Beschwörung

[Ilka-Maria]

Ab morgen mach ich nur noch auf Französisch
und schreite stolz in ledernem Gewand,
aus Schlangenhaut schmückt meine Stirn ein Band,
und was sich in mein Herz senkt, das ist göttlich.

Zu Höherem hat mich mein Los berufen,
mein Leben widme ich der edlen Tat,
die Liebe schenkte mir die süße Saat,
die, voll erblüht, mich hebt auf Himmelsstufen.

Der große Geist wird meine Sehnsucht stillen,
der Tag wird kommen für des Wartens Lohn
und für des Duldens gnadenlose Fron
und mir erfüllen meinen Wunsch und Willen.

22.07.2016

[Thing]

ich wollte mich bereits für die Nacht richten, da fiel mein Blick auf Deine Beschwörung.
Sie steht eindeutig in der falschen Rubrik.
Mythisches und Religiöses ist die einzig passende.

und für des Duldens unbarmherzig' Fron

klingt unschön. Besser so:
und für des Duldens gnadenlose Fron
aber es muß Dir gefallen.

Insgesamt ein herrlicher Auftakt!
Ich will ja nicht mäkeln oder lästern, aber wenn ich Vergleiche ziehe mit dem total mißglückten "Experiment" gleichen Namens, weiß ich, daß gehobene Lyrik dank einiger Poetryaner noch möglich ist.

Also:
Der Auftakt verdient einen Stern.

LG
Romulus Thing

[gummibaum]

Das Gedicht gefällt mir gut, ist ausdrucksstark. Die Figur sagt mir nichts.

Ein paar formale Vorschläge hätte ich.

Sie hebt mich, voll erblüht, auf...
der Tag erscheinen für...
unerhörte Fron

Sehr gern gelesen, Ilka.

LG gummibaum

[Ilka-Maria]

Zitat von Thing

und für des Duldens unbarmherzig' Fron

klingt unschön. Besser so:
und für des Duldens gnadenlose Fron

Danke. Ich habe es übernommen.

[Ilka-Maria]

Zitat von gummibaum

Die Figur sagt mir nichts.

Ist ja auch schon lange her.

Danke für das positive Feedback.

[Thing]

Und greift ihr nur ins volle Menschenleben ...
Isanek dürfte erstaunen.

[Heinz]

Liebe Ilka-Maria,
Dein Gedicht gefällt mir! Dann also los:

Wirf ab die ledernen Klamotten,
sie schnüren allzu eng dich ein.
Beschwörungen lass lieber sein -
du wirst der Erdenschwere spotten
und fliegst beschwingt als Engelein
hinauf zu jenen Himmelshöhn,
die du erwünscht, - ist das nicht schön!?

Liebe Grüße,
Heinz

[Ex-Poesieger]

Glaubst du ich wäre blind und erkenne nicht was hier abgeht?

[Heinz]

Dass du erkennst, was diese Welt
im Innersten zusammenhält,
gereicht dir allemal zur Ehre.
Erkennst du auch, wie Erdenschwere
dich fesselt, ich derweil mit Heissahoppsassa
entschwinde, erst mit Ilka, dann Maria?
Wir werden göttlich uns daran ergetzen,
wie du mit längst vergessnen Hymenfetzen
gebannt das Aug zum Himmel schickst,
und spürst: Nun biste ausgetrickst.

[Ilka-Maria]

Zitat von Thing

ich wollte mich bereits für die Nacht richten, da fiel mein Blick auf Deine Beschwörung.
Sie steht eindeutig in der falschen Rubrik.
Mythisches und Religiöses ist die einzig passende.

Mythos hätte ich mir noch gefallen lassen, aber Religion ging mir an der Sache zu weit vorbei.

Eigentlich war mein Gedicht als eine kleine Gemeinheit gegenüber Isanek und ihrem neurotischen Starkult gemeint, den ich damit auf die Schippe nehmen wollte. Es ist also eine Persiflage und steht deshalb unter "Humorvolles". Da Isanek aber offensichtlich an den Beiträgen anderer User gar nicht interessiert ist, wird sie kaum auf mein Gedicht stoßen, also kann es ihr nicht weh tun.

Dies vorausgesetzt, will ich Euch ein bisserl auf die Sprünge helfen:

Meine Teenager-Zeit dauerte von 1961 bis 1971. In dieser Zeit waren die "Girls" an meiner Schule in Stars wie Rock Hudson, Thomas Fritsch, Elvis Presley (immer noch), Peter Kraus, Roy Black und - der Karl-May-Welle geschuldet -, Pierre Brice, Lex Barker und Götz George verknallt.

Wer von diesen ist nun meine Figur im ledernen Gewand?

Rock Hudson trat mehrfach als Indianer auf (TAZA, SEMINOLA), Lex Barker hatte eine Rolle als Apachenhäuptling, Elvis schaffte es immerhin bis zum Halbblut, und Pierre Brice wurde zum Prototyp des edlen Wilden. Roy Black hätte vom Typ her mit entsprechender Schminke für solch einen Spaß gewonnen werden können, aber der war fest in den Klauen der Herz-Schmerz-Musikindustrie, die sich an ihm eine goldene Nase verdiente, bis er den Löffel abgab.

Thomas Fritsch als Sonny-Boy scheidet aus, ebenso Peter Kraus, der sein Amerika nicht im Tipi, sondern bei seinen Jazz-Vorbildern fand. Götz George scheidet ebenfalls aus, weil markige Ruhrpottsprüche nicht so recht zur Indianerkultur passen.

Da fällt mir noch Gojko Mitic ein, der Schauspieler vom Balkan, der damals in Deutschland populär wurde und sich auch einer gewissen Fangemeinde erfreuen durfte. Sah ja auch gut aus, der Typ ... aber der trug keine Fransen, sondern einen nackten Oberkörper.

Also grenzen wir die Suche ein. Jetzt haben wir noch RH, EP, LB und PB. Bei RH weiß ich nicht, ob er mit Französisch etwas am Hut hatte. Bei Elvis auch nicht, der könnte allenfalls ein paar Brocken Deutsch mit nach Hause genommen und ansonsten nur Englisch für brauchbar gehalten haben. LB? Der war allenfalls motiviert, Deutsch und Spanisch zu lernen (sein Sohn spricht perfekt Deutsch). PB? Sprach außer seiner Muttersprache Deutsch, Englisch, Italienisch, Serbokroatisch und verstand vermutlich auch einen gälischen Dialekt.

So ... wer nun, meint ihr, war mein "Opfer" für mein Spaßgedicht? Wer war der Star, der in den 60er Jahren am häufigsten als Titelbild auf der BRAVO erschien?

[Ex-Poesieger]

Das hat aber gesessen!

[Thing]

Da ich es weiß, sag ich nix.

[DieSilbermöwe]

Könnte es um die Darstellerin der "Apanatschi" in "Winnetou" gehen?

[Thing]

Lt. Gedicht handelt es sich um ein männliches Wesen.

[DieSilbermöwe]

Also dann tippe ich auf Pierre Brice, obwohl ich in den 60ern die BRAVO noch nicht gelesen habe und es daher nicht mit Sicherheit weiß.

[Thing]

Es ist an Ilka-Maria, Dir zuzustimmen.
Aber ich hab gern Kirchenmäuslein gespielt.

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Also dann tippe ich auf Pierre Brice, obwohl ich in den 60ern die BRAVO noch nicht gelesen habe und es daher nicht mit Sicherheit weiß.

Schade, dass Du unsicher warst. Schließlich wurde er zu einem deutschen Nationalhelden ... der erste nach Arminius und Charlemagne, und in beiden Fällen ist das verdammt lang her. Die Zeit war reif, und deshalb bekam er auch das Bundesverdienstkreuz.

What else is to say? A hundred points to our candidate Silver Dove! Bingo!

Die BRAVO. Sie gehörte zum Teenager-Leben dazu. Ich hatte ihre Wandlung in den 60ern miterlebt. Anfangs war sie eine Filmzeitschrift für junge Leute, die nebenbei auch Themen aufgriff, die Heranwachsende bewegte. Dann kamen die Beatles, und die Pop-Musik rückte immer mehr in den Focus. Weil mich das nicht interessierte, las ich die BRAVO ab etwa 1967 nicht mehr. In den 70ern eroberte die CINEMA den Markt der Filminteressierten, ich sammelte ca. 20 Jahrgänge, bis ich auch das aufgab. Vermutlich musste sich die BRAVO mehrfach neu orientieren, was sie wohl auch schaffte, denn sie existiert immer noch. Aber sie bildet eine ganz andere Welt ab als zu meiner Zeit. Und auch die CINEMA ist nicht mehr das, was sie zu Anfang war.

Es geht halt immer weiter. Aber manchmal wünschte ich, es gäbe noch die Kaugummiautomaten, in die man einen Groschen steckte, einen Hebel drehte und gespannt darauf wartete, ob eine Kugel mit Zuckerguss herauskommt oder ein goldfarbener Blechring mit einem roten Glasstein, der wie ein Runbin funkelte.

[Ex-Poesieger]

Warst du eigentlich auch im Dr. Sommer Team?

[gummibaum]

Dann heißt der große Geist sicher Manitu. Ich habe alle Winnetou-Filme gesehen, dachte aber eher an eine weibliche Figur aus gallischen Zeiten.

[Ilka-Maria]

Zitat von Poesieger

Warst du eigentlich auch im Dr. Sommer Team?

Nein.

Ich war filmverrrückt, liebte einige Filmstars und war mindestens dreimal in der Woche im Kino. Der Dr.Sommer-Kummerkasten war von mir so weit entfernt wie die Copa Cabana.