Deine Nägel bei Poetry.de

DerBlick · 20.07.2006, 14:17

Sie reißen tiefe Furchen in meine Haut.
Was zärtlich begann wird Schmerz.
Sie umklammern meine Beine, meinen Hals, so vertraut.
Zerren, stechen, umklammern mein Herz.

So sollte es sein. War mir bewusst.
Die Unvernunft zieht ihre Kreise.
Der Körper saugt vor tiefer Lust.
Gewalt in dir, du sagst es leise:

Ich will es sehen. Nicht in mir.
Auch wenn du es nicht wagst.
Leg es doch ab vor meiner Tür.
Ich weiß doch, dass du es magst.

Und ihre Krallen schneiden, stechen.
Und ihr Geschrei wird grenzenlos.
Wofür nur sollte ich mich rächen.
Genoss die Zeit in ihrem Schoß.

Brutal begonnen. Sie der Herr.
Ich war ihr Knecht und Spiel.
Hab Lust gewonnen mehr und mehr.
Doch eine Nacht ist nicht sehr viel.

Pegamund · 21.07.2006, 18:28

Nichts gegen dein Gedicht, aber ich frage mich: muß es denn immer so heftig zugehn? Krallen, Nägel, Schmerz, Geschrei --- diese ganze Gefühlsdramatik!?
Was ganz Einfaches, Entspanntes, wär das nicht auch mal was?

Nachdenklich: Pegamund ...

Struppigel · 21.07.2006, 18:29

Aber wenn es bei SM nicht heftig zugeht, dann weiß ich ja auch nicht. Oder geht es nicht um SM?

Charon · 21.07.2006, 18:41

Klingt schon irgendwie nach Dominanz und das, was sich dabei abspielt.

Pegamund · 22.07.2006, 15:09

Ja, okay, aber in der 1. Strophe taucht das Wort 'Herz' auf: das hat mich auf die (wahrscheinlich irrige) Idee gebracht, da könnte noch ne andere Ebene drin sein in dem Gedicht, so "Beziehung" und all das Gefühlsgedöns, also, ums nochmal anders zu formulieren: das SM-Geklirre wäre dann die Metapher für irgendwas anderes...

... aber wahrscheinlich ist Kettengerassel einfach doch nur: Kettengerassel.

Peg.

DerBlick · 24.07.2006, 13:11

Doch eher alles metaphorisch. Der Akt als Kennenlernen und dann: Alles vorbei. Die Wunden bleiben zurück, aber sonst nichts. SM soll hier eigentlich für die völlige Hingabe stehen. Ich habs noch nicht probiert, könnte mir aber vorstellen, dass man schon vertrauen muss. Und manchmal wird Vertrauen auch enttäuscht...

Ex Darkskin · 24.07.2006, 13:20

Zitat:

Original von DerBlick
Doch eher alles metaphorisch.

Ich halte das eigentlich für eine ganz direkte und offene Beschreibung einer Beziehung. Keine Metaphorik. Auch wenn du es anders gemeint hast. Eine Beziehung in der sich - beim sexuellen - der Mann als devot und die Frau als dominant verhalten.
Das ist noch lange kein SadoMaso, auch wenn Schmerzen dabei sind und Blut fliesst.

Es ist anregend und erotisch geschrieben, und auch "seine" Zweifel, er ist augenscheinlich noch nicht so recht vertraut mit dieser Rolle, werden gut beschrieben.
Vor allem in der letzten Strophe.

Alles in allem gelungen, wenn es auch auf manchen sicher fremdartig wirkt.

Darkskin

DerBlick · 24.07.2006, 15:41

Danke Darkskin,

ich wollte das kleine Textwerk einfach mal wirken lassen. Es ist zwar nicht unbedingt die sexuelle Komponente gemeint, dennoch habe ich mir jetzt mal ein paar Gedanken gemacht. Ich denke, dass es für einen Mann wirklich merkwürdig ist, wenn plötzlich die Frau die Dominante Rolle übernimmt (nicht generell, sondern in puncto sexuelle Führung). Die Frage ist, ob es auch Frauen gibt, die für so etwas einen Mann bezahlen würden, wenn ihr Mann allzu devot ist.

Pegamund · 25.07.2006, 00:45

@Darkskin: also, mir wäre das Metaphorische unbedingt wichtiger. Da ist nix, was mich "erotisch" anspricht ...
Aber: einigen wir uns doch ganz einfach so: da offenbar doch mehrere Ebenen vorhanden, kann jede/r auf die gehen, die ihn/sie am meisten anzieht ...

@derBlick: zu deiner Frage kann ich nichts sagen, denn ich kenne keine Frau, die einen Mann für seine Dienste bezahlt, und ich selbst, wäre ich eine, würde es nicht tun. Allerdings: wenn ich Geld übrig hätte, würde ich es gerne einem SCHENKEN, der mich vielleicht interessiert und grade Geld braucht. Warum fragst du? Willst du ein Gedicht zu der Thematik schreiben?

lG an alle, Peg.

DerBlick · 25.07.2006, 10:32

@Pegamund: vielleicht ein kleines Lied. Die Thematik ist ja schon interessant. Außerdem ist es eine Herausforderung nicht gleich in die Sexrichtung zu gehen und das ganze eher (psycho)analytisch anzugehen.

Pegamund · 25.07.2006, 12:19

Diese Herausforderung sehe ich auch. Werde also interessiert auf dein kleines Lied warten, come on!
Sollte ich unverhofft von der Muse geküßt werden, würde ich mich auch dieser Thematik annehmen. Wer weiß ... warten wir ab, wer von uns als erste/r (psycho)analytisch tätig wird.
Freundlich grüßt: Peg.

Ex Darkskin · 25.07.2006, 12:28

Zitat:

Original von DerBlick
und das ganze eher (psycho)analytisch anzugehen.

Also so ein Thema psychoanalytisch anzugehen...
Ohne konkrete Recherchen und eigene Erfahrungen...
da seh ich nicht den Reisser :O
Warum nicht ausschliesslich von der emotionalen Seite, die Schönheit und Erregung, die der Schmerz beinhaltet zeigen, die Erfüllung in der vollständigen Unterwerfung, das über Grenzen hinausgehen...
also, da liesse sich doch viel draus machen...aber analytisch? nee, ich weiss nicht.

Darkskin

http://home.vrweb.de/cyberbabies/planes3.jpg

20.07.2006, 14:17	#1
DerBlick Dabei seit: 07/2006 Beiträge: 11 Meine Gedichte	Deine Nägel Sie reißen tiefe Furchen in meine Haut. Was zärtlich begann wird Schmerz. Sie umklammern meine Beine, meinen Hals, so vertraut. Zerren, stechen, umklammern mein Herz. So sollte es sein. War mir bewusst. Die Unvernunft zieht ihre Kreise. Der Körper saugt vor tiefer Lust. Gewalt in dir, du sagst es leise: Ich will es sehen. Nicht in mir. Auch wenn du es nicht wagst. Leg es doch ab vor meiner Tür. Ich weiß doch, dass du es magst. Und ihre Krallen schneiden, stechen. Und ihr Geschrei wird grenzenlos. Wofür nur sollte ich mich rächen. Genoss die Zeit in ihrem Schoß. Brutal begonnen. Sie der Herr. Ich war ihr Knecht und Spiel. Hab Lust gewonnen mehr und mehr. Doch eine Nacht ist nicht sehr viel.

21.07.2006, 18:28	#2
Pegamund Dabei seit: 07/2006 Beiträge: 133 Meine Gedichte	hmhm Nichts gegen dein Gedicht, aber ich frage mich: muß es denn immer so heftig zugehn? Krallen, Nägel, Schmerz, Geschrei --- diese ganze Gefühlsdramatik!? Was ganz Einfaches, Entspanntes, wär das nicht auch mal was? Nachdenklich: Pegamund ...

22.07.2006, 15:09	#5
Pegamund Dabei seit: 07/2006 Beiträge: 133 Meine Gedichte	Metapher Ja, okay, aber in der 1. Strophe taucht das Wort 'Herz' auf: das hat mich auf die (wahrscheinlich irrige) Idee gebracht, da könnte noch ne andere Ebene drin sein in dem Gedicht, so "Beziehung" und all das Gefühlsgedöns, also, ums nochmal anders zu formulieren: das SM-Geklirre wäre dann die Metapher für irgendwas anderes... ... aber wahrscheinlich ist Kettengerassel einfach doch nur: Kettengerassel. Peg.

25.07.2006, 00:45	#9
Pegamund Dabei seit: 07/2006 Beiträge: 133 Meine Gedichte	so - oder so @Darkskin: also, mir wäre das Metaphorische unbedingt wichtiger. Da ist nix, was mich "erotisch" anspricht ... Aber: einigen wir uns doch ganz einfach so: da offenbar doch mehrere Ebenen vorhanden, kann jede/r auf die gehen, die ihn/sie am meisten anzieht ... @derBlick: zu deiner Frage kann ich nichts sagen, denn ich kenne keine Frau, die einen Mann für seine Dienste bezahlt, und ich selbst, wäre ich eine, würde es nicht tun. Allerdings: wenn ich Geld übrig hätte, würde ich es gerne einem SCHENKEN, der mich vielleicht interessiert und grade Geld braucht. Warum fragst du? Willst du ein Gedicht zu der Thematik schreiben? lG an alle, Peg.

25.07.2006, 10:32	#10
DerBlick Dabei seit: 07/2006 Beiträge: 11 Meine Gedichte	RE: so - oder so @Pegamund: vielleicht ein kleines Lied. Die Thematik ist ja schon interessant. Außerdem ist es eine Herausforderung nicht gleich in die Sexrichtung zu gehen und das ganze eher (psycho)analytisch anzugehen.

21.07.2006, 18:29	#3
Struppigel Dabei seit: 05/2006 Beiträge: 1.007 Meine Gedichte	Aber wenn es bei SM nicht heftig zugeht, dann weiß ich ja auch nicht. Oder geht es nicht um SM?

21.07.2006, 18:41	#4
Charon Dabei seit: 07/2006 Ort: Wien Beiträge: 20 Meine Gedichte	Klingt schon irgendwie nach Dominanz und das, was sich dabei abspielt.

24.07.2006, 13:11	#6
DerBlick Dabei seit: 07/2006 Beiträge: 11 Meine Gedichte	Doch eher alles metaphorisch. Der Akt als Kennenlernen und dann: Alles vorbei. Die Wunden bleiben zurück, aber sonst nichts. SM soll hier eigentlich für die völlige Hingabe stehen. Ich habs noch nicht probiert, könnte mir aber vorstellen, dass man schon vertrauen muss. Und manchmal wird Vertrauen auch enttäuscht...

24.07.2006, 15:41	#8
DerBlick Dabei seit: 07/2006 Beiträge: 11 Meine Gedichte	Danke Darkskin, ich wollte das kleine Textwerk einfach mal wirken lassen. Es ist zwar nicht unbedingt die sexuelle Komponente gemeint, dennoch habe ich mir jetzt mal ein paar Gedanken gemacht. Ich denke, dass es für einen Mann wirklich merkwürdig ist, wenn plötzlich die Frau die Dominante Rolle übernimmt (nicht generell, sondern in puncto sexuelle Führung). Die Frage ist, ob es auch Frauen gibt, die für so etwas einen Mann bezahlen würden, wenn ihr Mann allzu devot ist.

25.07.2006, 12:19	#11
Pegamund Dabei seit: 07/2006 Beiträge: 133 Meine Gedichte	Ja! Diese Herausforderung sehe ich auch. Werde also interessiert auf dein kleines Lied warten, come on! Sollte ich unverhofft von der Muse geküßt werden, würde ich mich auch dieser Thematik annehmen. Wer weiß ... warten wir ab, wer von uns als erste/r (psycho)analytisch tätig wird. Freundlich grüßt: Peg.