Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 03.08.2014, 01:23   #1
männlich Thodd
 
Dabei seit: 09/2013
Ort: Landkreis Cuxhaven, Halbtags in Mittelerde
Alter: 26
Beiträge: 61


Standard Die Autorenrunde- Kapitel 3 - 3

Die Straße unter seinen Rädern floss dahin und war durch seine Geschwindigkeit - er war weit über den erlaubten sechzig - nur verschwommen zu erkennen.
Gleicht sowieso eine Straße der anderen, alles ein einziger, riesengroßer Streifen Scheiße in Form von Beton.
Das alte Haus war inzwischen fast vollständig in seinem Rückspiegel verschwunden. Rick starrte jetzt genervt nach vorne, in einiger Entfernung auf der Gegenfahrbahn war ein hässlicher, brauner Ford zu sehen. Er machte sich keine großen Hoffnungen, trotzdem sah er genau hin und wünschte sich, durch die Frontscheibe eine übertrieben gestylte Fünfzigerfrisur am Lenkrad und gelockte rostbraune Haare auf dem Beifahrersitz zu erkennen. Diese Hoffnung war zerschlagen, sobald er sah, dass es sich bei dem Fahrer um eine alte Dame mit einer übertriebenen grauen Dauerwelle und einer Brille aus den Fünfzigern handelte. Er war gerade dabei, sich wieder zu entspannen, eine Hand am Lenkrad, mit der anderen zum Kaffeebecher greifend, als ein Mann mittleren Alters, der entweder übermütig oder einfach spät dran war, in einem europäischen Auto - Rick glaubte, einen Renault zu erkennen - zum Überholen ansetzte.

"Das wird wohl nichts.", sagte sich Rick, und auch der Mann schien es zu erkennen, aber anstatt sich wieder einzuordnen, beschleunigte er.
"Oh Scheiße!", entfuhr es Rick, und er machte eine Vollbremsung, wobei sich der Inhalt seines Kaffees über die Polster verschüttete und auch seine Hand ein wenig verbrühte. Er kam ins Schlingern, versuchte - trotz seiner übel schmerzenden Hand - mit beiden Händen am Lenkrad, auf der Spur zu bleiben, und irgendwie gelang es ihm. Der andere Mann bremste nun ebenfalls und versuchte, seinen Wagen so herumzureißen, dass er zwischen dem Ford und dem Cadillac hindurchschlitterte. Die Angst und der Schock waren ihm ins Gesicht geschrieben, aber irgendwie schaffte er es, wenn auch nur mit wenigen Zentimetern Abstand zur linken Frontlampe des Cadillacs.
Meines Cadillacs! Meines verdammten neunundsechziger Cadillacs!
"Du gottverdammtes scheiß Arschloch! Dich krieg ich und schlage dir jeden Zahn einzeln aus, du Riesenarsch!"
Seine Flüche gingen noch weiter so, aber der Mann in seinem Renault war schon weit weg, bevor die arme alte Dame überhaupt wusste, was gerade geschehen war.
Einen Augenblick lang schätzte Rick die Entfernung ein und dachte an seine Magnum, aber dann besann er sich eines besseren.
"Diese Waffe verdient er nicht, die ist nur für eine einzige, bestimmte Person.", murmelte er vor sich hin.

It's All Right von The Impressions war inzwischen zuende (Richtig so, denn nach diesem Schock war nichts in Ordnung) und die unverkennbare Musik der Acht-Uhr-Nachrichten kündigte sich an.
"So Leute, es folgen nun die Nachrichten, oh Beverly du siehst heute wieder bezaubernd aus!"
"Danke Rob, du schmeichelst mir", verkündete die kokett klingende Stimme der liebreizenden Beverly, die man allerdings noch nie zu Gesicht bekommen hatte.
"Immer wieder gerne, meine Liebe! Was hast du denn heute so zu berichten, Honey?"
Heuchler,dachte Rick bei sich. Nach der Arbeit trinken die doch höchstens noch einen Kaffee zusammen, und gehen dann heim zu ihren Familien, wo sie einander bis zum Beginn der nächsten Schicht vollkommen vergessen.
"Leider nichts gutes, Rob. Es wurden wieder neue Opfer des kranken Serienkillers gefunden." Jetzt wurde Rick aufmerksam, den Tatort wollte er sich mal genauer ansehen.
"Vier Leichen wurden vor wenigen Stunden direkt am Ufer des Muddy River beim Clemente Field gefunden, unter ihnen sogar ein siebenjähriges Mädchen. Besonders das Mädchen war aufs übelste verstümmelt, aber wieder fehlte allen Opfern der kleine Finger der rechten Hand. Damit ist die Zahl der Todesopfer nun schon auf dreiundfünfzig angestiegen! Dieser Winter ist nicht nur kalt, sondern auch blutig. Wenn Sie irgendetwas gesehen haben oder einen Hinweis haben, dann melden Sie sich bitte umgehend bei dem Boston Police Department, es könnte helfen, diese grausame Metzelei zu stoppen!"
Rick schaltete aus, das reichte ihm. Über die neuesten schlechten Scherze der Politiker oder über den Buchklub-Wettbewerb brauchte er nichts zu hören.
"Na dann, auf zum Clemente Field! Hoffentlich läuft der kranke Wichser mir direkt in die Arme.", murmelte er. Er hatte keinen Kaffee mehr, seine Hand schmerzte und seine Zigaretten waren leer, aber trotzdem lächelte er, denn nun hatte er wieder ein Ziel vor Augen.
"Den Wichser krieg ich, und so Gott will, auch noch das Flittchen."
Thodd ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Die Autorenrunde- Kapitel 3 - 3

Stichworte
autorenrunde erzählung, kurzgeschichte, thodd

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Die Autorenrunde- Kapitel 3 - 2 Thodd Geschichten, Märchen und Legenden 0 01.08.2014 23:26
Die Autorenrunde- Kapitel 3 Thodd Geschichten, Märchen und Legenden 0 11.11.2013 21:55
Die Autorenrunde- Kapitel 2 Thodd Geschichten, Märchen und Legenden 0 29.09.2013 21:57
Die Autorenrunde Thodd Geschichten, Märchen und Legenden 6 26.09.2013 20:56
Der Anfang (Kapitel 1) Xarana Geschichten, Märchen und Legenden 0 08.06.2008 03:10


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.