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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 04.04.2007, 16:41   #1
turmfalke
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 677

Standard bleib noch

bleib noch
leise, ärmelfassend
bleib mit mir
hier, zwischen den
stühlen, zieh weg

von mir, weg
schrei, weggedreht
noch kalt in
händen ruht das blut
gepulst, dann geh.
turmfalke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.04.2007, 20:01   #2
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378

Hey,

ich sehe ein Pärchen, dass von Menschen eingeengt wird, weil die Menschen wohl nicht wollen, dass die beiden zusammen sind, sie sind zu steif, die zwei passen ihrer Meinung nach nicht zusammen.
Er soll sich umdrehen, soll schreien, soll ihnen klar machen, dass die sie eben doch zusammenpassen.
Danach soll alles gut werden, seine erst noch kalten Hände sollen durch das Verlangen und das Zusammenfinden, bzw. Zusammengefundenhaben wieder warm werden, ja förmlich pulsieren soll sein Blut. Vorher soll er nicht den Ort verlassen.


Zur Form:
Die erste Strophe ist in Ordnung, aber bei der zweiten stört mich das "in" in Vers drei doch ziemlich. Ich finde, es gehört zu Hände. Vielleicht könnte man auch einfach schreiben:

noch kalt
das blut, in händen
gepulst, dann geh.

Ok, das hört sich irgendwie an, als wär das Blut nur in Händen gepulst. Vielleicht vertauschen:

noch kalt
in händen, das blut
gepulst, dann geh.

Das ruht braucht man mE nicht, da die Kälte schon verdeutlicht, dass das Blut langsamer fließt.

Ansonsten war ich erst skeptisch wegen dem Reim mir-hier und dem unreinen Reim dreht-geh, aber es ist machbar.
Die Wiederholung von "weg" ist auch noch so eine Sache. Ist es evtl. möglich, das weg von weggedreht rauszulassen? Dann würde es denke ich sehr gut passen.

Insgesamt ist das Gedicht doch recht gelungen, wenn du es noch einmal überarbeitest auf jeden Fall. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich es richtig interpretiert habe, für mich läuft es so ab

Liebste Grüße,
Jule
jule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.04.2007, 20:09   #3
turmfalke
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 677

Hej Jule,
danke für deinen ausführlichen Kommentar.

Meine Intention war ziemlich anders als deine Interpretation, aber jeder kann ja hineinlesen, was er will
Deine gefällt mir übrigens auch, hat was - hab ich gar nicht gesehen, dass das geht..

zur Form:
das "in" hat mich auch ein wenig gestört, aber es rüberzuziehen und dafür das "ruht" wegzulassen, damit kann ich mich nicht so recht anfreunden. Ich finde, das "ruht" braucht es. Man bräuchte ein anderes Wort für "in"...

Die beiden Reime sind mir ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen
Und die Wiederholung von "weg". Eins müsste weg, ja. Ich überlege, ob ich nur "gedreht" schreiben soll, wobei mir dann das abwenden nicht klar genug drin ist. Dann vielleicht eher "umgedreht".
Gefällt mir sogar besser als "weggedreht", denn in meiner Intention kann man es dann zweifach lesen...

Danke nochmal für deine Mühe
Liebste Grüße
falke
turmfalke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2007, 17:55   #4
perle
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 55

Turmfalke!

Ausgezeichnet. Ich habe schon so lange nichts derartiges gelesen. Jedes Wort stimmt, und ist so präzise und doch gar nicht gezwungen gesetzt. Wie das die Sprache so dekonstruiert und ganz zart und standhaft wieder aufbaut. Zum Inhalt wag ich allerdings nicht ganz, mich zu äussern. Ich kann es vielleicht mit einem Zitat aus "Dantons Tod" (Georg Büchner) versuchen, obwohl das vielleicht nicht viel bringt, wenn du das Stück nicht kennst. Egal. -
(2. Akt, 3. Szene)
CAMILLE. Wir sassen auf einer Schulbank. Er war immer finster, und einsam. Ich allein suchte ihn auf und machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer grosse Anhänglichkeit gezeigt. Ich gehe.
LUCILE. So schnell, mein Freund? Geh! Komm! Nur das (sie küsst ihn) und das! Geh! Geh!
... Wie er hinaus ist, war mirßs als könnte er nicht mehr umkehren und müsse immer weiter weg von mir, immer weiter. Wie das Zimmer so leer ist, die Fenster stehn offen, als hätte ein Toter drin gelegen. Ich halt es da oben nicht aus.

Tja so ohne Kontext. Ein Versuch.
Hat mich sehr begeistert. Muss all deine Gedichte lesen.
perle
perle ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2007, 18:54   #5
turmfalke
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 677

Hallo perle,
wow, ich bin ziemlich überrascht, es freut mich sehr, dass es dir gefällt

Und das Zitat aus Dantons Tod kommt sogar relativ nah an meine Intention ran.

Ich bin sehr erfreut, dass ich dich begeistern konnte und freue mich noch mehr, dass du dir auch noch mehr von mir antun willst

Liebe Grüße
dankend, falke
turmfalke ist offline   Mit Zitat antworten
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