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Alt 04.08.2012, 14:03   #1
männlich Twiddyfix
 
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Ort: kleines Nest in Bayern
Beiträge: 2.797


Standard Das andere Ufer des Flusses

Unser Leben gleicht dem Fließen eines Flusses, meist gleichmäßig fließend, dann aber auch wild und turbulent werdend, um dann wieder in ruhigere Bahnen zu gelangen.
Unser Leben wird vom Geben und Nehmen geprägt.
Nora war jetzt dreiundzwanzig, vom Leben hatte sie noch nicht viel erlebt, abgesehen vom Tod ihrer Eltern, eigentlich gar nichts.
Seit sie zur Schule ging, musste sie auf dem elterlichen Hof mitarbeiten, zuerst nur die Hühner füttern, das Futter zusammen stellen, den Hof fegen oder die Milchkannen reinigen.
Je älter sie wurde, desto mehr und schwerer wurde die Arbeit. Traktor fahren, die Felder bestellen und auch im Haus ordentlich helfen. Kochen und Backen waren selbstverständlich.
Als sie sechzehn war, durfte sie mit den Eltern zur Kirmes gehen, sie durfte auch tanzen, einen Freund hatte sie aber noch nicht.
In ihrem Zimmer stand eine alte Truhe, darin bewahrte sie ihr Tagebuch auf.
Sie schrieb bereits ihr viertes Buch, jeden Tag das Besondere. Aber so viel "Besonderes" gab es eigentlich nicht zu schreiben.
Gern hätte sie ihr Abitur gemacht, Wirtschaftskunde und Mathematik.
Aber da es auf dem Hof so viel Arbeit gab, musste sie auf das Abitur verzichten.
Als sie siebzehn war starb ihre Mutter, ihr kleines Tagebuch war jetzt ihr wichtigster Freund.
Der große Schock kam im nächstem Jahr, ihr Vater wurde auf dem Weg ins Dorf tödlich überfahren.
Sie stand plötzlich allein da, der große Hof mit der Landwirtschaft überforderte sie.
Was sollte sie machen? Aufgeben? Nein, auf keinen Fall, aber wie sollte es weiter gehen?
Das Notarielle musste erledigt werden. Als sie den Notar verließ, stieß sie mit einem Herrn zusammen, dabei fiel ihre Tasche zu Boden.. Der Herr bückte sich und hob die Tasche auf, die er ihr, galant überreichte.
"Gestatten Sie, mein Name ist Norbert Prinz, darf ich Sie auf den Schreck hin dort drüben zu einen Kaffee einladen"?
Nora war noch etwas verwirrt, sie nickte und Herr Prinz sagte, "das ist das Mindeste was ich für Sie tun kann".
Im Cafè rückte er ihren Stuhl zurecht und bestellte dann zwei Kaffee. Er schaute sie an... und?
Sie schüttelte den Kopf, nein danke.
Sie hatte plötzlich das Gefühl, hier konnte sie mit jemanden reden, einmal sich von ihren Sorgen befreien.
Er war ein guter Zuhörer, als sie bei der dritten Tasse Kaffee waren, bestellte er doch etwas Kuchen.
Nora blickte erschreckt auf die Uhr, mein Gott, so lange wollte ich ja gar nicht bleiben, ich muss gleich zum Hof zurück.
Herr Prinz bot ihr an, sie in seinem Wagen zum Hof zu fahren, ja sagte sie, so geht es doch schneller.
Prinz stoppte vor dem Hof, Donnerwetter, das sieht ja hier alles sehr gepflegt aus, er zeigte zum Haus, ein schönes, großes Gebäude.
Nora überlegte nur kurz, wenn Sie möchten, dürfen Sie gern herein kommen.
Prinz sagte gern ja! Nora zeigte aber zum großen Stall, dort müssen wir hin.
Vor dem Stall schlüpfte sie in bereitstehende Pantinen, Im Stall sah sich Prinz um, Donnerwetter, hier stehen ja zwanzig Milchkühe, das ist doch eine riesige Arbeit.
Nora meinte "dadurch, dass wir die Melkmaschinen haben, ist es einfacher geworden".
Aber ich bekomme auch Hilfe von einem Nachbarn, ein junger Mann der mir hier zur Hand geht"!
Nach der Arbeit, wobei Herr Prinz zuschaute, sagte Nora "so, jetzt lade ich Sie zu einen Kaffee ein ".
Herr Prinz war ein charmanter Zuhörer, der aber auch von sich selbst erzählte.
Er habe, sagte Prinz, in München ein kleines Schmuckgeschäft, welches er von seinen Eltern übernommen habe, es liegt in der Maximilian Str. Plötzlich läutete sein Handy, er entschuldigte sich "Ja, Prinz? Ja das kann noch bis Morgen warten".
Nora hatte plötzlich eine Idee, sie sagte, er möge doch noch etwas warten, sie möchte ihm etwas zeigen.
Im Schlafzimmer ihrer Mutter öffnete sie eine kleine Schachtel aus der sie ein paar Schmuckstücke entnahm, mit ihnen ging sie zurück ins Wohnzimmer. Hier zeigte sie Herrn Prinz die Stücke. Die sind ja wirklich schön, Herr Prinz betrachtete sie genauer, zwei von ihnen sind sogar sehr wertvoll, ich würde sagen, alles zusammen könnte um die 80.000 Euro wert sein.
Was? Nora schaute ungläubig auf den Schmuck, das hätte sie nicht gedacht.
Herr Prinz sagte, wenn sie den Schmuck verkaufen wollen, wäre ich ihnen sehr gern behilflich. Ich kenne einen seriösen Schmuckhändler, dem könnten sie die Stücke ja einmal unverbindlich zeigen.
Ich könnte Sie doch morgen Vormittag abholen, dann fahren wir zum Händler und der kann Ihnen genaueres über den Schmuck sagen.
Hier, nehmen sie meine Karte. Nora bedankte sich und Herr Prinz verabschiedete sich von ihr. Nicht ohne ihr zu sagen "Verzeihung... Sie sehen wunderschön aus".
Nora wurde blutrot im Gesicht und lief in s Badezimmer, sah in den Spiegel... ich und wunderschön? Bevor sie schlafen ging, vertraute sie ihrem Tagebuch alles an.
Im Bett schloss sie die Augen und träumte einen wunderschönen Traum!
Am anderen Morgen erschien Herr Prinz und holte Nora ab. Die Fahrt verlief ruhig, sie sprachen wenig. In München suchten sie das Geschäft von Herrn Kowalewski auf, dem Schmuckhändler. Er geleitete sie in ein ruhiges Hinterzimmer, dort breitete Nora den Schmuck auf den Tisch aus. Er lag auf einer blauen Samtdecke und funkelte in seinen Steinen wie ein kleines Feuerwerk.
Herr Kowalewski schnalzte mit der Zunge, Donnerwetter, selten hatte er solch schönen und wertvollen Schmuck aus Privatbesitz gesehen.
Mit einer Lupe betrachtete er alles genau. dann sagte er zu Nora "Also, dieser Schmuck ist wertvoller als ich erst dachte, wenn ich Ihnen jetzt eine Summe sage, dann sollten Sie trotzdem noch einen weiteren versierten Händler aufsuchen, um sicher zu gehen, nicht übervorteilt zu werden".
"Ich würde Ihnen den Schmuck sofort für 110.000 € abkaufen.
Wenn Sie einverstanden sind, schreibe ich Ihnen sofort einen Scheck über diese Summe aus"!
Nora war vor Aufregung ganz blass geworden. 110.000 €? Damit hatte sie nicht gerechnet.
Sie nickte und sagte mühsam "Ja! Nora war noch wie betäubt als sie zusammen mit Herrn Prinz den Händler verließ. Der Scheck in ihrer Tasche brannte wie Feuer, als Erstes wollte sie dieses Geld auf ihrem Konto sehen. So fuhren sie gemeinsam zu einer Filiale ihrer Bank, der Betrag wurde ihrem Konto gut geschrieben, wobei man sie aber auf die Höhe der Einzahlung hin wies und betonte, sie solle sich unbedingt mit einen Anlageberater in Verbindung setzen.
Jetzt war sie beruhigt, sie sah den Betrag auf dem Konto-Auszug, 110.000 €.
Herr Prinz sagte, "Das sollten wir aber jetzt feiern, ich lade Sie zum Essen ins Grand-Hotel ein"! Nora widersprach schwach, aber sie hatte auch Hunger
und so sagte sie zu.
Die Eleganz des Hotels nahm sie gefangen, Herr Prinz führte sie zu einen abseits stehenden Tisch, durch den herbei geeilten Ober ließ er die Karte bringen und bestellte gleichzeitig eine Flasche "Chateau Brillance".
Nora betrachtete noch immer den schönen Speisesaal, sie war sehr beeindruckt. Herr Prinz schenkte die Weingläser voll und prostete Nora lächelnd zu, sie nahm einen kleinen Schluck und verzog das Gesicht, "Mein Gott, ist der sauer"! Herr Prinz lachte und sagte "Das ist die neueste Richtung, trocken und teuer"!
Nachdem sie ihr Essen aus der Karte beim Ober bestellt hatten und Herr Prinz die Gläser wieder gefüllt hatte, sagte er zu Nora "Es wird heute etwas spät werden, nach dem Abendessen könnten wir uns doch noch etwas an die Bar setzen... tanzen Sie gern?"
Nora war es peinlich, aber sie sagte Ja.
Herr Prinz achtete darauf, dass die Gläser immer gefüllt waren.
Das Essen verlief sehr ruhig, zum Glück waren die Portionen auch nicht sehr groß, na ja, sie hatte zwei gebackene Wachteln, dazu leckere Bratkartoffeln mit einen Traum von Maronenschaum.
Herr Prinz entschuldigte sich, er müsse mal Telefonieren.
Als er nach geraumer Zeit zurückkam, lächelte er vor sich hin.
So meine Liebe, kommen Sie, gehen wir an die Bar.
Der Raum, mit seiner individuellen Beleuchtung und der leisen Pianomusik, verströmte eine gewisse Behaglichkeit. Sie nahmen an der Bar Patz und Herr Prinz bestelle für jeden einen "Planters-Punch".
Bei leiser Tango-Musik hielt Prinz Nora im Arm, er war ein guter Tänzer und es gefiel ihr.
Zurück an der Bar, gab es wieder diesen Cocktail, Nora fühlte sich schon müde, Herr Prinz bat noch um einen Tanz...
Als Nora am Morgen erwachte, lag sie in einem breiten Doppelbett, sie musste erst überlegen wo sie war, ist das ein Hotelzimmer?
Dann spürte sie, dass sie nackt war... was war mit ihr geschehen?
Sie ging ins Bad und dann überkam es sie, weinend stand sie unter der Dusche, dieser Schuft, der Prinz, hatte sie ganz gemein ausgenutzt und ihre Hilflosigkeit missbraucht. Sie zog sich an und verließ das Hotel mit gesenktem Kopf. Nein, niemals wieder würde sie nach München kommen wollen. Sie wollte nur noch zurück in ihr kleines Dorf. Zu Hause angekommen, ging sie sofort auf ihr Zimmer, riss sich die Sachen vom Leib und legte sich in die Badewanne voll mit warmem Seifenschaum. Hier lag sie fast eine Stunde, ab und zu ließ sie etwas warmes Wasser nachlaufen.
Danach zog sie sich an, brühte sich einen starken Kaffee, machte sich ein Butterbrot und ging in den Stall. Hier war alles ordentlich aufgeräumt, Klaus, der Nachbar, hatte hier schon oft geholfen. Nach dem Tod von Noras Eltern fühlte er sich etwas Verantwortungsvoll gegenüber Nora.
Nora setzte sich auf einen Hocker und starrte vor sich hin, wie konnte sie nur so tief sinken! Ist sie wirklich "So Eine"?
Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihrer Schulter, als sie aufsah blickte sie in die Augen von Klaus. Sie hatte nicht bemerkt das er in den Stall gekommen war.
"Ich habe mir gestern Sorgen gemacht, du warst länger fort als ich dachte"!
Nora sah an ihm vorbei, ja, sagte sie, es wird auch nie wieder vorkommen!
Zu Klaus hatte sie vollstes Vertrauen und so erzählte sie ihm die ganze Geschichte, auch vom verkauften Schmuck, sie ließ auch die Nacht im Hotel nicht aus, an die sie sich aber nicht erinnern konnte.
Klaus nahm sie in die Arme, zog sie an sich und tröstete sie, soweit es ihm möglich war. Nora weinte hemmungslos.
Nach einer Weile sagte er "So, jetzt werden wir uns erst einmal um das Vieh kümmern"! Tatkräftig packte er mit an und nach einer Stunde war das Vieh versorgt.
Wie selbstverständlich sagte er am Abend "Was meinst Du, sollten wir nicht unsere Höfe zusammen tun? Gemeinsam können wir die Landwirtschaft betreiben. Wir sollten auch Käse herstellen und mehr Hühner halten".
Nora sah ihn sprachlos an, seine blauen Augen blitzten und lachend sagte er "Wir sollten bald heiraten, morgen werde ich schon 23".
Sie spürte plötzlich eine nie gekannte Wärme in ihr Herz strömen, sie sah ihn an und sagte "Ich werde niemals mehr ein anderes Ufer betreten, Deine Hand wird mich stets halten und mir Kraft geben, mein Leben mit Dir zu teilen".
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Alt 04.08.2012, 17:18   #2
Thing
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Meinst Du, lieber Twiddyfix, bei diesem Märchen nicht doch eher

das andere Ufer des Flusses
?
Dem Text könnte eine kleine Raffung nicht schaden.


LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2012, 17:40   #3
männlich Twiddyfix
 
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Beiträge: 2.797


Standard Hallo Thing

dieser "falsche" Titel ist mir überhaupt nicht aufgefallen, obwohl ich ihn mir mehr als nur einmal augesehen habe.
Das mit der "Raffung" muss ich mir noch ünberlegen, die Geschichte ist schon etwas ausschweifend geworden, anderer seits mag ich das Ausführliche.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
liebe Grüße von Twiddy...
Twiddyfix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2012, 23:28   #4
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302


ICH HÄTTE LIEBER:

der Fluß am anderen Ufer
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.08.2012, 00:02   #5
Thing
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geht nicht, fließt nicht, ist höchstens in den Everglades zu bewaten...
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