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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 16.01.2024, 13:49   #1
männlich Anaximandala
 
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Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Standard Lilie

In der Dürre, zwischen Steinen,
blüht im kargen Wüstensand
eine Lilie, mir erscheinen
ihre Blätter unbekannt.

Tausend Lilien schon bewundert,
jede einzelne war schön.
Doch vor dieser sind neunhundert-
-neunundneunzig fast obszön.

Stolz erhebt sie sich und prächtig,
blüht in Richtung Sonnenschein.
Ihre Schönheit ist allmächtig
und aus tiefstem Herzen wein'

ich. Oh Lilie, unter Schwänen
wärst du weißer noch als Schnee.
Trink das Wasser meiner Tränen,
bloß, du Seltenheit, besteh!

-

Würde Gott den Boden küssen,
müsst dort bald ne Blume blühen.
Würd es duften, wie Melissen,
und am Horizont verglühen
meine Tränen, die in Flüssen

sich allein dir hingegeben,
sie verglühn im Morgenrot.
Diese Blume, sie soll leben,
Herr, und kost' es meinen Tod.

Geändert von Anaximandala (16.01.2024 um 20:01 Uhr)
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Alt 16.01.2024, 18:53   #2
männlich Cornelius
 
Dabei seit: 05/2023
Ort: Lampertheim
Alter: 49
Beiträge: 394

Lieber Delf,

da hast du die Feder aber tief in den Honigtopf getunkt - und ich muss gestehen, mir gefällt es, weil es "klingt".

Das Enjambement von der dritten zur vierten Strophe ist aber schon ziemlich gewagt. Rhythmisch einwandfrei, aber die erzwungene Zäsur staut den Gedankenfluss doch erheblich - ist das so gewollt?

S 5, Z 2 hat eine Hebung zu viel. Um das zu be-heben, müsstest du lediglich "dort" oder "bald" weglassen.

Nichts für ungut und Grüße
Cornelius
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Alt 16.01.2024, 19:42   #3
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.109

Das fließt dahin wie die Strömung eines Flusses, der seiner Mündung entgegeneilt! Mit dem Enjambement habe ich kein Problem, ich halte es für einen gelungenen Kunstgriff, um den Rhythmus zu bewahren. Mir ist das Gedicht zum Ende hin allerdings nur noch überfrachtet, es droht, den Leser zu erschlagen. Ich ließe deshalb die beiden letzten Strophen weg. Dann hättest du auch das Problem mit der überzähligen Silbe gelöst, die Cornelius moniert, sowie den Ausreißer, den die vorletzte Strope mit einer Zeile mehr als die anderen und dem zweimal darin vorkommenden "würde" bildet, aus dem Weg geräumt.

Vielleicht ist das nur eine Geschmacksache, aber es klingt - meine ich - ein bisserl komisch und perspektivisch unsauber, erst von Gott in der dritten Person zu sprechen, ihn dann aber als ein Du anzurufen. "Killing the beloved babies" ist ist für einen Autor immer ein harter Gang, aber es spricht zu viel gegen die beiden letzten Strophen.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 16.01.2024, 19:44   #4
männlich Anaximandala
 
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Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Hey Cornelius,

Haha ja, tief hinein xD schön dass es dir trotzdem gefällt
kein Grund für Entschuldigungen, solche Hinweise können ein Gedicht im Nachgang noch merklich besser werden lassen, also immer her damit xD

Zum Enjambement hast du absolut recht, ich denke eine einzelne Silbe vor dem Satzende in eine neue Strophe zu setzen ist ungünstig. Aber ich hab leider noch keine schönere Alternative gefunden :/

*evtl könnte ich den Satz länger machen
ich, denn/du/und Lilie, unter Schwänen
Tränen ich, oh unter Schwänen

ich, du wärest unter Schwänen
weißer noch, als frischer Schnee


Bist du dir sicher bei S5Z2?
müsst dort bald ne Blume blühen.

In der Strophe sind die eigentlich männlichen Kadenzen in Z 2&4 durch blühen / glühen zwar weiblich, so dass eine Silbe mehr da ist, aber sonst bin ich mir ziemlich sicher, dass die Zeile passend zum Rest trochäisch geschrieben ist
müsst dort bald ne Blume blühen.

Aber trotz alledem, hab vielen Dank für die Hinweise

Liebe Grüße
Delf
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Alt 16.01.2024, 20:00   #5
männlich Anaximandala
 
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Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Das fließt dahin wie die Strömung eines Flusses, der seiner Mündung entgegeneilt! Mit dem Enjambement habe ich kein Problem, ich halte es für einen gelungenen Kunstgriff, um den Rhythmus zu bewahren. Mir ist das Gedicht zum Ende hin allerdings nur noch überfrachtet, es droht, den Leser zu erschlagen. Ich ließe deshalb die beiden letzten Strophen weg. Dann hättest du auch das Problem mit der überzähligen Silbe gelöst, die Cornelius moniert, sowie den Ausreißer, den die vorletzte Strope mit einer Zeile mehr als die anderen und dem zweimal darin vorkommenden "würde" bildet, aus dem Weg geräumt.

Vielleicht ist das nur eine Geschmacksache, aber es klingt - meine ich - ein bisserl komisch und perspektivisch unsauber, erst von Gott in der dritten Person zu sprechen, ihn dann aber als ein Du anzurufen. "Killing the beloved babies" ist ist für einen Autor immer ein harter Gang, aber es spricht zu viel gegen die beiden letzten Strophen.

LG
Ilka
Oh, ich hätte dich fast überlesen,
Erstmal Danke!
Das Bild mit dem Fluss ist schön, freut mich sehr das zu lesen.

Also nach deinem Kommentar und einem Blick auf das Gedicht weiß ich was du meinst, mit der fünften Strophe bin ich wirklich weit ins Honigglas gesunken, also der Gedanke die beiden Stroohen wegzulassen ist eine Überlegung wert

Also das du in der letzten Strophe ist eigentlich auf die Blume bezogen, bzw sollte es sein, aber im Ausdruck wird das Ende etwas "flexibel"

Ich glaube ich lasse sie wirklich weg, zumindest setze ich hier schonlal nen kleinen Cut dazu.

Vielen Dank und liebe Grüße
Delf
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2024, 20:32   #6
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378

Die letzten beiden Strophen würde ich kicken. Ich brauche da nicht noch irgendein Gebetsgeschwurbel. Die Schönheit der Natur wird bewundert und beweint - weil wir Mensch die Umwelt zerstören. (Backstory)
Das müssen wir nicht erwähnen, auch Gott gehört da nicht hin, finde ich.
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.01.2024, 09:03   #7
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Das ist ein gelungener Lobgesang auf eine zarte Blume, die sich in einer unwirtlichen Umgebung behauptet, bravo. Deshalb lohnt es sich, nach Alternativen zu suchen, die das angesprochene Enjambement überflüssig machen.

Stolz erhebt sie sich und prächtig,
blüht in Richtung Sonnenschein.
Ihre Schönheit ist allmächtig
und so makellos und rein.

Oh du Lilie, unter Schwänen
wärst du weißer noch als Schnee.
Trink das Wasser meiner Tränen,
bloß, du Seltenheit, besteh!

Vielleicht so?

LG
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.01.2024, 19:10   #8
unusmultorum
gesperrt
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 40

nicht schlecht, aber auch noch nicht wirklich gut, weil :

>Tausend Lilien schon bewundert,<

blutleere füllwörter wie >schon < möglichst vermeiden oder durch zum beispiel ein aussagekräftiges adjektiv ersetzen. hier könnte >tief< schon ersetzen.

>tausnd lilien tief bewundert<

im adjektiv versteckt sich ein bild, womöglich für jeden leser ein anderes.
die lyrik lebt von bildern
unusmultorum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.01.2024, 14:29   #9
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378

Zitat:
Zitat von unusmultorum Beitrag anzeigen
blutleere füllwörter wie >schon < möglichst vermeiden oder durch zum beispiel ein aussagekräftiges adjektiv ersetzen. hier könnte >tief< schon ersetzen.

>tausnd lilien tief bewundert<
Es bedeutet dann aber etwas anderes. Durch das "schon" wird erzählt, dass Betrachtungsroutine herrscht und eben nicht tief, sondern oberflächlich bewundert wird. Der Sinn würde sich ändern.
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.01.2024, 15:52   #10
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Standard Hallo :)

Zitat:
Das ist ein gelungener Lobgesang auf eine zarte Blume, die sich in einer unwirtlichen Umgebung behauptet, bravo. Deshalb lohnt es sich, nach Alternativen zu suchen, die das angesprochene Enjambement überflüssig machen.

Stolz erhebt sie sich und prächtig,
blüht in Richtung Sonnenschein.
Ihre Schönheit ist allmächtig
und so makellos und rein.

Oh du Lilie, unter Schwänen
wärst du weißer noch als Schnee.
Trink das Wasser meiner Tränen,
bloß, du Seltenheit, besteh!

Vielleicht so?

LG
Nöck
Hallo Nöck, ich fange mal mit dir an, weil ich dwinen Vorschlag echt gut finde, das würde ich fast genauso übernehmen, bloß "sie ist makellos und rein" schreiben.
Cool! Mit rein hab ich zwar ein wenig geschaut, war aber total am Herzen behaftet und das hat für mich nicht ganz gepasst, aber so passt es


Zitat:
Die letzten beiden Strophen würde ich kicken. Ich brauche da nicht noch irgendein Gebetsgeschwurbel. Die Schönheit der Natur wird bewundert und beweint - weil wir Mensch die Umwelt zerstören. (Backstory)
Das müssen wir nicht erwähnen, auch Gott gehört da nicht hin, finde ich.
Hallo kofski,

danke dafür.
Zu den letzten beiden Strophen, das ist am Ende Geschmacksache und die Antwort eine private Angelegenheit. Warum nicht jeder wie er lustig ist?
Für mich hat es nichts mit Religion zu tun, weil Gott drin vorkommt.
Es ist ne Metapher, wie anderes auch.Nicht alles mit Hühnchen ist Chicken Masala

Aber ja, du hast recht, mit tief ginge die Aussage in eine etwas andere Richtung.

Zitat:
nicht schlecht, aber auch noch nicht wirklich gut, weil :

>Tausend Lilien schon bewundert,<

blutleere füllwörter wie >schon < möglichst vermeiden oder durch zum beispiel ein aussagekräftiges adjektiv ersetzen. hier könnte >tief< schon ersetzen.

>tausnd lilien tief bewundert<

im adjektiv versteckt sich ein bild, womöglich für jeden leser ein anderes.
die lyrik lebt von bildern
Hallo unusmultorum,

danke für deine Meinung dazu, vielleicht ist es so, dass dire Zeilen ja schön sind, aber ...

Bloß deine Begründung reicht mir nicht.
Ja, es ist zu empfehlen Füllwörter zu meiden, aber wir reden hier in meinem Verständnis davon, nach Möglichkeit und Griffweite denText zu inhaltlich zu verdichten.
Du erwähnst nur ein Wort, das ich allerdings mit deinem Alternativvorschlag weder besser gefüllt, noch schöner gelöst empfinde. Und wie gesagt, in der Argumentation sehe ich mehr die Begründung einer Meinung, als das untermauern einer evidenten Tatsache.

Aber die Erwähnung von Füllwörtern und die Empfehlung sie zu meiden sind cool.

Einem Prinzip des Füllwörter die nicht gemieden sind, sind Makel, widerspreche ich trotzdem entschieden.


Liebe Grüße
Delf
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
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