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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 08.10.2007, 18:47   #1
turmfalke
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 677

Standard rostroter himmel

rostroter himmel

verblaute tage tanzen
zwischen den stimmen
und dem mond und
rufen nach vorgestern

dort treiben wir auf
lachenden buntsplittern &
überwintern den sommer
in lügen verpuppt
turmfalke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.10.2007, 11:58   #2
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard RE: rostroter himmel

Hi tufa,

schön, deine Bildersprache, die mich immer wieder anzieht. Leider erschließt sich mir der Titel im Gegensatz zu den verblauten Tagen nicht so ganz. Aber vielleicht fällt ja der Groschen noch.

LG Albatros
Ex Albatros ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.10.2007, 16:07   #3
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378

Hi falke,

Zur ersten Strophe hab ich nur eine kleine Verbesserung bezüglich der zwei "und"s:

"verblaute tage tanzen
zwischen den stimmen
und dem mond um
nach vorgestern zu rufen"

Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob die unds nicht gewollt waren, denn sonst hättest du es wahrscheinlich selbst schon geändert? Denn das "um" impliziert ja auch, dass die "verblauten tage" nur nach vorgestern rufen können, wenn sie "zwischen den stimmen und dem mond" sind. Bitte um Aufklärung

Ansonsten finde ich die erste Strophe wunderbar.

"verblaut" klingt nach kühlen, frischen und wohl vor allem reinen "tagen". Anscheinend hat sich "vorgestern" etwas geändert; was machst du ja in Strophe zwei deutlich:
Die Welt und das Leben trieben "vorgestern" "auf lachenden buntsplittern": es klingt als wäre alles irgendwie toll gewesen, aber immer nur in Splittern, also nie wirklich toll. Es war wie eine Hülle, worunter das Schlechte lag ("überwintern den sommer in lügen verpuppt"), sprich es wurde sich nur eingeredet, dass alles schön war. "Vorgestern" wurde dann endlich die Wahrheit gesehen. Die "Stimmen" könnten Warnungen von Außenstehenden sein, während der Mond die Romantik eines Pärchen beschreibt.

Komischerweise ist für mich, im Bezug auf die Überschrift, die erste Strophe blau und die zweite rostrot. Ganz komisch, aber an diese Farben muss ich denken, wenn ich das Gedicht lese. Ich denke aber, die Überschrift steht zum einen für etwas Altes, wegen dem "Rost" und zum anderen muss ich zwangsläufig an Sonnenauf/untergang denken, wobei die kalten Farben bei Selbigem ausgeschaltet werden.
Hmm und irgendwie komme ich auch nicht umhin, an Herbst zu denken, vielleicht steht jemand im Wald und alle Blätter sind ca. rostrot, dieser jemand schaut in den Himmel und sieht genau diese Farbe. Aber das ist wohl ziemlich weit hergeholt

Achso, was mir an Strophe zwei noch weniger gefällt ist "lügen" in der letzten Zeile. Ich würde entweder bei "überwintern den sommer" aufhören, was finde ich schon negativ genug klingt, oder aber "überwintern verpuppt den sommer" schreiben. Die Lügen sind mir zu deutlich.


Insgesamt sehr gerne gelesen, wenngleich mein Kommentar wohl ziemlich wirr ist.

Lieben Gruß,
Jule
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Alt 10.10.2007, 21:12   #4
turmfalke
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 677

Hallo und vielen Dank euch beiden für eure Kommentare!

Albatros: Ich freue mich, dass dir meine Bildebene in dem Gedicht gefällt - dieses ist tatsächlich hauptsächlich des Bildes wegen entstanden. Du schreibst, dass sich dir der "rostrote Himmel" nicht erschließt wegen der "verblauten Tage", was mich ein wenig verwundert, da sie sich (in meiner Intention) gegenseitig erklären. Jule hat schon ziemlich recht mit dem, was sie darüber geschrieben hat; die Strophen tragen die Farben, der Gegensatz ist es, der alles im Gedicht verrückt und für Unordnung sorgt.
Danke für's Lesen und kommentieren!

jule: Danke für deinen ausführlichen und konstruktiven Kommentar!
Die Verbesserung der beiden "und"s... ja... ich habe lange drüber nachgedacht, aber im Grunde drücken sie in der Zeile genau das aus, was ich bewirken will - eine leichte Atemlosigkeit, das Fehlen von Worten, Hilflosigkeit (ein bisschen wie ein Kind "aber da war doch noch! und! und außerdem!" - falls du verstehst, was ich meine )
Das "um" würde einen falschen Eindrück bezwecken: nämlich, dass die Tage nur tanzen, damit sie nach vorgestern rufen können. Mit dem "und" ist es nur eine weitere Handlung, die sie bezwecken.

Deine Interpretation zur ersten Strophe gefällt mir, auch wenn ich einige Dinge anders sehe. Zum Beispiel schreibst du, dass sich etwas verändert hat und man nun im heute lebt, während das vorgestern vergangen ist. Aber ich habe eher vor Augen, dass man weiter im vorgestern lebt (treibt, nicht vorankoommt) und nicht ins Heute will (verpuppen, den Sommer überwintern etc.).
Was du aber über das Sich-einreden schreibst, sehe ich genauso.

Dass die zweite Strophe für dich rostrot wirkt, freut mich, denn das wollte ich bezwecken. Zwar ist in der Strophe auch ein Farbwort - bunt - aber es impliziert ja alle Farben und ist zersplittert, also kaputt, farblos. Alles was bleibt, ist ein rostrot, wie es an den Bäumen im Herbst klebt und worin man sich verpuppen will (den Lügen haben für mich aus irgendeinem unerfindlichen Grund die Farbe rot). [Deine Farbinterpretation zu dem rot freut mich ebenfalls, denn von fast allem ist etwas mit drin - Herbst, Sonne, alt ...]

Aber ich komme zu deinem Kritikpunkt; die Lügen. Über die habe ich auch nachgedacht; es erscheint mir zu einfach, aber sie wegzulassen wäre auch nicht richtig... dann fehlte etwas.
Könnte man die Lügen vielleicht durch das rostrot ersetzen? Ich bin mir nicht sicher, denn der Titel spricht ja auch vom Himmel. Vielleicht müsste ich dann auch den Titel ändern, wenn ich das rostrot nehme.
Ich werde darüber nachdenken (und deine Meinung dazu würde mich freuen).

So bleibt mir nur, dir noch einmal zu sagen, dass ich mich freue, dass es dir gefällt (und hast du mich tatsächlich nominiert? Vielen Dank!)
und so verbleib ich, mit Gruß an dich und Albatros,
falke
turmfalke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.10.2007, 10:56   #5
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378

Hey,

die erste Strophe würde ich dann letztendlich auch so lassen.

Zu den Lügen: vielleicht "im rostigen Sein (oder ggf. Schein) [verpuppt]" oder du schreibst es, wie oben schon genannt ganz ohne die Lügen.

Den Titel würde ich nicht ändern, denn er fängt die ganze Situation ja gewissermaßen ein, bzw. hüllt die beiden in die Lügen ein.


Lieben Gruß
jule ist offline   Mit Zitat antworten
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