Träume I

[Ein Träumer]

Einer Wolke gewidmet…

Sitz’ an meinem Schreibtisch, weiß nicht weiter,
Die Einsamkeit erdrückt mich, merk’ es kaum,
Wie gern’ wär ich vergnügt und wieder heiter!
Mein Kopf senkt sich langsam in einen Traum…

Ich träume, ich läg’ ich auf einer Blumenwiese,
In den weiten Himmel ging mein Blick,
Im ewigen Blau nur eine leichte Brise,
Hier und da ein ruhig fahrend’ Wolkenstück.

Doch eine Wolke fiel sofort mir auf:
Ruhig und erhaben schien ihre Fahrt.
Liebevoll und in Harmonie ihr Lauf,
So glitt sie vom Winde getrieben zart.

Da zählt’ ich leis’ die Wolken droben,
Von links die fünfte am weiten Firmament,
Als habe Gott sie selbst dort hin gehoben,
Der Schöpfer, der alle seine Wolken kennt!

Mein leises Schauen wurd’ zu lautem Starren,
Plötzlich glaubt‘ ich ein Gesicht in ihr zu seh’n!
Lautlos musst‘ ich da im Grase liegend harren,
Konnt’ dem schönen Antlitze nicht widersteh’n!

Ohne es zu merken, begann ich zu winken – keck,
Während mein Blick an ihren großen Augen hing.
Majestätisch glitt die Wolke über mich hinweg,
Doch da sah ich ein Lächeln, das ihren Mund umfing!

Jetzt wusst’ ich, wie außergewöhnlich diese Wolke war,
Niemand hatte sie geschaffen, um einfach nur zu regnen,
Angefüllt schien sie mit einem Meer von Liebe offenbar,
Sie sollte alle einsamen, alle traurigen Träumer segnen!

Sehnsüchtig blickt’ ich der lieben Wolke lange nach,
Unerreichbar für uns Menschenkinder ging sie fort,
Zog sie ohne Schranken ihre ewige Bahn Jahr um Jahr,
Und wir irdischen Wesen bleiben am begrenzten Ort!

Gerne wär’ ich mitgezogen, auf der ruhigen Wolkenfahrt,
Sehn’ mich nach Liebe, Nähe, der Leidenschaften Qual –
Aber der Traum, er geht zu Ende – ich erwache hart.
Doch auf meinen Schreibtisch fällt ein Sonnenstrahl.