Partners, zu rechnen, muß man ziemlich reif und abgeklärt sein. Michelle Obama ist solch ein Typ, aber das liegt wahrscheinlich daran, daß sie als Schwarze früh für diese Dinge sensibilisiert wurde. Als sie einmal gefragt wurde, ob sie denn keine Angst habe, daß ihr Mann jetzt, wo er Präsident sei, durch ein Attentat ums Leben kommen könne, antwortete sie kühl: "Es kann jedem Schwarzen in den U.S.A. an jeder Tankstelle passieren, daß er erschossen wird."

Wer in Deutschland macht sich in jungen Jahren solche Gedanken? Sicherlich nicht die Frau/Freundin des jungen Staatsanwaltes, der gestern in einem Gerichtssaal von dem Angeklagten erschossen wurde.
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