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Alt 05.09.2005, 09:30   #1
Hassi
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Standard abgekabelt - wireless dreams

abgekabelt
wireless Dreams

Es passierte neulich in der Sauna, als ich auf den Holzbohlen lungernd und schwitzend versuchte, eine Verbindung mit meinem Laptop zum nächsten W-Lan Hotspot aufzubauen, der, so hatte die tief dekolletierte Rezeptionistin gesäuselt, direkt zwischen Hausnummer 13 und 37 sei, wo auch Atze Kremer seinen Gemischtwarenladen seit 53,5 Generationen betreibt.

Schweisstropfen, tropften auf meinen LCD Bildschirm und in die Tastatur, während ich mich weiter redlich bemühte, meine Funkwellen aus der hermetisch abgeschirmten Sauna, die aus Störwellen resistentem Balsaholz errichtet war, zu jagen. Plötzlich durchzuckte mich etwas wie ein Stromstoß zwischen meinen Lenden und ich hatte das Gefühl als würde jemand meine Vorhaut zum Abschleppen eines Ochenskarrens benutzt haben. Kreischend schmiss ich das Laptop an die über mir befindliche Decke, wo es alsbald zerbröselte und in Einzelteilen auf mich herab prasselte. Ich hatte noch immer die Hände krampfhaft in meinem Schritt und ich wusste nicht, ob mir ein Stromstoss, ausgelöst vom Tastaturschweiss, diese beinahe eunuchischen Schmerzen beschert hatte oder ob es der Anblick von Heidi Klum war, die sich mir gegenüber hin drappiert hatte und nun genüsslich die Katjes aus ihren Zehenzwischenräumen futterte und dabei die Beine so weit gespreizt hatte, dass man dort mindestens 2 W-Lan Hotspots und Atze Kremers Laden hätte unterbringen können. Meinen Schmerz und die Erektion, die inzwischen in der Lage gewesen wäre, den schiefen Turm von Pisa zu stützen, unterdrückend, pfiff ich krampfhaft die serbokroatische Nationalhymne, zu der mich der Trompetenspieler links vom mir sitzend begleitete.

Heidi lächelte mich derweil dummblond wie immer an und mir kam der Verdacht, dass sie mit Atze Kremer unter einer Decke stecken musste denn auch er hatte neulich so dreistdumm gegrinst, als ich bei ihm 10 Doppelzentner Leberwurst für den Geburtstag meiner Neffen eingekauft hatte. Er war damals sichtlich verärgert gewesen, dass ich statt der feinen die grobe Leberwurst gekauft hatte und ihn noch bat, mir das ganze schön mit etwas Lackmus saurem Geschenkpapier einzupacken. Meine Neffen waren schon seit frühester Kindheit ganz verrückt auf Wurstcatchen, so dass sie sich sicher über mein Geschenk freuen würden. Ich wurde wieder jäh aus meinen Verschwörungstheorien geweckt, als meine Mutter zur Sauna reinkam und mir stolz den Baumkuchen präsentierte, den sie für mich gebacken hatte. “Ja Mami, es geht mir gut und ja, mit mir ist wirklich nix”. Beruhigt verliess sie in ihrem geblümten Backkittel die Sauna wieder so schnell wie sie gekommen war und gab mir zum Abschluss noch einen dicken Schmatz auf die Wange. Der Baumkuchen meiner Mami kam mir wie gerufen und mit einem geschickten Griff, hatte ich ihn über meine immer noch anhaltende Erektion gestülpt. Endlich hatte ich die Hände wieder frei, auch wenn mein Glied immer noch pochte wie eine Kuckucksuhr auf Speed. Ich nahm mir nun erst einmal die Feile aus dem Baumkuchen, die meine Mami eingebacken hatte und raspelte unauffällig an meinen Fingernägeln und an dem Karottengemüse, was ich mir im Henkelmann mitgenommen hatte.

Irgendwann als dann Heidi, der Trompeter und die Fans der Schalker Nordkurve, die ich die ganze Zeit nicht bemerkt hatte, die Sauna verlassen hatten, konnte ich auch beruhigt aufstehen, ohne mir irgendwelche Peinlichkeiten eingestehen zu müssen. Schnell warf ich einen Blick auf meine Junghans Funkuhr, die scheinbar seit Blumenpfingsten auf lokaler Komoren Ortszeit stehen geblieben war. Endlich war es mir klar. Ich steckte mitten in einem verfickten Funkloch. Erst meine vergeblichen Versuche mit Atzes Hotspot und jetzt auch noch meine Uhr. Ich musste also schnell hier raus, verzichtete auf die Dusche und wollte mich schon ankleiden, als ich merkte, dass Mami wohl aus Versehen meinen Spindschlüssel mitgenommen hatte. “Denk nach”, sagte ich mir “Denk nach.” Gut, dass ich vorgestern mein Origami Diplom nach 6 VHS Semestern gemacht hatte und so faltete ich mir schnell eine komplette Garderobe aus dem Auswurf des Papierhandtuchspenders. In meiner knisternden Uniform schlich ich mich nach unten zur Rezeptionistin und flüsterte ihr in das linke Ohr zu, dass wohl mein Spindschlüssel abhanden gekommen sei. Dabei entdeckte ich, dass sie wunderbar viel Ohrenschmalz von fester, gelber Konsistenz in ihrem Ohr hatte, wovon ich mir unbemerkt mit einem Klappspaten etwas herauskratzte. Das war nun aber ein wirklicher Glücksfall zumal ich heute meine Handcreme vergessen hatte und meine Hände vom letzten Spülmarathon wieder spröde und rissig waren. Ganz und gar nicht spröde hingegen, wirkte das nackte Hinterteil unter dem kurzen Röckchen der Rezeptionistin, als sie sich vor mir herab bückte, um mit einem Zweitschlüssel den Spind zu öffnen. “Hotspot”, murmelte ich leicht irritiert.

Nachdem ich nun die Sauna verlassen hatte, schlenderte ich zu meinem pinkfarbenen Wasserflugzeug, dass ich auf dem Rollstuhlfahrer Parkplatz im Vorgarten der Sauna geparkt hatte. Ich wollte die Fahrertür entriegeln, aber mein elektrischer Türöffner versagte. “Verfucktes Funkloch”, schimpfte ich laut. Der Elektrosmog musste sich während meines 23 tägigen Saunabesuchs so verstärkt haben, dass sich ein riesiges Funkloch gebildet hatte, das vielleicht die ganze Stadt betraf - oder vielleicht das ganze Land? Mit etwas Geschick und einer steinharten Pommes vom Vortag schaffte ich es, die Scheibe meines Wasserflugzeugs einzuschlagen und die Tür von innen zu entriegeln. Ich tuckerte langsam durch die verkehrsberuhigte 30er Zone und schaute nach links und rechts in die Wohnungen. Plötzlich erspähte ich, als ich bei Atze Kremers Gemischtwarenladen vorbeiflog, dass er sich mit Heidi lüstern auf dem Rücksitz seines Mountainbikes tummelte. Nicht nur, dass plötzlich die Verschwörung einen Sinn ergab, sondern auch die Tatsache, dass es beide, obwohl sie die 30 passiert haben, in einer verkehrsberuhigten Zone heftig trieben, liessen mich sofort reagieren. Ich zückte mein Handy, aber mir fiel ein, dass ich es ja in meinem Flugzeug gar nicht benutzen durfte. Schnell stellte ich es daher in einer nahegelegenen Geranienschonung ab und deckte es mit einem Bündel Kresse zu, damit es niemand sehen würde. Ich wählte die Nummer des örtlichen Verkehrsbetriebs, um diesen Vorfall zur Anzeige zu bringen, aber ich bekam kein Netzempfang. “Sex oder Selters”, faselte ich vor mich hin, entschied mich aber für Sex. Ich musste die beiden in flagranti ertappen.

Ich röchelte schwer, als ich mit dem Sauerstoffgerät und dem Eispickel endlich den 1,50 Meter hohen Mauervorsprung gegenüber von Atzes Laden erreicht hatte. Zuerst einmal packte ich meinen Esbitkocher aus und machte mir ein kleines 7 Gänge Menu, da ich nach dieser Besteigung nur knapp dem Hungertod entgangen war. Ich grüßte noch Reinhold Messner zu, der einen Gipfel von mir entfernt saß. Nachdem ich damit fertig war, richtete ich meine Konica mit dem 250Hektar Wald Brennobjektiv so aus, dass es genau auf das besagte Fenster gerichtet war. Natürlich hatte ich auch mein Richtmikrofon dabei, um Tonmitschnitte zu machen. Ich musste alles genau in Bild und Ton dokumentieren. Ich traute meinen Augen und Ohren nicht, als ich sah, dass Atze mit einem abgesägten Katalysator von einem 1996er Toyota Starlet in ihr herumstocherte. Von Heidi war außer orgiastischen “Kat, yes, yes, yes, yes” Lauten nichts weiter zu vernehmen. Ich war schockiert und erigiert zu gleich. Nur noch in einem Augenwinkel konnte ich sehen wie der Metallknopf meiner Jeans absprengte und Atze direkt an der Schläfe ausknockte. “Verfickt und zugenäht”, krächzte ich mit kometengeiler Stimme vor mich hin. Ich konnte sehen wie Heidi fluchtartig Atzes Domizil verliess und flüchtete. Schnell nahm ich mir die Kette eines nahestehenden Leopard Schützenpanzers, um mir damit notdürftig meine Hose zu befestigen und die Verfolgung aufzunehmen. Mein Flugzeug, das inzwischen der natürlichen Verrottung anheim gefallen war, konnte ich getrost vergessen.

Ich folgte mit dem Taxi nun schon seit fast einer Stunde Heidis Fluchtwagen. Inzwischen hatten wir in einem Irrsinnstempo die Bronx und auch Duisburg Meiderich hinter uns gelassen, als sie auf einmal nach links Richtung Phuket abbog. Als sie ausstieg, drückte ich dem Taxifahrer 2 Shekel Trinkgeld in die Hand und folgte ihr zu Fuß weiter. Nur dank eines kleinen Schlucks Gummibärensaft, war ich in der Lage ihren schnellen Schritten zu standzuhalten. Plötzlich verschwand sie in einem kleinen Thai Imbiss, in den ich mich nun auch hinein zwängte. Ich versuchte in Esperanto einen gebratenen Nymphensittich auf Salamisorbet zu bestellen, da ich kein Thai sprach, aber man schien mich zu verstehen. So setze ich mich an den Tisch, um das Lokal weiter zu beobachten. Ich war entzückt, mit wieviel Liebe der Tisch bemalt worden war. Das musste das Werk eines spätgotischen Impressionisten gewesen sein, der mit perfekten Pinselschwung die ganze Tischplatte mit artistisch weit geöffneten Vaginas verziert hatte. Irgendwie kam mir das verdammt bekannt vor. “Ich Depp”, schrie ich. Natürlich hatte ich das schon einmal gesehen gehabt. Das war Heidis Abbild. Trotzdem war ich nicht schlüssig wie das nun alles zusammenpasste und zeichnete gelangweilt mit dem Mittelfinger die Konturen von Heidis Schoss nach. Auf einmal tat es einen lauten Knall und ein mannsgroßes Raum-Zeit Kontinuum verschluckte mich. Das letzte an was ich mich erinnern kann, war das Horn eines 30 Tonners, der kurz zuvor ein paar Sextouristen vor dem Lokal ausradiert hatte, nachdem sich nur 2 Strassen weiter ein palästinensischer Selbstmordattentäter mit einer letalen Blähung selbst in die Luft gesprengt hatte und dabei 10 Menschen im Umkreis mit in den Tod riss.

Ich schreckte von meiner Couch hoch als es an der Tür klingelte. Vor mir stand der Außendienstmitarbeiter der Telekom, auf den ich geschlagene 2 Stunden gewartet hatte, weil mein kabelloser Internetzugang nun schon eine Ewigkeit nicht mehr funktionierte und ich schon Entzugserscheinungen hatte, weil ich endlich meine Heidi Klum Fanpage online stellen wollte. Freundlich stellte er sich vor und sagte, dass er wegen meines Internetproblems da sei. Schon nach kurzer Zeit funktionierte mein Internetzugang wieder und ich quittierte die Serviceleistung. Oben im Kopf der Rechnung konnte ich noch lesen: Telekom Servicedienst / Außendienstmitarbeiter Atze Kremer. Alles nur ein Traum?

(c) Hassi 2005
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