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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 08.03.2018, 09:35   #1
männlich prinzgong
 
Dabei seit: 03/2018
Beiträge: 1

Standard Der Analphabet, der Schriftsteller werden wollte

Es lebte einst vor langer Zeit,
ein Mann, der war fürs Große bereit.
Er war gutaussehend, sportlich und groß,
die Frauen, sie wechselten nur seinen Schoß.

Könige huldigten ihm für seine Taten,
als strammer Krieger führte er deren Soldaten.
Lobeshymnen wurden auf ihn komponiert,
er war der Star, sogar Jesus war imponiert.

Doch seine große Faszination galt der Poeten,
ihn interessierten bei Weitem nicht die Moneten.
Die Kunst mit Worten die Zeit anzuhalten,
ließ ihn Tag für Tag in Nostalgie walten.

Das Schwert zu schwingen, darin war er ein Star,
doch er wollte gewinnen die Gunst der Schar
mit Wörtern, geschrieben schwarz und weiß auf Papier,
danach sehnte er sich, mehr als nach Bier.

Er reiste um die Welt, um die Lösung für sein Problem zu finden,
zugeben, dass er, der große Krieger, kann nicht lesen, konnte er nicht überwinden.
Voll Trauer und unerfüllter Träume,
ging er in den Wald zu den Bäume.

Ein Seil in der einen, eine Kerze in der anderen Hand,
hat er geschwindt einen Strick um einen Ast gebandt.
Da steht er nun der große Krieger auf nem Ast,
eine Schlinge um den Hals, die wohl größte Last.

Die linke Faust streckt er dem Himmel entgegen,
als wollte er noch einmal Schwingen, seinen Degen.
„Oh Goethe, Schiller, Shakespeare“, rief er empor,
„seid so nett und flüstert mir ein letztes Gedicht ins Ohr!“

Die Kerze wackelte im Abendwind,
dort drüben ein Vogel, schön wie er singt.
Der Körper des Kriegers hat aufgehört zu zappeln,
auch die Kerze hörte auf zu fackeln.

Nun war es also um den Krieger geschehen,
der einst so große Star, von allen angesehen.
Nach Außen erreichte er alles und mehr,
im Inneren waren seine Träume leer.

Doch ist nicht jeder von uns ein solcher Krieger,
gefangen im Käfig, wie ein einsamer Tiger.
Für ihn jedoch stand der Käfig offen,
jedoch wagte er es nicht zu hoffen.

Den Schlüssel zum Ausbruch in der Hand,
es war sein Traum, deutlich wie sein Gewand.
Nur das Schreiben hätte er lernen müssen,
bereit, die Welt mit seinen Worten zu küssen.

Wie jedes große Gedicht, trägt auch dieses einen Apell mit sich.
Für die, die es noch nicht merkten, es enthält eine Metapher – für dich!
Im Inneren hegt jeder so große Träume,
füllen könnten wir damit etliche Räume.

Der Schlüssel zur Erfüllung liegt uns meist auf der Hand,
dann jedoch Bedarf es Mut und zu rennen,
im schlimmsten Fall gegen die Wand.
Somit ist jeder von uns im tiefsten Inneren drinn,
ein Analphabet, der Schriftsteller werden will.
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