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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 22.12.2010, 11:37   #1
männlich MannmitHut
 
Dabei seit: 11/2010
Alter: 36
Beiträge: 9

Standard Sterben

Ich sitze in meinem Sessel und rauche mal wieder eine Zigarette. Dann merke ich, dass es jetzt bald soweit ist. Ich möchte es noch nicht. Ich möchte noch nicht sterben. Aber ich weiß, dass ich keine Wahl habe. Es ist an der Zeit. Ich versuche mich abzulenken, aber das klappt nur kurz. Immer wieder merke ich, dass ich keine Chance habe. Ich werde steben. Und zwar heute. Ich rauche noch eine Zigarette. Vielleicht spielen mir meine Gefühle und Gedanken nur einen Streich. Ja, so muss es sein. Aber dann merke ich es wieder. Es gibt kein entrinnen. Ich kämpfe gegenan. Es ist vergeblich. Kurz habe ich das Gefühl, dass es alles nur ein böser Traum ist. Ich muss gar nicht sterben. Wieder kommt es über mich, das Wissen, dass es doch so ist. Ich weine verzweifelt. Dann lege ich mich hin und mache das Licht aus. Ich schlafe einfach bis morgen, dann ist es bstimmt vorbei. Aber ich kann nicht schlafen. Mein Atem wird langsamer, ich habe Angst. Ich stehe wieder auf und drehe mir noch eine Zigarette. Ich rauche. Aber es hilft nichts. Ich merke, wie meine Lebensenergie immer mehr abnimmt. Ich lege mich wieder ins Bett. Ich weiß, dass es keinen Sinn macht dagegen anzukämpfen. Niemand kann das. Gedanken schießen mir durch den Kopf. Meine Familie, meine Freund. Und dann kommen Gedanken über mein Leben. Erinnerungen. Was habe ich gut gemacht in meinem Leben? Ich erinnere mich dran. Aber ich habe auch viel Schlechtes getan. Und auch daran erinnere ich mich.

Ich habe Angst. Schreckliche Angst. Aber dann lasse ich mich drauf ein. Ich werde sterben. Jetzt. Und es ist okay. Jeder stirbt irgendwann. Und heute bin ich an der Reihe. Es ist okay. Ich liege da ganz ruhig und spüre, wie mein Atem immer flacher wird. Es ist okay. Ich konzentriere mich still auf den Vorgang des Sterbens. Würde ich jetzt weiter nachdenken, so wäre das nicht gut. Der Atem ist fast nicht mehr zu spüren. Ich bin voll konzentriert. Es ist okay. Es darf sein.

Die Reise kann beginnen. Es ist okay.
MannmitHut ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2010, 13:26   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, MannmitHut!


Ein sehr gut gestaltete monologische Betrachtung!
Der Übergang von Nicht-Wahrhaben-Wollen über Erkenntnis, Resignation und Annahme ist ausgezeichnet dargestellt.
Wegen der Rechtschreibung solltest Du noch einmal lesen, das läßt sich korrigieren.
Einzig das o.k. mißfällt mir. Es klingt mir allzu salopp und in Bezug auf das angedeutete Familienleben zu "modern".
Ich hätte lieber das eindringlichere " in Ordnung" gelesen.

Vor allem im letzten Satz hätte ich auf das "okay" verzichtet.
"Die Reise kann beginnen" ist so lapidar, daß es des Zusatzes nicht bedarf.

Im Übrigen hast Du mir aus meinem Herzen (und meinem Wissen) geschrieben.

Kompliment.

Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.12.2010, 16:43   #3
männlich MannmitHut
 
Dabei seit: 11/2010
Alter: 36
Beiträge: 9

Hallo Thing!

Das mit dem "okay" hört sich wirklich etwas seltsam an. Und du hast recht, die letzten beiden Sätze hätte ich auch weglassen können.

Lieben Gruß

vom MannmitHut
MannmitHut ist offline   Mit Zitat antworten
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