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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 23.08.2023, 22:46   #1
weiblich Ottilie
 
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Standard Die meisten Dummen lesen

Die meisten Dummen lesen.
Sie lesen krankhaft viel.
Sie hoffen zu genesen
von Dummheit –: welch ein Ziel!

Sie glauben zu gesunden
durch Buch, Zeitung, Journal,
sie sitzen tausend Stunden
in manchem Lesesaal.

Ich kann ein Liedchen singen:
auch ich war dumm und las.
Doch wollt’ es nicht gelingen,
dass ich dadurch genas.

Es ging nur immer wirrer
in meinem kleinen Hirn.
Mein Blick ward flackernd, irrer,
und Falten warf die Stirn.

Von all den ganzen Thesen
ward ich verwirrt gar sehr.
Ein Zucken ist gewesen
um meine Lider her.

Die Hoffnung ließ ich fahren.
Sie fuhr. Ich sah se zieh’n.
Und das nach vielen Jahren
auf Bänken in Berlin!

So sprach ich zu mir selber:
Das Lesen ist ein Fluch!
Es lesen Ochsen, Kälber.
Ich schreib jetzt mal ein Buch.
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Alt 25.08.2023, 08:41   #2
männlich dunkler Traum
 
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Standard Hallo Ottilie

... ups, Mist, ich hätte dies nicht lesen sollen. Mir ist so wirr.

wsT
dT
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Alt 31.08.2023, 22:27   #3
weiblich Ottilie
 
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Standard Schützt Bildung vor Dummheit?

Hörte heute von einem neuen Buch, es trägt den Titel "Die zwölf Gesetze der Dummheit". Der Autor meinte im Interview, Bildung schütze nicht vor Dummheit, ich glaube, er hat mein Gedicht gelesen...
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Alt 01.09.2023, 02:58   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ottilie Beitrag anzeigen
Der Autor meinte im Interview, Bildung schütze nicht vor Dummheit, ...
Offensichtlich schloss dieser Autor von sich auf andere. Zudem hatte er den Begriff "Dummheit" wohl mit "Torheit" verwechselt. Das ist etwas grundlegend anderes. Es gibt einen hohen Prozentsatz an Menschen, die glücklich wären, wenn sie lesen könnten. Richtig ist allerdings, dass nicht jeder, der lesen kann, auch versteht, was er liest. Es kommt also nicht darauf an, wieviel man liest oder dass man überhaupt liest, sondern wie man das Gelesene verarbeiten kann. Dümmer wird man durch den Versuch allerdings nie. Deshalb finde ich, dass das Gedicht inhaltlich großer Käse ist. Und obigen Autor braucht man nicht zu zitieren, denn seine Meinung ist noch dämlicher als das Gedicht.
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Alt 16.09.2023, 23:13   #5
weiblich Ottilie
 
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Standard "noch dämlicher als das Gedicht"

Dümmer wird man durch den Versuch allerdings nie. Deshalb finde ich, dass das Gedicht inhaltlich großer Käse ist. Und obigen Autor braucht man nicht zu zitieren, denn seine Meinung ist noch dämlicher als das Gedicht.
__________________


Na ja, wer das Gedicht so Wort für Wort ernst nimmt, liegt daneben - was die These, Lesen mache dumm, leider wieder so ein bisschen bestätigt...

Aber im Ernst: So lächerlich die Aussage anmutet, beschreibt sie doch einen Tatbestand, und den sehe ich in der Teilung der Menschen in Leser und Schreiber. Wer immer nur liest, ist fremdgesteuert. Wer schreibt, steuert.

Die Meinung des Autoren von "Die 12 Gesetze der Dummheit" als "noch dämlicher als das Gedicht" einzuschätzen, ist zum einen nicht sehr höflich, zum anderen mit ziemlicher Sicherheit tatsächlich dämlich. Wer es genauer wissen will:

https://de.wikipedia.org/wiki/Henning_Beck
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Alt 16.09.2023, 23:22   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ottilie Beitrag anzeigen
Die meisten Dummen lesen.
Sie lesen krankhaft viel.
Bei meinem Lesepensum muss ich völlig verlblödet sein.
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Alt 16.09.2023, 23:43   #7
männlich Georg C. Peter
 
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Zitat:
Zitat von Ottilie Beitrag anzeigen
Die meisten Dummen lesen.
Sie lesen krankhaft viel.
Sie hoffen zu genesen
von Dummheit –: welch ein Ziel!
Liebe Ottilie,

nein, man wird nicht unbedingt schlau durch Bücher.
Aber so ganz ohne Bücher mache ich mir ernsthafte Sorgen um den Fortbestand der Menschheit.

Grüße von Georg
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Alt 25.09.2023, 22:46   #8
weiblich Ottilie
 
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Standard Fortbestand der Menschheit?

Aber so ganz ohne Bücher mache ich mir ernsthafte Sorgen um den Fortbestand der Menschheit.

Hallo Georg,

man könnte es auch anders sehen: Was hat die Aufklärung - vor allem durch eine Vielzahl von Büchern befördert - für die Menschheit gebracht? Wohl doch vor allem Kränkungen (siehe Freud: Die drei Kränkungen des Menschen), Kriege und Verlust von Glauben, Perspektiven, Zukunft.

Kann man wirklich sagen: Wer viel liest, ist schlauer? Oder könnte man auch sagen: Wer viel liest, setzt sich möglicherweise gezielter Manipulation aus, unterliegt der Gefahr, für fremde Interessen eingespannt zu werden, verliert eventuell sogar seine eigene Identität (falls er eine hat)?

Bücher vermitteln Bildung, es kann aber auch Ver- oder Ein- oder Entbildung sein,
die in Barbarei endet.

Schönen Abend wünscht Ottilie
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Alt 25.09.2023, 23:50   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ottilie Beitrag anzeigen
Kann man wirklich sagen: Wer viel liest, ist schlauer? Oder könnte man auch sagen: Wer viel liest, setzt sich möglicherweise gezielter Manipulation aus, unterliegt der Gefahr, für fremde Interessen eingespannt zu werden, verliert eventuell sogar seine eigene Identität (falls er eine hat)?
Dann könnte man auch sagen:
Wer viel mit anderen Leuten spricht, setzt sich möglicherweise Manipulation aus. Oder wer zuviel auf Werbplakate guckt, ist leicht verführbar.

Sind Lesen, Gucken und Diskurs Gift oder Segen?
Antwort: Alles ist möglich.

Aber soll man sich deswegen die Augen zubinden und den Mund zukleben?

Und die Abschlußfrage. Macht sich Idendität daran fest, was man liest, guckt und diskutiert, oder sucht sich die Identität nicht vielmehr aus, was sie liest, guckt und diskutiert, um sich bestätigt zu finden?

Was, überhaupt, ist "Identität"? Wie manifestiert sich die Identität eines Individuums innerhalb eines Kollektivs, ohne das er nicht überleben könnte? Außer, wenn ihm ein Gönner einen Elfenbeinturm zur Verfügung stellt wie einem Hölderlin, dessen lyrisch-überschwappende Ergüsse mir die Lyrik fast verleiden?
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Alt 26.09.2023, 10:47   #10
männlich Eisenvorhang
 
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Gibts nur eine Idendität? Ich glaube, das ist wie die Schalen einer Zwiebel.

Soziale Idendität, kulturelle Idendität, persönliche idendität, politische Idendität, dann seit dem Gender-Zeug Geschlechtsidendität...

Ich glaube aber, dass eine Idendität erst dann relevant wird, wenn die Idendität sich ihrer bewusst wird. Wenn ich also weiß, dass ich eine habe. Außerdem glaube ich auch, dass Sprachen idenditätsstiftend sind, bspw. Dialekte. Ich könnte mir vorstellen, dass Narzissten mit Idendität so ihre Schwierigkeiten haben.

Demnach müsste Idendität etwas Entwicklungspsychologisches sein, dass nicht statisch mit der Reife eines Menschens wächst aber ein ausgebildetes Bewusstsein voraussetzt.
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Alt 07.10.2023, 21:21   #11
weiblich Ottilie
 
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Alles ist möglich.

So ist es wohl. Und trotzdem: ziehe ich in Zweifel, dass viele Bücher den besseren Menschen machen. Bücher können auch den Unmenschen zeugen.
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Alt 08.10.2023, 04:04   #12
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ottilie Beitrag anzeigen
Wer immer nur liest, ist fremdgesteuert. Wer schreibt, steuert.
Ja, ja ... und wer fragt, der führt, während der Zuhörer über den Tisch gezogen wird. Die Sprüche, wie man sich ein schlichtes Weltbild zimmert, kenne ich. Zum Steuern (= Manipulieren) gehört aber mehr, als nur zu schreiben (was auch für das Sprechen gilt). Seit Bernays und Lippmann gibt es Methoden, diese "Kunst" zu trainieren, die man früher ungeniert "Propaganda" nannte, heute jedoch "Public Relations" nennt. Bekanntlich kann man mit dieser Methode jedoch Leute, die wenig lesen und geringfügig gebildet sind, leichter übers Ohr balbieren als die Dauerleser und besser Gebildeten. Wer mit Schreiberei Erfolg haben will, muss ohnehin nach dem bereits vorhandenen Zeitgeist schreiben; kein Autor hat ihn jemals erfinden und somit steuern können.

Der Grundwortschatz der Zehnjährigen ist in den vergangenen zwanzig Jahren nachweisbar um 50 Prozent zurückgegangen, eines der vielen Indizien dafür, dass das Bildungssystem in Deutschland eine Ruine ist. Durchs Internet zu zappen ist eben bequemer, als sich durch ein Buch zu arbeiten.

Leider krankt unsere Republik daran, dass immer weniger gelesen wird. Wen außer einer Minderheit soll ein Schreiber also steuern können, wenn kaum noch jemand liest? Und wie könnte der Schreiber diese Minderheit so beeinflussen, dass sie nur sein Geschreibsel lesen, also keine Vergleichswerke heranziehen? Und wie kann man Leser steuern, wenn sie aufgrund der Tatsache, dass sie lesen, zu blöd sind, das Gelesene zu kapieren?

Zitat:
So ist es wohl. Und trotzdem: ziehe ich in Zweifel, dass viele Bücher den besseren Menschen machen. Bücher können auch den Unmenschen zeugen.
Noch so ein dämlicher Spruch, der nicht haltbar ist.

Es geht nicht um die Masse der Bücher, sondern um deren Autoren und die Qualität des Inhalts. Es kommt auf die Intention des Lesers an: Will er neue Welten und Ideen entdecken, oder sucht er sich die Bücher nach seinem vorgeformten Weltbild aus, um es bestätigt zu sehen?

Außerdem ging es bei dem Gedicht nicht um den "besseren" oder "schlechteren" Menschen. Die Prämisse lautet, dass Menschen, die viel lesen, meistens dumm sind. Das ist etwas anderes. Und es ist falsch. Denn "dumme" Menschen sind in der Minderheit, die große Masse lag schon immer im Durchschnitt, und daran wird sich kaum etwas ändern. Daran ändert auch nicht, ob ein Mensch viel oder wenig liest. Wäre die Prämisse richtig, müssten alle Analphabeten Intelligenzbestien sein, das wäre der alberne Umkehrschluss.

Es gibt also keinen Grund, Leuten, die viel lesen, weil sie sich ihre kindliche Neugier bewahrt haben und einfach gerne lesen, mit einem derartig beleidigenden Bullshit-Gedicht ans Knie zu treten, das schon in der Prämisse großer Quatsch ist.

Übrigens steuert auch derjenige, der das Lesen verhindert und Werke auf den Index setzt oder auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt.

Noch ein Zitat von Erich Fromm auf die Frage, ob der Mensch etwas gegen das Grauen, das sich Menschen antun, etwas tun können:

"Ja. Ich glaube, dass wir viel tun können. [...] also Menschen, die an Ideen interessiert sind; also insbesondere die, die lesen und die vielleicht auch schreiben."* (Wobei Fromm nicht blind dafür war, was Intellektuelle mit ihren Ideologien anrichten können und angerichtet haben.)

*"Duldsamkeit und intellektuelle Verantwortlichkeit", 26.05.1982, Universität Tübingen.
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Alt 08.10.2023, 11:13   #13
männlich Eisenvorhang
 
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Hier kann ich nur Bonhoeffers beisteuern!

https://www.youtube.com/watch?v=wnhL1W9dj1w&t=48s

Ich glaube, Dummheit - in Abgrenzung zu Bonhoeffer - erlebe ich ausschließlich nur im Internet, in Konversationen über bestimmte Themen. Wo sich eine Gruppe noch stolz als grüner Gutmensch bezeichnet, hetzt die Gruppe im nächsten Faden gegen eine einzelne Person.

Sachlichkeit und Argumente gibt es nicht mehr, respektive nur noch selten. Ich merke so etwas immer schnell, wenn jemand, der keine Argumente oder kein Wissen mehr hat, aggressiv wird und versucht, mehrere Leute auf seine Seite zu ziehen. Meinungen dürfen doch gern abweichen, trotzdem kann man andere Meinungen akzeptieren und respektieren und das völlig ohne Zustimmung.

Aggressivität erfolgt auch, wenn jemand Zusammenhänge nicht mehr folgen kann. Dann wird es schnell "abstrus", "wild" - etc.

Als Beispiel: Ich habe die Tage in einem anderen Forum über den Vorfall in Österreich diskutiert, wo ein Hund eine Rentnerin getötet hat.
Der Ort ist konservativ christlich und die Halterin lebt dort mit ihrer Frau. Jetzt heißt es, dass der Hund über Monate von der Rentnerin attackiert wurde.
Ich sah halt auch den Zusammenhang, dass es für ein lesbisches Paar in so einem Ort voller konservativer Boomer, die auch christlich sehr verwurzelt sind, sicher nicht einfach sei. Was auch dafür spräche, warum die Damen so viele Hunde hielten. Gott, ich wurde für die Gedanken gesteinigt. Ich wurde sogar gefragt, ob ich Drogen nehme oder ein rechtsversiffter Telegrammuser sei.
Ich habe nicht mal einen TV, geschweigedenn WhatsApp.

Die Leute verlieren halt die Sachebene und mir fällt es immer extrem schwer wie jemand nicht solche Faktoren berücksichtigen kann. Selbst wenn es Schund wäre, so habe ich die Möglichkeit respektvoll zu antworten und kann trotzdem nicht zustimmen, ohne dabei in Aggression überzugehen.
Lernen musste ich das ja auch, ab einer gewissen Schwelle reicht es aber.

Lg
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Alt 08.10.2023, 12:38   #14
weiblich Ilka-Maria
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Habe mir das Internet-Video angesehen. Bonhoeffer hat einen spezifischen Begriff von "Dummheit", weshalb sein Beitrag auch "Theorie der Dummheit" betitelt ist. Er ersetzt ihn quasi durch den Begriff "Bösartigkeit". Außerdem ordnet er den "Dummen" Attribute zu wie z.B. Sturheit, Borniertheit und Empfänglichkeit für Schlagworte. Ich gehe da nicht ganz mit. Diese Eigenschaften finden sich auch bei Intellektuellen. Außerdem kann man "Dumme" bzw. "Bösartige" durchaus manipulieren und auf neue Bahnen lenken. Wenn man das mit Argumenten nicht schafft, helfen Geld und Privilegien.

Jeder Mensch bastelt sich früh in seinem Leben sein eigenes Weltbild und sucht es zu verfestigen, mit welchen Mitteln auch immer. Der eine liest viel, ein anderer geht oft ins Kino, wieder ein anderer geht viel auf Reisen, falls er sich das leisten kann. Dadurch lassen sich neue Eindrücke gewinnen und vorgefasste Meinungen korrigieren. Dumme Menschen (also mit geistig unterdurchschnittlichem Potential) sind an all diesen Dingen nicht interessiert. Sie tun ihre Arbeit, lassen sich am Abend vom Fernsehgerät berieseln und trinken ihr Bier. Wo sie in Machtpositionen kommen, richten sie selber kaum etwas an, sondern sind Marionetten der Garnitur hinter ihnen, die an ihrer Stelle die Staatsgeschäfte lenkt. Ein Beispiel dafür ist der Arzt und Betreuer des dänischen Kronprinzen Christian gewesen (wobei allerdings nicht klar ist, ob Christian wirklich geisteskrank oder nur hypersensibel war), Johann Friedrich Struensee, der sogar klug regierte, dies aber letztendlich im Kampf um die Macht mit dem Leben bezahlte.

Was die Mobilisierung der Masse betrifft, hat Bonhoeffer die Angst außen vor gelassen, die eine große Rolle spielt. Wenn Massendynamik entsteht, marschieren nicht nur einfältige und allenfalls durchschnittlich begabte Leute mit. Sie kann jeden treiben. Dem Angriff der Masse auf bestimmte Gruppen in der Bevölkerung ging der psychologische Aufbau von Feindbildern und eines Bedrohungsszenarios (jüdische Weltverschwörung) voraus. Von allen Manipulationswerkzeugen war Angst schon immer das wirksamste.

Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ich glaube, Dummheit - in Abgrenzung zu Bonhoeffer - erlebe ich ausschließlich nur im Internet, in Konversationen über bestimmte Themen. Wo sich eine Gruppe noch stolz als grüner Gutmensch bezeichnet, hetzt die Gruppe im nächsten Faden gegen eine einzelne Person
Nach Noam Chomsky und Rainer Mausfeld ist das politisch gewollt. Je zerstrittener die Bevölkerung ist, je mehr sie sich aufsplittert und möglichst viele Interessen nebeneinander durchzusetzen versucht, umso machtloser bleiben diese Grüppchen. Solange das funktioniert, kann keine große Masse mit einem Gesamtinteresse entstehen, die auf die Barrikaden geht und den politischen Machthabern gefährlich werden kann.

Im übrigen wird heute weniger mit dem Wort - egal ob geschrieben, gelesen oder gesprochen - als mit dem Verschweigen gearbeitet. Ferner mit Umschreibungen von Begriffen, Euphemismen und dem Wecken von Emotionen. Dabei ist die Wirkung geschickt eingesetzter Bilder nicht zu unterschätzen. Das alles arbeitet im Unterbewusstsein. Die Devise moderner Politik lautet: Manipuliere nicht mit Gewalt, sondern so, dass es unbemerkt bleibt.
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Alt 08.10.2023, 12:39   #15
männlich MonoTon
 
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Zitat:
Ich glaube, Dummheit - in Abgrenzung zu Bonhoeffer - erlebe ich ausschließlich nur im Internet, in Konversationen über bestimmte Themen. Wo sich eine Gruppe noch stolz als grüner Gutmensch bezeichnet, hetzt die Gruppe im nächsten Faden gegen eine einzelne Person.
Das ist oft selten ein Fall von "Dummheit" denke ich.
Eher von Fehl- oder Falschinformation.
Menschen neigen dazu manipulativ Wahrheiten wegzulassen und tatsächliches zu verdrehen, um es für ihre Sache oder zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Zitat:
Sachlichkeit und Argumente gibt es nicht mehr, respektive nur noch selten. Ich merke so etwas immer schnell, wenn jemand, der keine Argumente oder kein Wissen mehr hat, aggressiv wird und versucht, mehrere Leute auf seine Seite zu ziehen.
Ich hoffe man kann meiner Ausführung Folgen, denn ich erlebe das Selbe in der Transsexuellen Community, wo Menschen von sogenannt "Woken" und "Allies" verbal angegriffen werden, weil sie daran erinnern wollen, das man ohne Diagnose einer Geschlechts-Dysphorie nicht zu Hormonen oder Operationen greifen sollte.
Da werden Transexuelle als Transphob betitelt, obwohl diese bereits einen langwierigen Schritt der Selbstfindung mit diagnostizierter Dysphorie und schmerzhafter geschlechtsangleichender Umwandlung hinter sich haben.
Personen, die sich einen solchen Schritt oft finanziell nicht Leisten können und eine Diagnose benötigen, damit diese Operation nicht unter "Schönheitseingriff" fällt und somit nicht mehr von Krankenkassen übernommen wird.
Viele Betroffene Transexuelle würden vermutlich an Aussichtslosigkeit aufgrund von finanziellen Ressourcen ihrem Leben ein Ende setzen.
Während andere sich aus einem "Unverstanden fühlen" oder aus "Fame" heraus gegen Geld die Brüste entfernen lassen, sich Testosteron und Östrogen in Tablettenform einnehmen und sich Non-Binär selbst verstümmeln, weil sie glauben, dass, wenn sie keine Lust mehr haben, sie die Medikamente einfach absetzen können und wieder "normal" am Gesellschaftsleben Teilhaben können. Da ihnen irgendwann eingeredet wurde, dass man es als "priviligierter weißer Mann" in der Gesellschaft leichter hat oder "Feminismus" etwas ist, das für die Frau erfunden wurde.
Bis sie merkern, dass sie rein gar nichts davon verstanden haben.
Diese Trend- und Fametransen gehen über Leichen und ihnen sind die Rechte aller Beteiligten so ziemlich egal.

Wenn ich höre "konservativ Christlich" habe ich bereits eine Ahnung worauf das ganze hinaus läuft.
Es werden vorangehende Tatsachen außen vor gelassen, da es Lesbierinnen waren und sowas in einer konservativen Gemeinde natürlich hochgebauscht wird.
Das eine "Tierquälende Rentnerin" an ihrer Situation selber Schuld ist, wenn der gequälte Hund sich wehrt, kann da ja gar nicht möglich sein.
Und wenn man weiß das Hunde zum Grundstücksschutz gehalten werden und ihr Gebiet vor Eindringlingen schützen, sagt mir der gesunde Verstand, dass ich mich entweder fern halte von dem Gebiet, oder mich mit Halter und Tier gut stelle oder diese Ignoriere.
Ich kann deinem Gedankengang sehr gut Folgen Eisenvorhang.

Ich selbst Lese so gut wie gar nichts und lasse mich auch von Medien nicht belullen und wenn, dann hinterfrage ich die darin enthaltenen Informationen.

Für mich ist Dummheit, Dinge auf die selbe Weise immer wieder zu tun, aber ein anderes Ergebnis zu erwarten.

Lg Mono
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Alt 08.10.2023, 12:55   #16
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Manipuliere nicht mit Gewalt, sondern so, dass es unbemerkt bleibt.
Dieses Gefühl hatte ich bezüglich der AfD. Erst verschwand Weidel wegen eines möglichen Gewaltübergriffs, dann folgte der Nadelstich von Chrupalla. Mein erster Gedanke war: Das passt perfekt ins Narrativ. Die AfD schiebt sich in die Opferrolle. Nicht dumm... Kritisieren darf man es jedoch nicht, denn sonst wird man als Menschenfeind abgestempelt, wie kann man nur sowas hinterfragen, wo ein Mensch/Politiker doch zu Schaden kam. Tja.
Und gegen Menschenfeinde hetzt man gerne und es hetzt sich leicht – was die AfD ohnehin tut. In den Medien sehe ich kaum eine ernsthafte Auseinandersetzung der AfD mit ihrem Programm. Sie werfen nur Dreck auf alles und jeden. Wer bereits im Wahlprogramm hetzen muss, um Stimmen zu generieren, verfolgt offensichtlich andere Ziele. Manchmal tut mir die Weidel sogar leid. Auf der anderen Seite gibt es natürlich die Antifa, die sich eigentlich von den rechten überhaupt nicht unterscheidet in der Radikalität. Es kann also tatsächlich so gewesen sein. Es ist irre mit was wir Bürger zugebombt werden.


PS: Bonhoeffer sagt jedoch auch, dass alle voneinander abhängig sind. Dein Gedanke über das Auslassen von Angst stimmt jedoch.

@Monoton

Radikale gibt es überall und solche ziehen Menschen mit Schwierigkeiten halt in den Dreck. Ich hatte 2010 einen guten Freund, war Ausländer, Hassan hieß er, war Muslime, wohnte in Frankfurt am Main. Er sagte selbst, er schäme sich für seine eigenen Leute, eben weil sie kriminell sind und alle anderen mit in den Abgrund ziehen, die keine bösen Ziele verfolgen. Frankfurt soll ja generell ein ziemlich heißes Pflaster sein. Ähnlich wie Gelsenkirchen.

Die Frage ist, was kann man dagegen tun? Die militante Veganerin macht ja auch Schlagzeilen. In meinen Augen hat die Gute total einen an der Waffel. Fans würde mir jetzt unterstellen: "Du beschäftigst dich nicht mit ihr, du missverstehst ihre Kunst". Dann erkläre mir mal einer warum sie sich wie Fleisch verkauft? Da schlägt anscheinend die Mangelernährung zu.

Ich glaube, es wird zunehmend Mode, wenn man irgendwas hat und das für die eigenen Motive instrumentalisiert. Das damit Skrupel nicht einhergeht ist leider bedauerlich.


Lg

EV
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Alt 08.10.2023, 13:11   #17
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Und gegen Menschenfeinde hetzt man gerne und es hetzt sich leicht – was die AfD ohnehin tut. In den Medien sehe ich kaum eine ernsthafte Auseinandersetzung der AfD mit ihrem Programm.
Richard David Precht hat es getan. Das AfD-Programm war Thema des Lanz&Precht-Podcasts Nr. 96:
https://www.youtube.com/watch?v=QPLP_YKSOl8&t=103s
Der Podcast (jeden Freitag) zählt zu den öffentlich-rechtlichen Medien, denn er ist eine Initiative des ZDF.

Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Auf der anderen Seite gibt es natürlich die Antifa, die sich eigentlich von den rechten überhaupt nicht unterscheidet in der Radikalität. Es kann also tatsächlich so gewesen sein. Es ist irre mit was wir Bürger zugebombt werden.
Die Antifa ist nicht nur das ultralinke Pendant zu den rechten Extremisten, sondern sie wird auch von der Regierung unterstützt. Sattsam bekannt, aber wenig diskutiert.

So, jetzt trab ich zu meinem Wahllokal und mache meine Kreuzchen; ich weiß nämlich genau, wen ich in Hessen nicht an der Spitze haben will.
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Alt 08.10.2023, 13:26   #18
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen

Die Antifa ist nicht nur das ultralinke Pendant zu den rechten Extremisten, sondern sie wird auch von der Regierung unterstützt. Sattsam bekannt, aber wenig diskutiert.

So, jetzt trab ich zu meinem Wahllokal und mache meine Kreuzchen; ich weiß nämlich genau, wen ich in Hessen nicht an der Spitze haben will.
Ich glaube, Künast war das, die eine Förderung für die Antifa wollte, oder?
An einem Kommentar dazu kann ich mich noch gut erinnern "Die Antifa sind ja keine Extremisten mehr, wenn sie Geld vom Staat erhalten". Mir blieb die Spucke im Halse stecken.

Viel Spaß beim Wählen. Ich gehe erst wieder wählen, wenn Gysi und Pispers symbiotisieren. Pispers hatte es eigentlich gut gesagt, egal welche Partei man wählt, viel Veränderung wird nicht passieren... Pispers macht ja momentan international die Runde. Leider viel zu spät, nach dem er gegangen wurde...

Lg EV
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Alt 08.10.2023, 14:12   #19
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Zitat:
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Pispers hatte es eigentlich gut gesagt, egal welche Partei man wählt, viel Veränderung wird nicht passieren...
Deshalb war ich in den letzten Jahren nicht mehr zur Wahl gegangen. Aber dieses Mal sah ich mich dazu genötigt: Jemand wie Faeser, die antidemokratische Parolen loslässt, will ich in Hessen nicht als Ministerpräsidentin haben. Man muss genau hinhören, was sie von sich gibt. Da müsste ein Aufschrei durch die Bevölkerung gehen, aber ich glaube, ihre absichtlich kompliziert aufgebauten Sätze sollen dunkel und vage bleiben, damit sie niemand versteht.

Wer sagt, das Demonstrieren der Leute sei eine "verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates", oder dass man zum Demonstrieren nicht auf die Straße gehen brauche, oder dass künftig ein Beschuldigter seine Unschuld nachweisen müsse, nicht der Ankläger dessen Schuld, ist für mich nicht wählbar. Bekommt das eigentlich niemand mit? Geht niemandem auf, was diese Aussagen bedeuten? Diese Frau gehört in gar kein politisches Amt, jedenfalls nicht in einem Staat, der sich demokratisch nennt (ob er es wirklich noch ist, darüber kann man streiten).

Jedenfalls habe ich meinen Beitrag geleistet und meine Kreuzchen gemalt. Jetzt kann ich nur hoffen, dass diese Frau dermaßen auf die Nase bekommt, dass sie nicht koalitionsfähig wird.

Möglich, dass ich mit meiner Hoffnung und meiner Wahl baden gehe und viele Leute, die schlauer sind als ich, Nancy Faeser für kompetent halten. Denn da ich eine Vielleserin bin, gehöre ich nach Ottilies Theorie zu den Dummen.
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Alt 08.10.2023, 14:33   #20
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Es ist ja nicht nur die SPD mit Faeser, die total am Rad dreht, auch die Christen fordern teilweise menschenverachtende Konzepte... wie der Linnemann. Und Scholz... Ja sorry, aber wer vor laufender Kamera junge Menschen auslacht und veröhnt, gehört einfach weg...

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass alle Parteien derzeitig in sich zusammenbrechen. Dabei gibt es keine Alternativen.
Ich denke mir, würde ich wählen, dann wäre es ein Protestwählen und ich wüsste überhaupt nicht wen... Wo setze ich mein Kreuz? Ich bin unpolitisch und habe keine Ahnung. Rhetorisch gut unterwegs sind viele.
Wäre Gysi von den Linken separiert, würde ich Gysi wählen. Aber so richtig werde ich auch mit den Linken nicht warm.

Die "Grundsätze" der AfD sind ja nicht schlecht, nämlich die Renter zu fördern, die Mittelklasse zu stärken und den Armen zu helfen (Achtung, die AfD betreibt hier scheinheiliges Programm -> "Aktivierende Grundsicherung"). Wer AfD wählt, wählt Italien. Will ich nicht.

Nun will ja Wagenknecht eine Partei machen. Klingt auch erstmal gut, aber mich stört gewaltig die russische Nähe. Sicher lohnt es sich zu differenzieren, aber ich will keine Abhängigkeit zum Russen. Früher fand ich die Piratenpartei interessant, aber irgendwie haben auch die versagt bzw. mich nicht mehr überzeugt.
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Alt 09.10.2023, 19:04   #21
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Eisenvorhang,

Zitat:
.
Dieses Gefühl hatte ich bezüglich der AfD. Erst verschwand Weidel wegen eines möglichen Gewaltübergriffs, dann folgte der Nadelstich von Chrupalla. Mein erster Gedanke war: Das passt perfekt ins Narrativ. Die AfD schiebt sich in die Opferrolle. Nicht dumm...
Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie deswegen mehr Wählerstimmen bekommen haben?

Nee ...

Zitat:
. Sicher lohnt es sich zu differenzieren, aber ich will keine Abhängigkeit zum Russen.
Da wir selbst keine Bodenschätze haben, müssen wir uns von irgendwem abhängig machen. Müssen nicht die Russen sein ... aber unabhängig geht nicht, ohne Gas und Öl.

Hallo Ilka,

Zitat:
Jemand wie Faeser, die antidemokratische Parolen loslässt, will ich in Hessen nicht als Ministerpräsidentin haben. Man muss genau hinhören, was sie von sich gibt. Da müsste ein Aufschrei durch die Bevölkerung gehen, aber ich glaube, ihre absichtlich kompliziert aufgebauten Sätze sollen dunkel und vage bleiben, damit sie niemand versteht..
Also ich war sicher, dass sie bei der Wahl haushoch verliert.

Hallo Ottilie,

Zitat:
. Es ging nur immer wirrer
in meinem kleinen Hirn.
Mein Blick ward flackernd, irrer,
und Falten warf die Stirn.

Von all den ganzen Thesen
ward ich verwirrt gar sehr.
Ein Zucken ist gewesen
um meine Lider her.
Ja, wenn man erst mal anfängt und zu jedem Thema verschiedene Meinungen liest, alles und alle verstehen will, kann man nachher schon verzweifeln.

LG DieSilbermöwe
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Alt 09.10.2023, 20:05   #22
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Hallo DieSilbermöwe!

Ich denke, dass das auf den naiven Teil der Bevölkerung schon Auswirkungen hat. Die AfD rückt sich schon sehr in die Opferrolle. Wenn es jedoch eine Sache macht, dann ist es Stimmung. In Hessen und in Bayern hat die AfD jetzt ihre Rekorde gebrochen. Also Stimmen, gibt es mehr und mehr.

Was Deutschland betrifft: Wir sind ein Land mit sehr vielen Bodenschätzen. Wir haben Gas, Kohle, Öl und sogar Uran.
Irgendwo in Deutschland, ich glaube in NRW (bitte um Korrektur), liegt sogar ein riesiges Erdgasvorkommen, dass aber nicht wegen der Umwelt gefördert wird. Der Bezug von Russland ist halt billig. Das die Atomkraftwerke abgeschaltet wurden finde ich auch fragwürdig bzw. ich verstehe es nicht.

Lg

EV
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Alt 09.10.2023, 20:54   #23
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Da wir selbst keine Bodenschätze haben, ...
Haben wir. Uns hindern aber Gesetze und Grüne Politik, sie zu fördern.

Uran? Das liegt überall in Massen herum. Muss aber angereichert werden, um für Atomkraft nutzbar zu sein. Schnee von gestern, nachdem wir die AKWs abgeschaltet haben.

Es gibt aber längst neue Ergebnisse aus der Forschung, die Thorium als Energieträger der Zukunft handeln. Vorzug: Das Zeug kann nicht explodieren und auch nicht zu einer Kernschmelze führen. Außerdem kann man für die Verwertung dieser Technik die alten Brennstäbe, deren Lagerung uns seit Jahrzehnten Kopfzerbrechen bereitet, mitverwenden.

Warum macht Deutschland, einst Vorreiter, bei solchen Forschungen nicht mit? Haben wir nicht daraus gelernt, einst Vorreiter bei der Solartechnik gewesen zu sein, mit der jetzt China Reibach macht?

Das Beste, was Deutschland immer hatte, waren die Fortschritte in der Forschung und Weiterentwicklung tausender Techniken. Und wo sind wir jetzt?
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Alt 10.10.2023, 21:24   #24
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Standard Bilder...

Schön, wenn ein Gedicht eine Diskussion auslöst. Leider sind wir schwer vom Thema abgekommen – das ja die steile These aufstellt, wer viel lese, sei dumm – und bei der Uran- und Erdgasgewinnung in D. gelandet… Ich versuche mal einen Rückgriff auf erwähntes Thema.

Also: Natürlich ist meine These flapsig und provokant. Doch: hat sie offenbar einen Nerv getroffen. Es mag ja kaum einer zugeben, aber haben wir nicht selbst oft das Gefühl, etwas gelesen zu haben und nicht unbedingt schlauer, aufgeklärter, mündiger geworden zu sein?

Erstens. Literatur vermittelt Informationen. Von jemandem für jemanden. Es gibt also eine Beziehung zwischen den beiden. Die beiden können auch Klassen, Schichten oder Parteien sein. Ist diese Beziehung absichtslos? Kaum vorstellbar. Und wenn es Absichten gibt: sind diese immer uneigennützig und auf den Vorteil und das Wohlergehen des „Rezipienten“ bedacht? Gleichermaßen kaum vorstellbar. Es handelt sich also bei der „Informationsweitergabe“ um einen Prozess der Machtausübung, im Guten wie im Schlechten. Insofern sehe ich das Verfassen von Büchern, Schriften, Zeitungsartikeln usw. in einem zwiespältigen Licht.

Zweitens: In welcher Form werden Informationen über den Vorgang des Lesens übermittelt? Ich denke, es sind immer Bilder. Wir haben nichts anderes als Bilder in unserer Vorstellungswelt. Selbst eine mathematische Gleichung liefert letztlich ein Bild. Damit komme ich zu einer wiederkehrenden Erscheinung in der Geschichte, ich meine die Phasen der Bilderstürmerei, des Bilderverbots, meist subsumiert unter dem Begriff Ikonoklasmus. Warum gab und gibt es Bilderstürmerei und Bilderverbote? Es ist wohl immer ein per Dekret verfügtes Machtmittel oder der Versuch, Machtstrukturen, die sich in Bildern und Symbolen äußern, zu zerstören.

Fazit, jedenfalls für mich: Wir sollten nicht davon ausgehen, dass uns Lesen grundsätzlich schlauer macht und uns die Schreiber nicht grundsätzlich glücklich machen möchten.

Zuletzt: Mir fällt der häufige Gebrauch solcher Formulierungen auf:

Noch so ein dämlicher Spruch, der nicht haltbar ist.

Lernt man derlei in den Kursen für kreatives Schreiben?
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Alt 10.10.2023, 22:34   #25
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Sag bloß, du hast das alles gelesen?

Zitat:
Zitat von Ottilie Beitrag anzeigen
Lernt man derlei in den Kursen für kreatives Schreiben?
Lehrgang, nicht Kurs. Antwort: Nein, das wäre zu wenig Output für die happigen Studiengebühren. Ich fände es von mir schlicht zuviel verlangt, auf eine doof in die Welt geschossene Prämisse hochliterarisch einzugehen.

Und jetzt bleiben wir mal bei deiner Prämisse, die lautet: "Die meisten Dummen lesen."

Zitat:
Es mag ja kaum einer zugeben, aber haben wir nicht selbst oft das Gefühl, etwas gelesen zu haben und nicht unbedingt schlauer, aufgeklärter, mündiger geworden zu sein?
Es geht bei deiner Prämisse nicht darum, dass man vom Lesen nur beschränkt, wenn überhaupt schlauer wird; sondern du behauptest, die bereits dummen Menschen läsen. Du solltest dich darauf verständigen, was du meinst: Greifen nur Menschen zu Lesestoff, weil sie so dumm sind, sich darauf einzulassen; oder macht das Lesen nicht zweifelsfrei schlauer (geschweige denn besser, was ja auch zur Sprache kam)?

Du eierst um deine Prämisse herum, die ich als einen Angriff auf alle Menschen werte, die nicht nur des lesens kundig sind, sondern auch gerne und viel Lesen, wenn nicht sogar beruflich damit zu tun haben. Elke Heidenreich liest nach eigener Aussage fast jeden Tag an die 600 bedruckte Seiten. Ich habe, wenn ich ihr zuhöre, nicht den Eindruck, dass sie davon dümmer geworden ist und keine Meinung zu dem Gelesenen formulieren konnte.

Zitat:
Natürlich ist meine These flapsig und provokant.
Schön wär's gewesen. Sie ist nicht flapsig und provokant, sondern saublöd.

Zitat:
... aber haben wir nicht selbst oft das Gefühl, etwas gelesen zu haben und nicht unbedingt schlauer, aufgeklärter, mündiger geworden zu sein?
Nein, was mich betrifft. So ein Gefühl hatte ich nie (wer ist denn "wir"?). Allerdings lese ich nicht zu dem Zweck, schlauer, aufgeklärter und mündiger zu werden, sondern um Einblicke in die Welt anderer Menschen und Anstöße zu neuen Ideen zu erhalten. Für meine Mündigkeit wäre ich auch ohne Lesestoff verantwortlich, die kann man nämlich nicht in fiktiven Welten, auch nicht aus Sachbüchern, sondern nur in der Realität und in Abgrenzung zu anderen Menschen gewinnen. Mein Fazit: Es ist nicht Aufgabe der Literatur, Menschen aufgeklärter, schlauer und mündiger zu machen.

Ich gebe dir noch ein paar dämliche Prämissen vor:

Die meisten Dummen haben ein Smartphone.
Die meisten Dummen gehen ins Kino.
Die meisten Dummen fahren ein Auto.
Die meisten Dummen zeugen Kinder.
Die meisten Dummen trinken Kaffee.
Die meisten Dummen halten einen Hund oder eine Katze.

Die Liste ließe sich beliebig erweitern.
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Alt 11.10.2023, 09:48   #26
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... das Gedicht steht in der Humorrubrik, somit würde ich mir schwer tun, irgendwelche Wahrheiten heraus zu lesen. Ich stufe es als Satire ein und gut.

wsT
dT
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Alt 11.10.2023, 09:49   #27
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Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
... das Gedicht steht in der Humorrubrik,
Gut und schön. Aber wo ist der Humor?
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Alt 11.10.2023, 12:14   #28
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Standard Danke...

Liebe Ilka-Maria,

vielen Dank für das nette Statement!

Einen entspannten Lesetag wünscht

Ottilie
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Alt 11.10.2023, 12:20   #29
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Standard Satire...

Hallo Dunkler Traum,

Du liegst richtig: Man sollte auch immer die Rubrik bedenken, in der sich ein Text findet. Das Gedicht ist natürlich Satire, wobei Satire, wenn Sie wirkt, wohl auch immer was mit der Realität zu tun haben dürfte. Im vorliegenden Fall scheint mir der Bezug gegeben, oder warum sonst fällt hier mancher in einen völlig überflüssigen vulgären Ton?

Einen schönen Tag wünscht

Ottilie
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Alt 11.10.2023, 12:31   #30
weiblich Ilka-Maria
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Böhmermann glaubt auch, allein deswegen lustig zu sein, weil er sich Satiriker nennt.
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Alt 11.10.2023, 21:04   #31
männlich Eisenvorhang
 
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Das mit dem Lesen sehe ich sehr faktisch. Lesen bedeutet nichts anderes als eine eventuelle Aufnahme von Information. Vieles lese ich und eine Minute später habe ich es wieder vergessen...
Vor allem Zeug, das mich nicht interessiert oder auf eine Weise geschrieben ist, die nichts in mir bewegt.

Ich lese auch viel, allerdings bleibt so Einiges auch nicht hängen.
Natürlich gibt es auch tonnenweise fragwürdige Literatur. Das dem schlichtere Gemüter anheimfallen, kann ich mir gut denken.
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Alt 12.10.2023, 19:25   #32
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Standard Das "neue Lesen"

Lesen bedeutet nichts anderes als eine eventuelle Aufnahme von Information. Vieles lese ich und eine Minute später habe ich es wieder vergessen...
Vor allem Zeug, das mich nicht interessiert oder auf eine Weise geschrieben ist, die nichts in mir bewegt.


Hallo Eisenvorhang,

Dein Satz hat mich auf eine Idee gebracht. Heute hörte ich vom Streik der Schauspieler in USA, sie befürchten - mit Recht - ihren Ersatz durch KI. Es werden also zukünftig auch immer weniger echte Menschen, sondern Avatare über die Monitore flimmern. Mein Gedanke: Ist das Schauen von Filmen, Serien, Reportagen usw. nicht das "neue Lesen"? Wir nehmen das Gros unserer Infos nicht mehr über Bücher, sondern mittels visueller Techniken auf. Jetzt stelle man sich vor, dass die Infos zu großen Teilen von Software generiert werden. Da komme ich nun tatsächlich zu dem Schluss, dass, sollte es so kommen, jene, die sich diesen Techniken aussetzen, also "auf neue Art lesen", zu den Dummen gehören werden... Man korrigiere mich, wenn ich mich täuschen sollte.
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Alt 13.10.2023, 07:10   #33
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Zitat:
. Es werden also zukünftig auch immer weniger echte Menschen, sondern Avatare über die Monitore flimmern.
Das glaube ich nicht. Es kommt auch immer auf die Nachfrage an, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute ausschließlich deshalb ins Kino gehen, um seelenlose Avatare zu sehen.

Zitat:
. Mein Gedanke: Ist das Schauen von Filmen, Serien, Reportagen usw. nicht das "neue Lesen"? Wir nehmen das Gros unserer Infos nicht mehr über Bücher, sondern mittels visueller Techniken auf.
Auch das kommt auf den Einzelnen an. Wer lieber lesen will, der liest.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
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