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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 11.06.2008, 18:00   #1
lyrwir
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 449

Standard Sich folgen

Moose erst, Flechten auf brechendem Putz,
rinnendes Wasser löst Mörtel.
Rissiger Wände geflecktes Gespinst,
Zeichen verwitternder Fläche in Zeit.
Los bricht Verbindung aus Steinen und Sand,
Anstrich entwirft sich zu Tälern und Hügeln,
stumm bleibt die Hand als Zeuge der Mauer,
bröckelnde Fährte ins Abseits, befreit.
lyrwir ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2008, 17:50   #2
Mo.-
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 531

hi,

"Sich folgen" - der titel hat mich wirklich entzückt und mir das maul wässrig gemacht. was erwartet den leser? eine hundsräudige jagd im vorwärtssalto nach dem eigenen schwanz? nein- der text hält anderes parat:
das lyrich scheint sein altes jugendhaus zu betrachten und metaphorisch mit dem eigenen verfall zu vergleichen. ich impliziere ein lyrisches ich weil ja auch irgendjemand das ganze debakel betrachten muss.
Zitat:
Moose erst, Flechten auf brechendem Putz,
das weckt in mir den botanischen irrglauben das flechten später zu großen moosen heranwachsen. der zeilenumbruch zu vers 2 hat in meinen augen keinen wirklichen sinn außer dem text die bröckelige blockform zu erhalten.
die beschreibungen sind mir all zu pauschal u. lassen wenig-gar keinen spielraum für mich als leser - nicht wirklich intressant. auch wenn ich mir die vom titel implizierte verbindung alternde wände-verwesendes lyrich immer wieder vor augen füre. ver 4 und 5 gehen mit zeit und los eine verbindung zu zeitlos ein. die mir nicht ganz einleuchtet da es ja um zerfall und nicht um ewige jungfräuliche jungbrunnensprudelei. scheint als hättest du das nur der künstelei wegen gesetzt um das textlein auf zu peppen- schäm dich!
Zitat:
Anstrich entwirft sich zu Tälern und Hügeln,
m.e. nach die beste beschreibung. ein gelungenes poetisches verslein das bei mir doch etwas im kopf entstehen lässt.
Zitat:
stumm bleibt die Hand als Zeuge der Mauer,
bröckelnde Fährte ins Abseits, befreit.
hier interpretiere ich das schweigende verharren des lyrichs das lieber zusieht u./o. sich abwendet um in die neue mietswohnung zu ziehen.

fazit ein netter eintrag fürs poesiealbum mit einigen spitzen die vermuten lassen das mehr in autor und thematik steckt.

gruß mo.-
Mo.- ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2008, 23:28   #3
lyrwir
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 449

Hallo mo.-,
deine Antwort ist mir viel wert, zeigt sie doch auf, wie ein radikal auf sich selbst bezogener Leser einen Text auffassen kann. Und das ist gut so! Wenn ich als Schreiber nur etwas von meiner Intention vermitteln möchte, muss ich mich präzise ausdrücken, das Bild vor meinen Augen klar machen mit Worten. Oder damit leben, dass der Empfänger eine andere Sendung sieht als die, die ich vermeine, auszusenden.
Zur Verteidigung: Zeit & Los sollten eigentlich keine Verbindung eingehen, daher bricht diese auch im Vers.
Dass dir die Zeile "Anstrich entwirft sich zu Tälern und Hügeln" etwas gibt, spornt mich an. Wer weiß, vielleicht gelingt mir eines Tages ein Gedicht, welches dir gefällt?
Aus "eine hundsräudige jagd im vorwärtssalto nach dem eigenen schwanz" solltest du unbedingt etwas machen, gerne auch unter dem Titel "Sich folgen". Interessanter wäre, glaube ich: " eine hundsräudige jagd im vorwärtssalto auf den eigenen schwanz". Oder hundsäugige.
Aber, abschließend, um deine Kritik zu kritisieren: mein LyrI muß gar nicht selbst verfallen, um den Verfall wahrzunehmen. Es reicht, eine Wand zu beobachten.
Danke für die aufmunternden Worte zum Schluss, ich schätze sie sehr.
Gruß,
LW
lyrwir ist offline   Mit Zitat antworten
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