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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 30.07.2016, 07:27   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Am Strand

Ein altes Foto: Spur am Sommerstrand,
dein Fußabdruck, der meinem sich verband.
Ein Bündel Briefe, wortarm, inhaltsleer -
bis auf den einen: Wart‘ auf mich nicht mehr!

Mein Sohn allein beim Spiel im feuchten Sand:
Er weiß noch nichts von jenem fernen Land,
in dem ein Kreuz, mit Namen nicht bedacht,
verwittert deinen letzten Schlaf bewacht.

30.07.2016
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Alt 30.07.2016, 08:30   #2
männlich Grumpy Papah Y
 
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Da hast Du ein wunderschönes Bild gemalt! Sehr schön!
Ich höre die Möwen und die Wellen und spüre deine Traurigkeit..
Grumpy Papah Y ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2016, 09:20   #3
weiblich Ilka-Maria
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Danke, Grumpah.

LG
Ilka
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Alt 30.07.2016, 12:28   #4
gummibaum
 
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Das Gedicht ist Spitze, Ilka.

Heranzoomen des lang Vergangenen beim Betrachten des Fotos und der Briefe. Fußabdrücke, Kinderspiel, Inhaltsleere verdichten das Damals. Dann entfernt sich der Blick wieder, aber nun in die räumliche Ferne.

Der Mann im Krieg gefallen?

Chapeau!

gummibaum
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Alt 30.07.2016, 12:37   #5
weiblich Ilka-Maria
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Danke für das dicke Lob, gummibum.

Du hast die richtigen Assoziationen gehabt.

LG
Ilka
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Alt 30.07.2016, 16:16   #6
männlich Sonnenwind
 
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das hat tiefe!

hat mich sehr berührt...

lg
Sonnenwind
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Alt 30.07.2016, 16:28   #7
Thing
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wessen letzten Schlaf?
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Alt 30.07.2016, 16:54   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
wessen letzten Schlaf?
Des Mannes Schlaf, dessen Fußabdruck auf dem Foto festgehalten ist und der im zweiten Vers angesprochen wird. An ihn richtet sich das Gedicht. Und der natürlich die Briefe geschrieben hat.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2016, 17:29   #9
männlich Gylon
 
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Liebe Ilka-Maria,
ein starker Text! Gefällt mir sehr gut!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2016, 17:47   #10
weiblich Ilka-Maria
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Sonnenwind, Gylon,

freut mich, dass ich Euch etwas Gutes tun konnte.

LG
Ilka
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Alt 30.07.2016, 18:24   #11
männlich Sonnenwind
 
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ich bekomme immer eine gänsehaut, wenn ich das lese...

muss an das schicksal eines soldatenkindes denken...
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Alt 30.07.2016, 18:43   #12
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen

muss an das schicksal eines soldatenkindes denken...
Ja. Derer gab es viele.

Ich hätte in Vers 5 schreiben können: "Dein Sohn ..." Aber ich dachte, am Ende waren es die Söhne der Mütter, die ihre Kinder ohne den leiblichen Vater aufziehen mussten. Mit dem Wort "allein" war ohnehin ausgedrückt, dass kein Vater da war, um mit dem Jungen zusammen am Meer zu spielen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2016, 20:10   #13
männlich Nöck
 
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Das Gedicht berührt und geht unter die Haut. Es ist kurz, ja fast schlicht und schildert ohne Pathos ein trauriges Schicksal. Zum Glück ist mein Vater fast heil aus dem Krieg zurückgekehrt (Verlust eines Auges).

Aber es zeigt eines wieder ganz deutlich: Ein Einzelschicksal aus der Nähe betrachtet und geschildert, berührt mehr, als das Wissen, dass Millionen von Menschen im Krieg den Tod fanden.

Das folgende Lied möchte ich allen Lesern ans Herz legen:

https://www.youtube.com/watch?v=2YkNKh6XqhE

Liebe Grüße
Nöck
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Alt 30.07.2016, 20:47   #14
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Das folgende Lied möchte ich allen Lesern ans Herz legen:

https://www.youtube.com/watch?v=2YkNKh6XqhE
Das passt ja wie die Faust aufs Auge!

Da waren junge Leute im Publikum, die kannten den Text und haben mitgesungen. Das hat mich beeindruckt.

Diese Barden und Chansonniers sind richtig gute Lyriker. Die haben etwas zu sagen. Wer war denn der dritte im Bunde neben Wecker und Mey?
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Alt 30.07.2016, 21:46   #15
männlich Nöck
 
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Zitat:
Wer war denn der dritte im Bunde neben Wecker und Mey?
Hannes Wader, es ist sein Lied, das sie gemeinsam gesungen haben.
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Alt 30.07.2016, 21:56   #16
weiblich Ilka-Maria
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Gehört zwar nicht hierher, aber ich erzähle es trotzdem:

Ich war mal im Kino, das war zur Zeit des Neuen Deutschen Films, da spielte Konstantin Wecker einen Angestellten, der keine Lust mehr auf seinen Job hatte, sondern Musik machen wollte und deshalb kündigte. Sein Vorgesetzter oder Personalchef - ich weiß es nicht mehr genau - zitierte ihn zu sich und meinte, er verstehe das nicht, er sei doch mit Weckers Leistungen immer zufrieden gewesen. Weckers Antwort: "Es geht nicht um Ihre Zufriedenheit, sondern um meine."

Dieser Satz brannte sich mir in die Haut und nahm Einfluss auf mein Leben. Das wude mir aber erst später klar, als mein Leben in neuen Bahnen verlief.
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Alt 31.07.2016, 21:19   #17
weiblich Ex Lucyinthesky
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Mich berührt das Gedicht auch ...
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Alt 31.07.2016, 22:01   #18
Thing
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Des Mannes Schlaf, dessen Fußabdruck auf dem Foto festgehalten ist und der im zweiten Vers angesprochen wird. An ihn richtet sich das Gedicht. Und der natürlich die Briefe geschrieben hat.

Ja, klar.
Ich war blind.
Ein sehr anrührendes Gedicht in dem Dir ganz eigenen Stil, den ich so sehr mag.

Lieben Nachtgruß

von
Romulus Thing
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Alt 01.08.2016, 09:51   #19
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria
"Es geht nicht um Ihre Zufriedenheit, sondern um meine."
Ein weiser Spruch. So ähnlich verhält es sich bei vielen Erwachsenen mit dem zwanghaften Bemühen, es den anderen immer Recht zu machen. Kein Wunder, dieses Verhalten, sonst wird man nicht geliebt, bekam man als Kind leider von klein auf eingebläut. Glücklich, wer sich davon lösen konnte.

LG Nöck
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