das große und ganze

[Neny]

du erzählst das große und ganze liege im alltäglichen, vor allem im ablauf nach dem geschirr spülen, gerne schau ich dir dabei zu, wie die glänzenden, dampfenden porzelanwaren durch deine hände gehen und sich sorgsam aufstapeln, sonst bist du nicht so reinlich, das muss ich nun doch sagen, gestern fand ich drei wochen alte socken unter deinem bett, aber abwaschen liegt dir, wenn du mir durchs haar fährst mit deinen geröteten, heißen händen und mich zum schaudern bringst, manchmal denke ich du wäschst nur deshalb gern ab, das saubere geschirr ist nur ein abfallprodukt, von abfall hälst du aber viel, das weiß ich, da du mich magst, vielleicht sogar liebst, aber oft benutzt du das l-wort nicht, lieber abfall als urigen kosenamen, ich frage mich ob mir im sommer maden aus den ohren fallen werden, deine spülhände, sie gehen mir einfach nicht aus dem kopf, viel eher gehen sie immer tiefer, jedesmal wenn du mich berührst, manchmal nimmst du meine hände mit ins spülwasser und stets erschrecke ich wie heiß es ist, doch der schmerz ist nicht lang, der schmerz lässt nach, deshalb hat er einen sinn, deshalb ist er sogar erstrebenswert, das große und ganze sagst du wieder, dabei stecken deine hände in schaumfäustlingen, die deine gestik zensieren, sei alltäglich und vor allem einfach, das darf man nicht vergessen, denn wer nur an sterne, gesetzte, prinzipien und ideale denkt, verliert das schwere vor den augen und wägt das leichte als seine einzige last, dein aufspringender zeigefinger feuert eine schaumsalve richtung decke, sie landet anschließend auf meinem kopf, war das glück oder absicht geht mir durch den kopf, plötzlich legst du deine hand an meine wange, die hitze zuckt durch bis in die knochen, mir fehlt das salz ist dein kommentar, ich stolpere in gedanken, drei schritte zurück, wo hab ich aufgehört zuzuhören, du lächelst, ich grinse verschmitzt, hoffe ich, damit bekomm ich dich immer rum, dann bist du wieder an der spüle, philosophieren und abwaschen, darin bist du gut, sag ich dir, doch du winkst ab, gegen das große und ganze sei das nichts als ein heißer tropfen auf einen kalten stein, nun bin ich an der reihe, ich trockne ab, das liegt mir, das handtuch in der einen hand den teller in der anderen, du schaust mir zu und ich erzähl dir vom großen und ganzen.

[Ilka-Maria]

Originelle Idee und gut geschrieben. Gerne gelesen.

[Uldo Posch]

...sehr dynamischer Text, dafür gebührt Dir ein Kompliment... Prädikat: wertvoll! Da mehr als nur lesenswert.

[Neny]

Hallo Ilka & Uldo,

vielen Dank für euer Lob und freut mich ungemein das es euch gefällt, vorallem da ich den Text selbst mag, was mir nicht sehr oft passiert ^^.

Grüße Neny