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Alt 01.07.2015, 21:47   #1
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
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Beiträge: 955


Standard Selbstachtung

"Hast du geweint?"
"Nein! Und wenn, würde ich es dir nicht sagen."
"Wieso nicht?"
"Schon vergessen? Jungs weinen nicht."
"Was für ein blöder Spruch..."
"Aber ich will nicht, dass mich jemand so sieht!"
"Auch ich nicht?"
"Gerade du nicht. Lass mich in Ruhe! Sieh mich nicht so an!"
"Mit mir kann du doch alles teilen. Ich bin immer für dich da."
"Ausgerechnet du?!"
"Ja ich, sicher. Ich lebe nur für dich. Mir kannst du alles anvertrauen."
"Das haben die anderen auch gesagt."
"Wir sind unzertrennlich, für immer miteinander verbunden. Ich werde dich nie verlassen."
"Und was macht dich besser als sie?"
"Nicht besser - anders. Ich bin dein Spiegelbild."
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Alt 01.07.2015, 23:51   #2
männlich Jeronimo
gesperrt
 
Dabei seit: 10/2011
Alter: 70
Beiträge: 4.237


Finde ich sehr interessant. Vor allem, weil man die Pointe nicht vor der letzten Zeile ahnt.
Und gar nicht lustig. Wer schaut sich schon gerne beim Weinen im Spiegel zu?
Hat mir sehr gefallen.

Jeronimo
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Alt 03.07.2015, 20:45   #3
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220


Ich.

MFG

PS: Hat mich auch inspiriert zu Wer! Gegen jedes Verständnis natürlich, so wie hier, wo das Spiegelbild doch nur metaphysischer raison d`etre ist.
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2015, 21:09   #4
Thing
R.I.P.
 
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Beiträge: 34.998


Standard Hallo, Stachel -

Zitat:
Zitat von Stachel Beitrag anzeigen
"Hast du geweint?"
"Nein! Und wenn, würde ich es dir nicht sagen."
"Wieso nicht?"
"Schon vergessen? Jungs weinen nicht."
"Was für ein blöder Spruch..."
"Aber ich will nicht, dass mich jemand so sieht!"
"Auch ich nicht?"
"Gerade du nicht. Lass mich in Ruhe! Sieh mich nicht so an!"
"Mit mir kann du doch alles teilen. Ich bin immer für dich da."
"Ausgerechnet du?!"
"Ja ich, sicher. Ich lebe nur für dich. Mir kannst du alles anvertrauen."
"Das haben die anderen auch gesagt."
"Wir sind unzertrennlich, für immer miteinander verbunden. Ich werde dich nie verlassen."
"Und was macht dich besser als sie?"
"Nicht besser - anders. Ich bin dein Spiegelbild."

Irgendwie kommt dieser innere Mono-Dialog bei mir nicht so ganz an.
Ist sich wirklich jemand ein Spiegelbild?
Vor allem: Mit einer derartig negativen Widerspiegelung:
"Ausgerechnet Du?"

Und wozu die betonte Unterscheidung zwischen dem Ich-Du und den "andren"? Das ist doch normal.

Ich selbst kann, als Zwilling, den Dialog auf das tägliche Leben übertragen.
Den Monolog nicht.
In einem anderen Gedicht hier wurde dieses Zwiegespräch mit sich selbst schlüssiger und besser nachvollziehbar geschildert.
Der vorletzte Vers leuchtet mir nicht ein - warum sollten solche Kriterien eine Rolle spielen, nachdem nirgendwo vorher die These des Besserseins "Anderer" aufgestellt wurde?


LG
Thing

Ich wollte die beiden Stimmen per Kursiv-Schreibung voneinander absetzten, aber das klappt scheinbar nicht bei Zitaten.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2015, 21:53   #5
Stachel
 
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Ort: Niederrhein
Beiträge: 955


Zitat:
Zitat von Jeronimo Beitrag anzeigen
Finde ich sehr interessant. Vor allem, weil man die Pointe nicht vor der letzten Zeile ahnt.
Und gar nicht lustig. Wer schaut sich schon gerne beim Weinen im Spiegel zu?
Hat mir sehr gefallen.

Jeronimo
Ja, wir mögen uns nicht immer selbst leiden. Das kennt wohl fast jeder. Dabei ist es doch (in gewissen Grenzen) Voraussetzung dafür, dass wir andere lieben können.
Ich freue mich sehr darüber, dass es dir gefallen hat.

Freundliche Grüße vom
Stachel
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Alt 03.07.2015, 22:15   #6
Stachel
 
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Ort: Niederrhein
Beiträge: 955


Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Ist sich wirklich jemand ein Spiegelbild?
Was meinst du damit "sich ein Spiegelbild sein"?
Jeder hat zumindest ein Spiegelbild und vermutlich geht auch fast jeder mal mit sich (mit oder ohne Spiegel, aber mit ist einfacher) in Zwiegespräch.

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Und wozu die betonte Unterscheidung zwischen dem Ich-Du und den "andren"? Das ist doch normal.
Ehrlich? Ich finde es in dieser Konsequenz eher schizophren. Aber es ist ein Stilmittel, um einen inneren Monolog als Dialog darzustellen.

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Ich selbst kann, als Zwilling, den Dialog auf das tägliche Leben übertragen.
Den Monolog nicht.
Genau, das ist sozusagen der Clou daran. Es ist einfach, solche Gespräche mit anderen zu suchen, aber die Thematik Selbstachtung (und auch Selbstkritik) wirklich mit sich selbst auszumachen, hier wie gesagt mit dem Stilmittel paraphrasiert, ist nicht selbstverständlich. Es geht dabei auch um das sprichwörtliche "sich selbst an die Nase fassen". Selbstachtung kann man nicht von anderen bekommen. Sie können einem allenfalls dabei helfen.

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
In einem anderen Gedicht hier wurde dieses Zwiegespräch mit sich selbst schlüssiger und besser nachvollziehbar geschildert.
Joa, Link wäre schön, zumindest, sofern das in die Diskussion eingebracht werden soll. Ansonsten hast du hier nur, wie so oft, gesagt, das anderes besser ist. Der Informationsgehalt dessen ist in Bodennähe angesiedelt.

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Der vorletzte Vers leuchtet mir nicht ein - warum sollten solche Kriterien eine Rolle spielen, nachdem nirgendwo vorher die These des Besserseins "Anderer" aufgestellt wurde?
Mir leuchtet das Problem nicht ein. Der Dialog hat doch starke Hinweise darauf, dass hier Kränkungen durch andere erfolgt sind, oder kommen die für dich nicht richtig durch? "Besser" ist hier z.B. auch zu verstehen als "vertrauenswürdiger".

Freundliche Grüße vom
Stachel
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Alt 03.07.2015, 22:33   #7
Stachel
 
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Zitat:
Zitat von Poesieger Beitrag anzeigen
PS: Hat mich auch inspiriert zu Wer! Gegen jedes Verständnis natürlich, so wie hier, wo das Spiegelbild doch nur metaphysischer raison d`etre ist.
... und ich danke dir für den Hinweis darauf. Schön, dass du dich hast inspirieren lassen. :-)

Aber warum "metaphysischer Existenzgrund"? Und gegen wessen Verständnis?

Freundliche Grüße vom
Stachel
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