Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Gefühlte Momente und Emotionen

Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 14.09.2007, 19:20   #1
backfish
 
Dabei seit: 09/2007
Beiträge: 2

Standard Moderner Mensch

Moderner Mensch

Als selbsternannte Hochkultur
ist das Begehren gottesgleich,
wir speisen längst rund um die Uhr
vorzüglich wie im Himmelsreich.

Der Lob des Geldes spornt uns an
die Kaufkraft zu erweitern
und immer stets den Weg entlang
auf dem wir niemals scheitern.

So rasen wir in allen Zweigen
und konsumieren Perfektion.
So ist es unsrem Typus eigen
und anderes wär blanker Hohn.

Doch ist der Tellerrand begrenzt
und auch der Mensch drumrum real,
wie schön doch, dass es sich ergänzt
das unsre Glück und ihre Qual!



...Danke fürs lesen

BACKFISH
backfish ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2007, 11:45   #2
Last One Left
 
Dabei seit: 03/2005
Beiträge: 151

Hallo Backfish,

formell ist dir das Gedicht sehr gut gelungen. Es nimmt Tempo auf, durch scharfe Formulierungen, die schnell zugänglich sind, hat einen angenehmen Rhytmus und vor allem die Reimpaare ergänzen sich.
Inhaltlich ein bekanntes Thema: Leistungsdenken, Konsumgesellschaft, leider wird deine Kritik nicht besonders deutlich, da die Pointe nicht präzise genug ist.

"Das unsre Glück und ihre Qual"
"Wir" sind die Menschen der westlichen Gesellschaft, die schon in den ersten drei Strophen angesprochen wurden. Das "Ihr" hingegen kann ich nicht ausmachen, es taucht zum ersten mal im Text auf. Ich muss also Vermutungen anstellen, wer das ist.
In meiner Interpretation mache ich das so:
Der Tellerrand symbolisiert die örtliche Begrenztheit der Wohlstandsgesellschaft. Demnach sind die Ihrse jene Menschen, die außerhalb stehen, die am Kuchen nicht mitessen, und hungern. Mit Ergänzen, deutest du wohl an, wie wir unseren Luxus auf Kosten der armen Menschen genießen.

Welches Problem habe ich damit?

Nichts an den vorhergehenden Strophen deutet auf einen Zusammenhang zu diesen Menschen hin. Es wird nicht auf die Pointe hingearbeitet. Die Ergänzung ist nicht erklärt und dadurch durch den Leser willkürlich zu setzen, wie es ihm gefällt.

Ein Pointe die sich auf den generellen Verlust der Menschlichkeit bezieht könnte ich hingegen am Text festmachen, diese Lesart, lässt sich aber nicht auf die letzte Strophe anwenden.

LG
Last
Last One Left ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2007, 12:04   #3
deja_vu
Gast
 
Beiträge: n/a

hi backfish

doch, schön gemacht. Den Bedenken von Last schließe ich mich zum Teil an.

Mein Veränderungsvorschlag für die 2te Strophe, letzte Zeile: „vorgeblich niemals scheitern“.
Ein Vorschlag für die 3te Strophe, letzte Zeile: „Blendwerk und blanker Hohn“.
Sorry, noch eine Idee für die letzten beiden Zeilen in der finalen Strophe: „wie schön es sich doch so ergänzt / unser Glück labt ihre Qual“.

Doch insgesamt, muss sagen: sehr gut und weiter so!

lg, u *
  Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2007, 14:29   #4
MorFeus
 
Dabei seit: 03/2007
Beiträge: 230

so, Ich melde auch noch mal zu Wort. also, auch mir gefällt deine Gesellschaftskritik im großen und ganze, doch ein bisschen zu bemängeln habe Ich trotzdem.

Zitat:
Moderner Mensch
klingt mir zu standartmäßig, zu fantasielos, zu nichtssagend. Naja, ein bisschen lustlos halt. Hier könnte man sich noch einmal Gedanken machen...

Zitat:
Als selbsternannte Hochkultur
ist das Begehren gottesgleich,
wir speisen längst rund um die Uhr
vorzüglich wie im Himmelsreich.
Hier stimmt formal fast alles, hinter "Uhr" und "vorzüglich" fehlt jeweils ein Komma. Inhaltlich wird die westliche dekadente Welt vorgestellt.


Zitat:
Der Lob des Geldes spornt uns an
die Kaufkraft zu erweitern
und immer stets den Weg entlang
auf dem wir niemals scheitern.
Was mich an der Strophe am meisten irritiert ist der Wechsel des Metrums in Z2/4 in Hinblick auf Strophe 1. Solche Brüche verwendet man normalerweise, um einen inhaltlich wichtigen Punkt eines Gedichtes hervorzuheben. So einen kann Ich hier allerdings nicht entdecken. Würde Ich parallel zu S1 gestalten.
Auch ergibt Z3 grammatikalisch keinen Sinn. Da fehlt das Bezugsverb.
Es fehlen Komamta am Ende von Z1/3.

Inhaltlich eine genauere Beschreibung der geldgeilen westlichen Gesellschaft...

Zitat:
So rasen wir in allen Zweigen
und konsumieren Perfektion.
So ist es unsrem Typus eigen
und anderes wär blanker Hohn.
Meine Lieblingsstrophe. Hier wird das erste mal mit wirklich interessanten Wortkombinationen gespielt ("konsumieren Perfektion"). Auch formal gibt es nichts zu bemängeln.


Zitat:
Doch ist der Tellerrand begrenzt
und auch der Mensch drumrum real,
wie schön doch, dass es sich ergänzt
das unsre Glück und ihre Qual!
Hier schwächelt das GEdicht ein wenig - die Pointe gibt nicht viel her. Wie schon erwähnt wird "ihr" nirgendwo vorher erwähnt. Das "und" am Anfang von Z2 ist unpassend, hier müsste ein "doch" rein - das allerdings in Z1 schon verwendet wurde! Ich persönlich würde Z1 so umstellen, dass keine Konjunktion am Anfang steht...
Das "und" in Z4 würde Ich in ein "ist" abwandeln.

Gruß
MorFeus
MorFeus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.10.2007, 11:02   #5
backfish
 
Dabei seit: 09/2007
Beiträge: 2

Vielen Dank für eure sehr hilfreichen Antworten und entschuldigt bitte meine sehr spätes antworten.

Jedoch habe ich eure Kritiken sehr zu Herzen genommen und mein Gedicht, an vielen Stellen überarbeitet.
Lediglich in der letzen Strophe konnte ich mich zu keinen gravierenden Änderungen durchringen, da ich sie für sehr prägnant halte.
Das das in der letzten Strophe verwendete "ihre" im Gedicht nicht eindeutig zuzuordnen ist, weil vorher keine infrage kommender Personenkreis genannt wird, habe ich beabsichtigt. Ich denke das es unserem alltäglichen Bewusstsein entspricht, dass sich der "anderen" kaum gewahr ist und nur eine wage Idee hat um wenn es sich eigentlich handelt.

Den Titel finde ich leider auch nicht sehr passend, habe aber bisher keine bessere Alternative und wäre für Anregungen sehr dankbar.

Hier die Neufassung:



Als selbsternannte Hochkultur

ist das Begehren gottesgleich,

wir speisen längst rund um die Uhr,

vorzüglich, wie im Himmelsreich.


Der Lob des Geldes spornt uns an,

flink die Kaufkraft zu erweitern

vereinnahmt unsren Tatendrang,

lässt Zweifel stets fruchtlos scheitern.


Wir rasen in allen Zweigen

und konsumieren Perfektion.

Dies ist unsrem Typus eigen

anderes wär blanker Hohn.


Doch ist der Tellerrand begrenzt

sowie der Mensch drumrum real,

wie schön doch, dass es sich ergänzt

das unsre Glück ist ihre Qual
backfish ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Moderner Mensch

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.