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Alt 05.03.2014, 22:21   #1
weiblich Litteralia
 
Dabei seit: 01/2013
Beiträge: 538


Standard Glasmädchen

Sie saß auf dem Schulhof, abseits von den anderen, beobachtete stillschweigend das bunte Treiben, starrte dann voll Sehnsucht gen Himmel, wünschte, fliegen zu können, wünschte, frei zu sein, und starrte danach auf den Boden, betrachtete das frische Gras, betrachtete das Leben.
Und starrte sie geradeaus, verlor sich in der Ferne.
Und als sich dann in ihr Sichtfeld ein paar ihrer Mitschüler drängten, die ihren in die Ferne gerichteten Blick belächelten und hinter vorgehaltenen Händen darüber redeten, blickte sie wieder gen Himmel und wünschte, dass der Tag sich der Nacht hingab und die Bilder ihrer Mitschüler von den Bildern ihrer Traumwelt fortgespült würden.
Als das erste Klingeln den nahenden Unterricht ankündigte, erhob sie sich langsam und schritt unter belustigten Blicken in das Schulgebäude. Sie hörte die abwertenden Bemerkungen und nahm sie in sich auf, ohne Gefühle zu zeigen, und nahm sie sich zu Herzen, ohne Schmerz zu zeigen, und nahm sie sich geistlich vor, ohne Verachtung zu zeigen.
Sie zeigte gar nichts, obwohl alle dachten, dass sie alles zeige.
Sie war unsichtbar, weil zu viele Farben in ihrem Inneren tobten, als dass Gewöhnliche sie hätten erfassen können.

Nachdem das letzte Klingeln des Tages das Ende der Schulwoche angekündigt hatte, sprang ein Großteil ihrer Mitschüler auf, während sie sich gemächlich erhob, und erhobenen Hauptes aus dem Schulgebäude schritt, nur, damit sie im Schatten des imposanten Baus in sich zusammenfallen konnte.
Während die Woche ihr gläsernes Antlitz mit lauter Steinschlägen bestückte, bemühte sie sich, an ihren freien Tagen diese kleinen Kerben mit Verschlossenheit und Kälte zu decken.

Und während sie zusammensank, blickte sie voll Sehnsucht gen Himmel, wünschte, fliegen zu können, wünschte, frei zu sein, und starrte danach auf den Boden, betrachtete das frische Gras, betrachtete das Leben.
Und sie starrte geradeaus, verlor sich in der Ferne. Und während die Scherben ihrer Fassade ihr Blickfeld zerstachen, sank sie in die tröstende Umarmung der Nacht und verlief sich in ihren Träumen.
Litteralia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2014, 19:33   #2
männlich Joergson
 
Dabei seit: 03/2014
Ort: NRW
Beiträge: 6


Eine sehr interessante Geschichte über ein Mädchen welches Gomobbt wird und als Folge dessen depresiv wird. Wenn ich mit meiner Einschätzung falsch liege dann korrigiere mich bitte.

Geändert von Joergson (07.03.2014 um 00:44 Uhr)
Joergson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2014, 20:15   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.115


Ich kann mich dem Urteil meines Vorkommentators nur bedingt anschließen, denn sonderlich interessant finde ich die Geschichte nicht. Es passiert kaum etwas in ihr, und der seelische Zustand der Hauptfigur ist mager und oberflächlich beschrieben.

Was mir trotzdem gefällt, ist die saubere, klare Sprache des Textes. Deshalb ist er mir wert, mich mit ihm zu beschäftigen. In Deiner Altersklasse kommen im Forum nicht oft Texte vor, die von der Beherrschung der Muttersprache zeugen und größtenteils fehlerfrei geschrieben sind.

Deshalb ist es schade, dass Deine Schilderung an gewissen Ungenauigkeiten leidet. Ich will es am Beispiel der ersten Sätze verdeutlichen:

Zitat:
Sie saß auf dem Schulhof, abseits von den anderen, beobachtete stillschweigend das bunte Treiben, starrte dann voll Sehnsucht gen Himmel, wünschte, fliegen zu können, wünschte, frei zu sein, und starrte danach auf den Boden, betrachtete das frische Gras, betrachtete das Leben.
Und starrte sie geradeaus, verlor sich in der Ferne.
Und als sich dann in ihr Sichtfeld ein paar ihrer Mitschüler drängten, die ihren in die Ferne gerichteten Blick belächelten und hinter vorgehaltenen Händen darüber redeten, blickte sie wieder gen Himmel und wünschte, dass der Tag sich der Nacht hingab und die Bilder ihrer Mitschüler von den Bildern ihrer Traumwelt fortgespült würden.
"Sie saß auf dem Schulhof, abseits von den anderen ..."

Wo genau saß sie denn nun? Gab es Bänke, saß sie auf der Treppe zum Schulgebäude, oder saß sie gar auf dem Boden? Das letzte kann ich mir nicht vorstellen. Und wer sind die "anderen"? Mädchen aus derselben Klasse? Oder aus einer anderen Klasse? Eine Gruppe, die eine kleine "Wer-geht-mit-mir"-Bande bildet?

"... betrachtete sie das bunte Treiben ..."

Was ist das für ein "buntes Treiben"? Prügeln sich irgendwelche Schüler? Sammeln sich Klassenkameraden, um beim Klingeln gemeinsam die Treppe des Schulgebäudes hinauf zu gehen? Tauschen sie sich über ihre Hausaufgaben aus? "... buntes Treiben ..." ist zu vage und besagt gar nichts.

"... betrachtete das frische Gras, betrachtete das Leben."

Was für eine Art von Leben? Das Gras, wie es bereits stattlich hochgewachsen ist und bald eines Schnitts bedarf? Oder die Insekten, die sich darin tummeln? Und wieso gibt es im Schulhof Gras bzw. einen Rasen? Solche Schulhöfe habe ich nicht gesehen, aber ich kann nicht ausschließen, dass manche von ihnen aus einem Rasen bestehen.

"... und hinter vorgehaltenen Händen darüber redeten ..."

An diesem Satzteil ist an sich nichts falsch, aber "darüber reden" kann stilistisch plastischer ausgedrückt werden. Deshalb nur als Anregung: "und tuschelten hinter vorgehaltenen Händen über sie ...".

Nochmal im Zusammenhang:

Zitat:
Sie hatte sich von der Gruppe ihrer Mitschülerinnen, die sich gegen sie verschworen hatten, abgesondert und auf das Mäuerchen gesetzt, das den Schulhof vom Nachbargrundstück trennte. Von dort beobachtete sie eine Weile still, wie nach und nach die Schüler eintrafen und sich über ihre Hausaufgaben unterhielten oder einfach nur miteinander scherzten. Dann starrte sie voll Sehnsucht gen Himmel, wünschte, fliegen zu können, wünschte, frei zu sein, und starrte danach hinüber auf das Nachbargrundstück, betrachtete das frische Gras vor dem Haus, betrachtete das Leben und dachte darüber nach, wie es für das Gras wohl sein mochte, sich durch die Erde ins Freie zu quälen und endlich den Wolken entgegenzuwachsen.

Aber wenn sie geradeaus starrte, verlor sich ihr Blick in der Ferne.
usw. usw.

Es gibt eine Faustregel für Autoren: Nicht aufzählen, sondern zeigen. Oder anders gesagt: Beim Lesen muss im Kopf ein Film entstehen.

Und bevor ich es vergesse: Willkommen im Forum!

Besten Gruß
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.03.2014, 00:43   #4
männlich Joergson
 
Dabei seit: 03/2014
Ort: NRW
Beiträge: 6


nun ja vieleicht erkläre ich mal in einem kurzen Satz mein Urteil.

ich finde,dass in dem Text viel Potential steckt und dass er für jemanden in diesem recht jungen Alter doch schon gut geschrieben ist.
Joergson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.03.2014, 19:12   #5
weiblich Litteralia
 
Dabei seit: 01/2013
Beiträge: 538


Hallo Joergson, hallo Ilka-Maria,

ich danke euch zunächst für das Lesen der Geschichte.
Ja, Joergson, Du hast sie richtig interpretiert.

Liebe Ilka-Maria,

Dir danke ich besonders für das ausführliche Feedback und die nette Kritik!
Ich muss wohl noch ein bisschen üben, genau zu schildern, aber werde mal probieren, die Geschichte zu überarbeiten. Vielleicht klappt es ja einigermaßen.

Und bevor ich es vergesse: danke für den lieben Willkommensgruß

Liebe Grüße!
Litteralia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.03.2014, 21:16   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.115


Zitat:
Zitat von Litteralia Beitrag anzeigen
Ich muss wohl noch ein bisschen üben, genau zu schildern, aber werde mal probieren, die Geschichte zu überarbeiten. Vielleicht klappt es ja einigermaßen.
Das klappt bestimmt. Ich glaube schon, dass Du das richtige Gefühl für eine Geschichte hast. Mein Eindruck beim Lesen war eher, dass Du Dich beim Schildern selbst ein wenig gebremst hast aus Sorge, man könnte Dir Geschwafel unterstellen. Das kann ich gut verstehen, wenn man in einem Forum neu ist. Aber solche Hemmungen solltest Du überwinden. Ich wünsche Dir guten Erfolg.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2014, 19:21   #7
openminded
 
Benutzerbild von openminded
 
Dabei seit: 02/2014
Alter: 26
Beiträge: 180


Zitat:
Zitat von Litteralia Beitrag anzeigen
Und sie starrte geradeaus, verlor sich in der Ferne. Und während die Scherben ihrer Fassade ihr Blickfeld zerstachen, sank sie in die tröstende Umarmung der Nacht und verlief sich in ihren Träumen.
Und während die Scherben ihrer Fassade ihr Blickfeld zerstachen...
der Satz gefällt mir sehr in seinem Klang und seiner Wirkung
Anstatt verlief würde ich verlor bevorzugen, aber dass ist Geschmackssache.
Insgesamt gelungen, aber ausbaufähig. Mehr Details würden den Leser näher an das Mädchen heranführen, zu viele offene Fragen. Vielleicht war genau das beabsichtig, so allerdings "legt man den Text doch wieder schnell zur Seite".
Beziehst du den Text auf dich selbst? Dann versuch jemanden zu findem, dem du dich anvertrauen kannst. Eine ewige Fassade kostet zu viel Kraft, trau dich, du selbst zu sein! Viel Glück, openminded
openminded ist offline   Mit Zitat antworten
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