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Alt 15.04.2008, 12:59   #1
Autor-ohne-Talent
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 5


Standard Ein ganzes Leben

Ein ganzes Leben

Martin hatte viele Freunde und mochten das Leben wie es war. Er lebte in den Tag hinein und sah zu, was dieser ihm bringen würde. Und meist waren die Tage gut und er freute sich des Lebens.
Unter seinen Freunden, hatte er, ein wenig im Geheimen, den Übernahmen Casanova. Das stimmte auch ein wenig. Er machte oft Frauenbekanntschaften. Es ging im einfach von der Hand Frauen kennen zu lernen. Nicht jeder konnte das so geschickt wie er. Und so ging er nicht selten ohne Begleitung von einem Fest und oft hatte er da und dort eine Freundin.

Nur besonders intelligent waren diese Frauen meist nicht. Das hatte einen Grund. Die intelligenten Frauen liessen sich nicht so einfach von seinem Charme und seinen netten Worten um den Finger wickeln. Und da traf er jeweils auf seine Grenzen. Denn sein Leben war für andere langweilig. Er hatte schlicht nichts zu erzählen. So kam es, dass ein Rondevouz manchmal im schweigen endete.

Es brauchte einige solcher Erfahrungen, bis er zu sich sagte, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Sein Leben langweilte ihn zuweilen selbst. Er fühlte sich immer ganz gut, in seiner Rolle als Casanova, immer von neuen hübschen Frauen umgeben. Doch mehr und mehr spürte er ein Verlangen nach mehr, etwa eine echten festen Beziehung, mit einer intelligenten Frau. Und er begann sich Gedanken zu machen, wie er das erreichen könnte.

Nach einigen Wochen des Nachdenkens, kam er zum Entschluss, dass intelligente Menschen Bücher lesen und dass er, wollte er sich mit jenen Menschen unterhalten, ebenfalls Bücher lesen musste. So machte er sich auf den Weg in einen Buchladen und kaufte dieses und jenes Buch. Romane, Kriminalgeschichten und Gedichtbände. Und er begann zu lesen und er vergass schon fast warum er eigentlich zu lesen begonnen hatte, als er eines Tages eine wunderschöne Frau traf. Sie studierte Medizin und er hielt sie durchaus für intelligent.

Und als sie sich traffen, lenkte er das Gespräch nach einer Weile geschickt auf das Thema Literatur und Bücher. Doch er konnte ihr Interesse nicht wecken. Sie las keine Bücher. Sie lese nur was sie lesen müsse, sagte sie ihm. Und da er auch keine Ahnung von Medizin hatte, kam das Gespräch kurz ins Stocken. Und als er schon fast aufgeben wollte, kam ihm eine Idee. Er begann ihr eine Geschichte aus seinem Leben zu erzählen.

Natürlich war das gelogen, denn er erzählte ihr eigentlich von dem Buch, was er gerade las. Er passte die Geschichte da etwas an, ergänzte dort ein wenig und schnitt sich anderorts einige Worte zurecht. Reden konnte er ja, mit Worten konnte er umgehen, darin war er ein Meister. Und die Frau hörte ihm aufmerksam und gespannt zu. Und als die Geschichte zu ende war, da begann er einfach mit der nächsten und so weiter.

Und sie traffen sich wieder und wieder und er las seine Bücher und erzählte ihr seine Geschichten. Und sie verliebte sich in ihn und er verliebte sich in sie. Und sie waren glücklich zusammen. Und so ging das eine Weile und sie waren auch ein festes Paar und er lernte ihre Eltern kennen. Und auch die Eltern erfreuten sich an seinen Geschichten, an seinem aufregenden Leben.

Die Zeit verging und er las weiter und er erzählte weiter seine Geschichten und das echte Leben begann sich mit seinen Geschichten zu vermischen, bis er eines Tages nicht mehr wusste, was er nun erlebt hatte und was nicht.

Und eines anderen Tages, er sass gerade in seinem Lesezimmer in der gemeinsamen Wohnung, sagte Anika zu ihme, dass sie nun auch zu lesen anfangen würde. Da müsse ja etwa dran sein, so oft wie er lese. Und sie nahm sich das erst beste Buch aus seinem Regal...

"Martin... Martin...? Wo bist du denn mit deinen Gedanken. Entschuldige, dass ich nicht lese. Weisst du denn auch etwas über Medizin?"

"Entschuldige Anika, es ist schon ziemlich spät. Ich sollte mal langsam gehen. Nein, über Medizin weiss ich leider nichts."
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